Schweiz

Helfer mit Töff

Will möglichst vor dem Rettungswagen da sein: einer der fünf Basler Freiwilligen Foto: Hazoloh

In Metropolen wie London oder New York, wo viele Juden leben, gehören die orthodoxen Rettungssanitäter von Hazoloh in einigen Vierteln schon seit Jahrzehnten zum Straßenbild. Die Idee dabei ist wohl hauptsächlich, dass innerhalb der gut vernetzten jüdischen Bevölkerung bei medizinischen Notfällen möglicherweise schneller Hilfe geholt werden kann. Doch Hazoloh möchte seine Unterstützung grundsätzlich allen Bevölkerungskreisen anbieten.

In der Schweiz konzentrierte sich Hazoloh bislang auf die Stadt Zürich, in der auch die meisten Juden leben. Die Organisation besteht dort seit beinahe 30 Jahren. Das Konzept von Hazoloh, in einem medizinischen Notfall möglichst schnell ausrücken zu können, um vor Ort Erste Hilfe zu leisten, scheint nur dann überhaupt möglich, wenn die Organisation über eine gewisse Größe verfügt.

Nun weicht Hazoloh aber erstmals von diesem Konzept ab. In Basel, wo es zwar zwei jüdische Gemeinden gibt, der jüdische Bevölkerungsanteil aber dennoch sehr klein ist, wurde vor einigen Monaten ein Ableger von Hazoloh geschaffen. »Wir vergleichen uns nicht mit Städten, die einen viel größeren jüdischen Bevölkerungsanteil haben, sondern passen das Konzept von Hazoloh auf eine kleinere Stadt entsprechend an«, sagt Aron Orzel, Präsident von Hazoloh Basel. Orzel selbst und fast alle weiteren Hazoloh-Mitarbeiter sind Mitglieder der orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft (IRG).

Handy-App Die fünf Freiwilligen, die auf ehrenamtlicher Basis für Hazoloh in Basel arbeiten, konzentrieren sich auf das Alarmierungssystem. Mittels einer Handy-App sollten die Hazoloh-Leute erreichbar sein und bei einem Notfall nach Möglichkeit einige Minuten schneller eintreffen können als die staatlichen Rettungsfahrzeuge, was unter Umständen Leben bewahren kann.

»Es geht uns aber keinesfalls darum, die Rettung zu ersetzen«, sagt Orzel. Im Normalfall würden seine Leute deshalb immer »einen Schritt zurück treten«, sobald die hauptberuflichen, staatlichen Sanitäter eingetroffen sind. Es sei denn, so Orzel weiter, das medizinische Know-how der Hazoloh-Mitarbeiter sei ausdrücklich gefragt, was immer wieder vorkomme.

Das bestätigt Daniel Fringeli, Geschäftsführer von LifeSupport. Die Notfall-Organisation schult jedes Jahr zahlreiche freiwillige Notfallhelfer, darunter auch die von Hazoloh. Die Schulung der Hazoloh-Mitarbeiter laufe etwas anders als üblicherweise, sagt Fringeli, »denn diese Leute bringen schon ein großes und umfangreiches Vorwissen mit«. Das kommt daher, dass alle fünf Basler Hazoloh-Mitarbeiter keine medizinischen Laien sind. Sie wurden bei der Hilfsorganisation Magen David Adom (MDA) in Israel ausgebildet und kamen auch mit Rettungsfahrzeugen zum Einsatz.

Motorrad Hazoloh Zürich leistet in Basel eine Art Aufbauhilfe, für die Orzel sehr dankbar ist: »Wir freuen uns, davon profitieren zu können.« Wie in anderen Großstädten verfügt Hazoloh auch in Zürich über einen Rettungswagen. Dies macht die Einsätze etwas einfacher. In Basel sei so etwas momentan nicht geplant, sagt Orzel: »Wir sind zurzeit mit Motorrädern unterwegs« – mit Töffs, wie die Schweizer sagen. Im kleinräumigen und überschaubaren Basel genüge das. Und mit durchschnittlich einem Einsatz pro Woche brauche dies auch nicht ausgebaut zu werden, findet Orzel.

Dementsprechend gab es bisher auch kaum Medienberichte über die neue Organisation in Basel – was allen Beteiligten nicht unlieb ist. Denn Hazoloh möchte eher im Stillen helfen, ganz im Sinne des zentralen Gedankens der jüdischen Religion, dass, wer ein Menschenleben bewahre, eine ganze Welt rettet.

Der Vorfall ereignete sich vergangene Woche im AZ Zeno Campus-Krankenhaus in Knokke-Heist in Belgien.

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