USA

Gefahr im Blick

Das amerikanische Heimatschutzministerium geht zum ersten Mal eine Partnerschaft mit einer Religionsgemeinschaft ein und arbeitet mit jüdischen Organisationen zusammen, um das Gefahrenbewusstsein zu erhöhen. Im Zuge der Kampagne »Wenn Sie etwas sehen, sagen Sie es« sollen im ganzen Land Plakate und entsprechende Bekanntmachungen in Synagogen, jüdischen Gemeindezentren und Einrichtungen verteilt werden.

Ziel ist es, innerhalb der jüdischen Gemeinschaft die Wachsamkeit für verdächtiges Verhalten zu erhöhen und den Leuten einzuprägen, ihre Beobachtungen der nächstgelegenen Polizeistation zu melden. Die Umsetzung der Kampagne hat bereits begonnen und soll in den kommenden Monaten fortgesetzt werden.

»Eines der Hauptziele der Kampagne ist es, die Menschen aufzurufen, nicht ängstlich, sondern wachsam zu sein«, erklärt John Cohen, leitender Beamter im Heimatschutzministerium. »Die Menschen wissen, wer zu ihrer Gemeinde gehört, sie sehen, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll. Was wir nicht wollen, ist, dass die Öffentlichkeit darüber entscheidet, ob etwas auf einen terroristischen Akt hindeutet.«

Anschlagspläne Das besondere Verhältnis der Homeland Security zu den jüdischen Gemeinden basiert auf der Erkenntnis, dass jüdische Einrichtungen mögliche Ziele von Anschlägen sind, so Cohen. Letzten Monat wurden zwei Männer verhaftet, die Bombenanschläge auf Synagogen in Manhattan geplant haben sollen. Und im Oktober vergangenen Jahres wurden in Frachtflugzeugen zwei Sprengstoffpakete entdeckt, die an Synagogen im Raum Chicago adressiert waren.

Im Prozess gegen drei der vier Männer, die überführt worden waren, 2009 Bombenattacken auf Synagogen in der Bronx vorbereitet zu haben, soll demnächst in New York das Urteil gesprochen werden.

Heimatschutzministerin Janet Napolitano traf am 10. Juni im Weißen Haus mit Vertretern jüdischer Organisationen zusammen, um über die neue Partnerschaft und geeignete Wege zu diskutieren, die Wachsamkeit in der jüdischen Gemeinschaft zu erhöhen. Dabei ging es um die Bedrohung, mit der sich die jüdische Gemeinschaft sowohl vonseiten radikaler Islamisten als auch rechtsextremer Gruppierungen konfrontiert sehe, berichtet David Harris, Direktor des American Jewish Committee.

verständnis Napolitano versteht »sehr gut, dass das, was diese beiden Gruppen verbindet, ein tief sitzender Hass ist«, bemerkt Harris. »Es ist folgerichtig, dass sie sich an die jüdische Gemeinschaft wendet und sagt: Lassen Sie uns zusammenarbeiten.«

Malcolm Hoenlein, stellvertretender Vorsitzender der Conference of Presidents of Major Jewish Organizations, meint, angesichts des gemeldeten Anstiegs von Drohungen, die nach der Tötung Osama bin Ladens durch US-Streitkräfte laut wurden, sei die neue Partnerschaft ganz besonders wichtig.

»Diese Kampagne ist eine Chance, normale Gemeindemitglieder zu mobilisieren, ihnen die Wichtigkeit von Sicherheitsmaßnahmen einzuschärfen und die Möglichkeit zu geben, selbst etwas zu tun«, sagt Hoenlein, der beim Treffen mit Napolitano ebenfalls dabei war.

Schwerpunkt der neuen Kampagne ist die Meldung verdächtiger Aktivitäten. Ein Auto, das auf seltsame Weise vor einer Synagoge geparkt ist, oder eine unbekannte Person, die Fotos macht, können Gründe sein, den Kontakt zur Behörde zu suchen, erklärt Cohen. Neben der Aufklärung der Öffentlichkeit wird die Heimatschutzbehörde für Sicherheitsverantwortliche ausführlichere Materialien und Anweisungen zur Verfügung stellen.

reaktionen William Daroff, Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit und Geschäftsführer beim Washingtoner Büro der Jewish Federations of North America, versichert, die Reaktionen der lokalen Gemeindevertreter auf die Kampagne seien durchweg positiv gewesen: »Die Vorsitzenden der jüdischen Gemeinden sind sich einig, dass jüdische Einrichtungen leider oft das Ziel von Angriffen darstellen.«

