Niederlande

Fünf Minuten mit …

Oberrabbiner der Niederlande: Binyomin Jacobs Foto: IPOR

Niederlande

Fünf Minuten mit …

Rabbiner Binyomin Jacobs über Selbstverteidigung und Sicherheit der Gemeinden

von Tobias Kühn  24.03.2015 21:40 Uhr

Herr Rabbiner, Sie haben kürzlich mit rund 100 Kollegen an einem Selbstverteidigungsworkshop teilgenommen. Was haben Sie dort gelernt?
Es war lediglich ein Nachmittag im Rahmen eines Rabbinerkongresses. Eines der Themen war die Sicherheit jüdischer Gemeinden. Mit dem Selbstverteidigungstraining hat man versucht, uns Rabbinern bewusst zu machen, wie wichtig Sicherheitsvorkehrungen in jüdischen Einrichtungen sind. Manche Rabbiner sind sich dessen nicht immer bewusst oder interessieren sich nicht dafür. Niemand verlangt von ihnen, sich selbst um die Sicherheit zu kümmern, aber sie sollten den Gemeindemitgliedern vermitteln, dass stärkere Vorkehrungen nötig sind.

Wie kommt es bei Rabbinern zu diesem blinden Fleck?
Ich sage nicht, dass alle Rabbiner sich grundsätzlich nicht für die Sicherheit interessieren. Manchmal tun sie es ja, und manche von ihnen sogar sehr. Aber sie tun es insgesamt noch zu wenig! Das sollte sich ändern, denn wir brauchen stärkere Sicherheitsvorkehrungen.

Rabbiner sind es gewohnt, sich eher verbal zu verteidigen.
Ja, das stimmt, meine Waffe ist das Wort. Aber wenn jemand einen Anschlag verüben will, dann helfen keine Worte mehr. Wir brauchen vor unseren Synagogen Polizei oder Militär. Es ist wie bei einer Schmerztablette: Sie ist nötig, weil sie das Symptom beseitigt – aber sie behebt nicht die Ursache. So ist es auch mit dem Antisemitismus in der Gesellschaft: Die Probleme, die dazu führen, dass wir unsere Synagogen bewachen müssen, können nur durch Bildung gelöst werden – durch Worte.

Sie selbst sind in letzter Zeit mehrmals Ziel von Angriffen geworden.
Lassen Sie mich ein wenig ausholen: Ich bin in Holland geboren, aber war in meiner Jugend lange Zeit im Ausland. Als ich vor etwa 40 Jahren in die Niederlande zurückkehrte, wäre es mir nicht im Traum eingefallen, dass mich eines Tages jemand »dreckiger Jude« nennt. So etwas war absolut undenkbar! Nun ist das zwar noch kein Angriff – aber wenn ein fünfjähriges Mädchen »dreckiger Jude« hinter mir herruft oder ein zehnjähriger Junge mir ins Gesicht sagt: »Hitler hätte dich getötet«, dann frage ich mich: Was werden diese Kinder tun, wenn sie eines Tages erwachsen sind? Aber zurück zu Ihrer Frage. Ja, es hat in letzter Zeit auch physische Angriffe auf mich gegeben: Innerhalb von vier Jahren wurden viermal Steine in die Fenster meiner Wohnung geworfen.

Denken Sie manchmal darüber nach, mit Krav Maga anzufangen?
Womit?

Mit Krav Maga, der israelischen Selbstverteidigungstechnik ...
Nein. Es gibt in etlichen Gemeinden Gruppen junger Männer, die neben der Polizei die jüdischen Einrichtungen bewachen. Wir Rabbiner sollten sie unterstützen, uns selbst aber nicht daran beteiligen. Ein Rabbiner hat nicht mit der Waffe herumzulaufen.

Mit dem Oberrabbiner der Niederlande sprach Tobias Kühn.

Russland

Der Vater der israelischen Rüstungsindustrie

Emanuel Goldberg war ein genialer Erfinder in der Weimarer Republik. Die Nazis sorgten dafür, dass er in Europa vergessen wurde. Doch bis heute macht der Mann aus Moskau Israel sicherer

von Leif Allendorf  20.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  18.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

"Stiller & Meara"

Abschied von den Eltern

Leinwandstar Ben Stiller hat eine erstaunlich persönliche Doku über seine berühmte Familie gedreht

von Patrick Heidmann  16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025