Schweiz

Hitler auf der Rütli-Wiese

Rütli-Wiese Foto: Thinkstock

Ein Rechtsextremist hebt an einem öffentlichen Ort die rechte Hand zum bekannten Hitlergruß und wendet sich so an die Umstehenden. Ein kantonales Gericht in der Innerschweiz verurteilt den Mann daraufhin wegen »Rassendiskriminierung« zu einer Geldbuße.

In vielen Ländern gäbe es an einem solchen Urteil nichts zu rütteln. Das allerdings gilt nicht für die Schweiz. Die Richter am Bundesgericht in Lausanne, dem höchsten Gericht des Landes, hoben das Urteil kurzerhand auf – und sprachen den Hitleranhänger frei. Für sie ist selbst durch ein öffentliches Bekenntnis zum Nationalsozialismus der Tatbestand der »Rassendiskriminierung« nicht hinreichend erfüllt.

ideologie
Der potenzielle Täter müsse vielmehr seine rechtsextreme Ideologie »aktiv verbreiten« oder öffentlich dafür werben, schrieben sie. Allein durch das Zeigen des Hitlergrußes würden Unbeteiligte noch nicht mit einschlägiger politischer Propaganda belästigt.

Nicht überraschend mussten die obersten Schweizer Richter für dieses Urteil (neben unvermeidlichem Applaus von ganz rechter Seite) auch viel verbale Prügel einstecken: »Brutaler und unmissverständlicher kann ein Symbol nicht sein«, schrieb beispielsweise der Zürcher Tages-Anzeiger über den durchgestreckten rechten Arm, an dem die Bundesrichter nichts Schlimmes finden können. Der israelische Botschafter in der Schweiz kritisierte das Urteil ebenso wie Vertreter des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG).

Nazisymbole Ausländische Medien fragen, wie in der Schweiz ein solches Urteil möglich sein kann. Sie übersehen dabei allerdings zum einen, dass die Schweiz beim Verbot von Nazisymbolen immer wieder große Zurückhaltung zeigt, weil die Behörden die Meinungsfreiheit höher gewichten als offensichtliche historische Erkenntnisse.

Zum anderen wurde im Nachgang des Urteilsspruches bekannt, dass zwei der fünf Lausanner Richter Mitglieder der Schweizerischen Volkspartei (SVP) sind – einer Partei, die das seit knapp 20 Jahren geltende Anti-Rassismus-Gesetz liebend gern abschaffen würde und das auch immer wieder sagt.

Geschichtsbewusstsein haben die Richter mit ihrem Urteil – in vielerlei Hinsicht – nicht an den Tag gelegt. Denn der Rechtsextremist zeigte den Hitlergruß vor vier Jahren auf der Rütli-Wiese, die gemeinhin als Geburtsort der Schweiz gilt – und als Hort des Antifaschismus: Hier versammelte 1940 nach der Kapitulation Frankreichs General Henri Guisan seine Offiziere, um sie zum unbedingten Widerstand gegen Nazi-Deutschland einzuschwören. Für Schweizer Nazis ist dies schon deshalb ein Ort der Provokation.

Großbritannien

Der grüne Populist

Zack Polanski ist der neue Chef der Grünen. Möglicher Partner: ausgerechnet Jeremy Corbyn

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  18.09.2025

Belgien

Grabschändung am Todestag

Das Grab des jüdischen Politikers Jean Gol in Lüttich wurde genau 30 Jahre nach seinem Tod geschändet. Gols Tochter sieht einen eindeutigen Zusammenhang zum Nahostkonflikt

 18.09.2025

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025