Südafrika

Hummus vor dem Kadi

Verstoßen Judentum und Islam gegen die Verfassung? Ja, meint eine christliche Gruppe in Südafrika, zumindest, wenn es zur Etikettierung von Lebensmitteln kommt. »Koscher« und »Halal« verletzen die Rechte der christlichen Mehrheit, geht es nach der National Association and Coalition of Christian Groups and Individuals for Practical Equality and Protection of Constitutional Rights (NCCGI).

Klage »Südafrika besteht zu 98 Prozent aus Christen«, sagt Sprecher Philip Groenstein, »die finanzieren über die religiösen Aufkleber an Lebensmitteln islamische und jüdische Aktivitäten und tragen so zu ihrem Einfluss bei.« Die NCCGI reichte kürzlich eine Klage beim Obersten Gerichtshof in Pretoria ein. Das Gesundheitsministerium und das National Consumer Tribunal (NCT) sollen so gezwungen werden, die Etikettierung als »verfassungswidrig« zu erklären.

Die Antwort folgte prompt. Nun sieht sich der Verein einer Einheit von Juden, Muslimen, Hindus und mehreren christlichen Kirchen gegenüber. »Der Versuch der Gruppe ist religiöse Intoleranz und Engstirnigkeit – verpackt in eine Klage«, sagte Darren Sevitz, der Geschäftsführer der Union of Orthodox Synagogues (UOS) im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.

Die UOS hatte eine Umfrage unter Lebensmittelproduzenten durchgeführt. Dabei habe man herausgefunden, dass die Kosten für die Etikettierung nicht an die Kunden weitergegeben werden. Vor Gericht versicherte auch die Tochter des Handelsriesen Kraft Foods und Africa Spice Limited, dass sie die Zertifizierung von einem gesonderten Budget finanziere.

Anwälte Sevitz sagt, er sehe keine Möglichkeit, dass die NCCGI den Fall gewinnen werde. »Unsere Anwälte sind mit dem Fall vertraut, und wir fühlen uns bei ihnen in guten Händen.« Die UOS ist neben dem islamischen United Ulama Council of South Africa die zweite Partei, die gegen ein Etikettierungsverbot vor Gericht aussagte. Hinzu kommen hinduistische und sogar christliche Gemeinschaften. Die Shembe-Kirche und die Internationale Vereinigung christlicher Kirchen, die zusammen mehr als sieben Millionen Mitglieder zählen, erklärten: »Wir haben nichts gegen eine religiöse Zertifizierung.«

David Jacobson, der Chef des South African Jewish Board of Deputies (SAJBD) in Kapstadt, ist erstaunt, dass es der Fall überhaupt bis vors Gericht geschafft hat. »Es ist bedauerlich, dass trotz unserer Vorzeigeverfassung, die Minderheiten schützt, immer noch so viel Gefühllosigkeit rund um Religion und Kultur herrscht.« Darren Sevitz von der UOS ist überzeugt, das Gericht werde nicht über die »multikulturelle und multireligiöse Demokratie« hinweg entscheiden, in der die Südafrikaner heute leben.

Sevitz’ Kollege Billy Gundelfinger kann der Klage indes etwas Positives abgewinnen: »Oft schreibt man jüdischen und muslimischen Südafrikanern gegenseitige Feindseligkeit zu. Aber jetzt stehen wir Seite an Seite, um unsere religiösen Rechte zu verteidigen.«

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert

Australien

16 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Australien ist im Schockzustand: Zwei Attentäter schossen am Sonntag auf Juden, die sich in Bondi Beach zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025 Aktualisiert

Australien

Judenfeindlicher Terroranschlag in Sydney: Zwei Personen in Polizeigewahrsam

Die Polizei ruft nach dem Angriff in Sydney dazu auf, das Gebiet des Angriffs weiter zu meiden. Der Einsatz dauere an

 14.12.2025

Terror

Medienberichte: Terroranschlag in Australien bei Chanukka-Feier

Die Polizei warnt vor einem »sich entwickelnden Vorfall« am Bondi Beach. Ersten Berichten zufolge soll das Ziel ein Chanukka-Fest gewesen sein. Australische Medien berichten von mehreren Opfern

von Denise Sternberg  14.12.2025 Aktualisiert