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Fünf Minuten mit

Hält Bienen am Rand von Los Angeles: Uri Laio Foto: Nitza Bernard

Herr Laio, die meisten Juden denken an Honig nur einmal im Jahr – an Rosch Haschana. Sie aber haben jeden Tag damit zu tun. Wie kamen Sie darauf, Imker zu werden?
Angefangen habe ich vor drei Jahren. Aber Bienen faszinieren mich schon seit meiner Kindheit. Als kleiner Junge ging ich manchmal hinaus aufs Feld und fing Bienen mit der Hand. Sie ließen es sich gefallen! Zwar wurde ich auch einmal gestochen, und es tat kurz weh, aber ich bin nicht allergisch.

Was fasziniert Sie an Bienen?
Ich mag alle Arten von Handwerk und Kunst, die mit der Landwirtschaft zu tun haben. Es beeindruckt mich, wie so ein Bienenstaat funktioniert, was für ein perfektes System der Arbeitsteilung diese Insekten entwickelt haben. Ich bin immer wieder aufs Neue darüber erstaunt, wie sie Nektar und Pollen in Honig und Wachs verwandeln und neue Generationen aufziehen. Eine Königin kann 1–2000 Eier am Tag legen – genauso viele Bienen schlüpfen an einem Tag, und ebenso viele sterben. Je mehr ich mich in das Thema hineinvertiefe, desto faszinierender finde ich es. Der Bienenstaat gibt so viele Rätsel auf – er ist ein Wunder!

Das hört sich an, als habe die Bienenzucht für Sie auch eine spirituelle Seite.
Ja, ich glaube, so geht es vielen Imkern: Bienen zu halten ist durchaus eine spirituelle Erfahrung.

Sie sind ein Chabad-Chassid. Gibt es eine Verbindung zwischen Chassidismus und Bienenzucht?
Vor 250 Jahren, in der Zeit des Baal Schem Tov, da waren unter den Chassidim in Osteuropa viele Gärtner und Handwerker. Von Imkern habe ich in den alten chassidischen Geschichten zwar noch nichts gelesen, aber die Bienenzucht gehört zweifelsohne in die Kategorie von Berufen, in denen die alten Chassiden gearbeitet haben. Als Imker ist man draußen in der Natur und kommuniziert mit Gott. Man denkt über die Komplexität der Natur nach und über die Erschaffung der Welt. Auch viele Figuren der Bibel – Moses, David, Abraham – fingen als Hirten an und waren draußen in der Natur unterwegs. Sie hatten viel Gelegenheit, über ihr Verhältnis zu Gott nachzudenken. Acker- und Gartenbau sind ein guter Nährboden für Spiritualität.

Honig kommt auch schon im Tanach vor.
Ja, da ist die Rede vom »Land, in dem Milch und Honig fließen«. Doch wie wir seit Raschi wissen, sind damit Dattelsirup und Mandelmilch gemeint.

Warum ist Honig koscher, obwohl es die Biene nicht ist?
Das ist eine traditionelle Frage. Es gilt ja eigentlich die Regel, dass etwas, das aus einem nichtkoscheren Tier kommt, auch nicht koscher ist. Aber der Honig stammt in dem Sinne nicht von der Biene, sondern sie nimmt den Nektar von Blüten auf, wandelt ihn um, lagert ihn ein und lässt ihn in den Waben reifen.

Wie viele Bienen haben Sie?
Es sind sechs Bienenstöcke, und in jedem leben 20-30.000 Bienen, je nach Jahreszeit. Alle sind »gerettete Bienen«. Das heißt: Wenn sich ein Bienenvolk bei uns in Los Angeles irgendwo in einer Garage oder einem Gartenhaus niederlässt, kann der Grundstücksbesitzer entweder einen Kammerjäger kommen lassen, der die Bienen tötet, oder er kann über eine Bienenretter-Hotline jemanden wie mich rufen. Ich komme, fange die Bienen ein und nehme sie mit.

Welche Honigsorten liefern Ihre Bienen?
Wildblütenhonig. Sie sammeln den Nektar von verschiedenen Blüten, zurzeit sind es vor allem Minze, Salbei, Thymian und Oregano. Vor ein paar Wochen waren es Tomatenblüten. Meine Bienenstöcke stehen eine halbe Autostunde nordwestlich vom Stadtzentrum auf einem kleinen biologisch-dynamischen Bauernhof, der von einer Waldorfschule bewirtschaftet wird.

Unterrichten Sie selbst auch dort?
Ich gebe hin und wieder einen Imker-Workshop. Ein paar Kinder haben inzwischen angefangen, selbst Bienen zu halten. Das macht mich glücklich – ich hätte als Kind auch gern diese Gelegenheit gehabt, aber meine Eltern hatten zu große Angst.

Mit dem Imker sprach Tobias Kühn.

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