Pessach

Frei per Gesetz

Davon können Juden in Deutschland und Europa nur träumen. In Argentinien haben jüdische Staatsbürger an Pessach vier Tage frei, während ihre Kollegen arbeiten müssen. Insgesamt kommen argentinische Juden auf sieben zusätzliche arbeitsfreie Tage – gesetzlich geregelt und bezahlt.

»Wir sind sehr zufrieden mit der Feiertagsregelung«, sagt Débora Kott, Justiziarin und Direktorin der juristischen Abteilung des Dachverbandes der jüdischen Gemeinden in Argentinien (DAIA). Das Gesetz ist eindeutig: »Arbeitsfrei ist für alle Einwohner Argentiniens, die sich zur jüdischen Religion bekennen, am jüdischen Neujahrsfest (Rosch Haschana) zwei Tage, am Versöhnungstag (Jom Kippur) einen Tag und am Pessachfest die ersten beiden und die letzten beiden Tage.«

Parlament Bereits seit anderthalb Jahrzehnten ist die Regelung in Kraft. Der inzwischen verstorbene Abgeordnete Claudio Ramiro Mendoza hatte sie 1995 dem Parlament vorgelegt. Sie wurde ohne große kontroverse Diskussion angenommen. Mendoza war Mediziner und hat sich mit Initiativen im Bereich der Sozialgesetzgebung und der Menschenrechte in Lateinamerika einen Namen gemacht.

Was im Land der Gauchos für Juden gilt, trifft ebenso auch für die Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften und für Einwanderer zu. So brauchen zum Beispiel Staatsbedienstete, Angestellte im öffentlichen Dienst und Schüler, die armenische Vorfahren haben, am 24. April nicht zu arbeiten. An diesem »Aktionstag für Toleranz und Respekt zwischen den Völkern« gedenkt Argentinien des Genozids an der armenischen Bevölkerung in der Türkei. Auch Muslime haben an religiösen Feiertagen per Gesetz frei: Zum Fest des Fastenbrechens, zum Opferfest und dem muslimischen Neujahrsfest bleiben sie zu Hause – während der Lohn weitergezahlt wird.

Minderheiten Weder in anderen Ländern Lateinamerikas noch in Europa haben die Parlamente derart großzügige Gesetze für religiöse und nationale Minderheiten verabschiedet wie in Argentinien. »Sie sind beispielhaft«, findet auch Kott.

Probleme damit gibt es äußerst selten. Mal glaubt eine Stadtverwaltung, den freien Tag nur dann zugestehen zu müssen, wenn er auch ausdrücklich beansprucht wird. Andere interpretieren das Recht als eine nette Geste, die sie nach Gutdünken zeigen wollen. Für Klarheit sorgte 1997 der Spruch des argentinischen Ombudsmann. Dieser stellte fest, »dass die jüdischen Feiertage mit den katholischen Festen vergleichbar sind«, sagt Kott. In diesem Jahr an Pessach haben Argentiniens Juden allerdings nur drei zusätzliche freie Tage. Denn der zweite Tag Pessach fällt auf Ostern.

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Hurrikan Melissa

»Ich habe seit einer Woche nicht geschlafen«

Wie ein Rabbiner vom Wirbelsturm in Jamaika überrascht wurde – und nun selbst Betroffenen auf der Insel hilft

von Mascha Malburg  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

New York

ADL will Mamdani unter Beobachtung stellen

Die Anti-Defamation League erwartet vom neugewählten New York Bürgermeister nichts Gutes. Jetzt hat die jüdische Organisation angekündigt, man werde genau hinschauen

 05.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  05.11.2025 Aktualisiert

Essay

Mamdanis demokratische Steigbügelhalter

Führende Politiker der Demokraten haben aus Opportunismus die Wahl des Israel-Hassers Zohran Mamdani zum New Yorker Bürgermeister ermöglicht - und so in Kauf genommen, dass aus Worten gegen Israel wieder Gewalt gegen Juden werden könnte

von Menachem Z. Rosensaft  05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025