Mithilfe des Secure Community Network, einer von der Jewish Federations of North America unterstützten Initiative, wurde das Bildmaterial für die Kampagne speziell für die jüdische Gemeinschaft entwickelt. Auf einem der Plakate etwa ist ein herrenloser Rucksack in einem Flur gegen einen Tisch mit einem kunstvollen Davidstern gelehnt. Plakate und ähnliches Ma-
terial werden von regionalen jüdischen Verbänden in den einzelnen Gemeinden verteilt. Das Heimatschutzministerium wird die Kosten der Kampagne übernehmen.

programm Nach Aussage Cohens ist die Behörde bestrebt, das Programm auf andere Religionsgemeinschaften auszudehnen, einschließlich evangelikaler Christen und Mormonen. Partnerkampagnen mit einer ganzen Reihe von Organisationen existieren bereits, unter anderem mit der Bahngesellschaft für Personenverkehr Amtrak und regionalen Verkehrsbetrieben sowie innerhalb aller Gebäude der Washingtoner Regierung, die unter Bundesschutz stehen.

Die Kampagne »Wenn Sie etwas sehen, sagen Sie es« nahm ihren Anfang bei den New Yorker Verkehrsbetrieben und wurde auf das Land ausgedehnt. Paul Goldenberg, Geschäftsführer des Secure Community Network, sagt, das Programm sei hilfreich, um »das Bewusstsein für Gefahren zu heben«. Die Kampagne verschaffe »der Gemeinschaft die Möglichkeit, unmittelbar etwas für ihre eigene Sicherheit zu tun«, betont Goldenberg. »Das Programm soll dazu beitragen, Orte besser zu schützen, an denen jüdische Menschen zusammenkommen, um zu beten oder gesellig zu sein.«

Imanuels Interpreten (10)

Kenny G: Das Enfant Terrible des Jazz

Er ist der erfolgreichste Instrumentalmusiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  17.06.2025

Krieg in Israel

Rabbiner: Unterstützung für gestrandete Israelis in Europa

Sie können momentan nicht nach Israel zurück. Jüdische Gemeinden in Europa sind gebeten, sie mit Unterkünften und anderem zu unterstützen. In Gemeinden herrscht unterdessen große Besorgnis, auch wegen der Sicherheit

von Leticia Witte  16.06.2025

Nachruf

Der Lippenstiftverkäufer

Leonard Lauder, der aus dem von seinen Eltern gegründeten Kosmetikunternehmen Estée Lauder einen Weltkonzern machte, ist im Alter von 92 Jahren gestorben

von Michael Thaidigsmann  16.06.2025

USA

Farlir nur nit dein Hofenung

Wie ein schwarzer Kantor in den 1920ern New Yorks Juden verzauberte und sogar durch Europa tourte. Die unglaubliche Geschichte des Thomas LaRue, dessen Stimme erstmals wieder zu hören ist

von Nicole Dreyfus  15.06.2025

Nationaler Sicherheitsrat

Offizielle Warnungen für Israelis und Juden im Ausland

Wachsamkeit, Kooperation und Zurückhaltung. Der israelische Nationale Sicherheitsrat hat Warnhinweise für Israelis und Juden im Ausland veröffentlicht

 13.06.2025

Zürich

Israelhasser wollten Zürich zum Stillstand bringen

Am Donnerstagabend wollten »propalästinensische« Demonstranten durch die Zürcher Innenstadt ziehen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025 Aktualisiert

Bosnien und Herzegowina

Goldschmidt: Boykott von Rabbinertreffen ist »eine Schande«

Die Europäische Rabbinerkonferenz kann nicht in Sarajevo tagen. Grund ist der Boykottaufruf eines Ministers. Der CER-Präsident fordert nun Konsequenzen

von Michael Thaidigsmann  12.06.2025

New York

Weinstein in neuem Prozess wieder verurteilt

Der Schuldspruch gegen den ehemaligen Filmmogul im Jahr 2020 galt als Meilenstein – bis er 2024 überraschend kassiert wurde. Nun hat erneut eine Jury geurteilt, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

 12.06.2025

Belgien

Israelfeindliche Aktivisten stellen Hamas-Terror nach

Bei einem »Widerstandsfestival« in Brüssel wurde der Terror mit einem Theaterstück glorifiziert, es gab Hamas-Dreiecke; und Wassermelonen-Mandalas für Kinder

von Nils Kottmann  09.06.2025