Debatte

Europäische Rabbinerkonferenz verteidigt Felix Klein

War fast 30 Jahre lang Moskauer Oberrabbiner: Pinchas Goldschmidt Foto: dpa

Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Pinchas Goldschmidt, äußert sich entsetzt zur aktuellen Debatte über Antisemitismus in Deutschland.

Zudem verurteilt er die teils massiven Vorwürfe gegen den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein. Das geht aus einem am Freitag bekannt gewordenen Brief von Goldschmidt an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hervor.

FATAL »Die Vorwürfe gegen Felix Klein und der relativierende Umgang mit dem leider wieder grassierenden Antisemitismus, die in dem von mehr als 60 Wissenschaftlern, Schriftstellern und Künstlern unterzeichneten Brief geäußert wurden, haben die jüdische Gemeinschaft verletzt«, so Goldschmidt. Die Debatten gingen »am wirklichen Problem« vorbei. Damit werde Antisemiten nicht nur Vorschub geleistet, sondern »in fataler Weise« ignoriert, in welcher schwierigen Situation Europas Juden derzeit seien.

Juden in Europa seien dankbar, die Bundesregierung mitsamt Felix Klein bei der Bekämpfung des Antisemitismus und der Förderung jüdischen Lebens in Deutschland an ihrer Seite zu wissen, betont Goldschmidt.

Die vergangenen zwölf Monate hätten gezeigt, »wie physische und auch virtuelle antisemitisch motivierte Angriffe gegenüber der jüdischen Gemeinschaft zugenommen haben«. Der Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober habe eine neue Dimension von Gewalt an Juden und letztlich auch an der Gesellschaft markiert, betont Goldschmidt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Aus seiner Sicht wäre es sinnvoller gewesen, »diese traurigen Fakten seitens der Unterzeichner aus Kultur und Wissenschaft zu thematisieren und Strategien aufzuzeigen, wie diese unerträgliche Gewaltspirale gegen Juden wieder zurückgedreht werden« könne.

ISRAEL Stattdessen sei das Gegenteil erreicht worden: Man könne mit der Politik des Staates Israels einverstanden sein oder nicht - diese aber auf die hier in den »allermeisten« Fällen »sehr gerne« lebenden Juden zu projizieren, sei ein neuer Tiefschlag in der Antisemitismusbekämpfung.

Wünschenswert sei in Deutschland eine Debatte darüber, wie der Kern des Antisemitismus bekämpft werden könne, betont Goldschmidt. Er frage sich, »wie vor diesem Hintergrund, wie mit solchen irritierenden Debattenanstößen eigentlich das bevorstehende Festjahr ‚1700 Jahre Jüdisches Leben« begangen werden solle.

Die jüdische Gemeinschaft in Europa ist dankbar, die Bundesregierung mitsamt Klein bei der Bekämpfung des Antisemitismus und der Förderung jüdischen Lebens in Deutschland an ihrer Seite zu wissen, sagte Goldschmidt. Die CER schätze den »unermüdlichen Einsatz« Kleins. Die Zusammenarbeit mit ihm sei »immens wichtig«.

ZENTRALRAT Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte Klein zuvor auch schon gegen die Anfeindungen und Kritik in Schutz genommen. »Der Vorwurf, er unterdrücke Debatten oder wolle Kritiker der israelischen Regierung mundtot machen, ist haltlos und in unseren Augen auch respektlos«, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Offenen Brief von Zentralratspräsident Josef Schuster an Bundeskanzlerin Merkel.

Als Europäisches Rabbinat vertritt die CER mehr als 700 Rabbiner von Dublin bis Wladiwostok und damit die größten jüdischen Gemeinden Europas. Die CER tritt für die religiösen Rechte der Juden in Europa ein. Präsident der CER ist seit 2011 der Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt. kna/ja/epd

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025

Toronto

20 Mesuot aus Seniorenheim gestohlen

Die Polizei geht von einem Hassverbrechen aus

 09.12.2025

Frankreich

Aus Judenhass Gift ins Essen gemischt?

In Nanterre läuft der Prozess gegen eine 42-jährige Algerierin. Sie wird beschuldigt, während ihrer Tätigkeit als Kindermädchen bei einer jüdischen Familie Lebensmittel und Kosmetika absichtlich mit Seife und Haushaltsreiniger vermischt zu haben

 09.12.2025