Soziale Medien

»Eldorado eines jeden Antisemiten«

Moskaus Oberrabbiner und Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz Pinchas Goldschmidt Foto: imago images/Independent Photo Agency Int.

Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt verweist mit Blick auf einen steigenden Antisemitismus auf die Rolle der sozialen Medien.

Facebook, Twitter und andere seien verantwortlich für den Ausstoß ungeahnter Mengen an Falschinformationen, an Hassbotschaften und sogar an direkten oder verklausulierten Aufrufen zur Gewalt, schreibt Goldschmidt in seinem Gastbeitrag für den »Hauptstadtbrief« (Sonntag). »Diese Plattformen müssen das Eldorado eines jeden Rassisten und Antisemiten sein.«

HETZER Er warnt vor »digitalen Echokammern« und »Fake News« in den sozialen Medien, in denen wenige Hetzer ausreichten, um zu übelsten Gewalttaten anzustiften.

Goldschmidt, der auch Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER) ist, betont weiter, die besonders Leidtragenden dieser Hetze seien meist religiöse und ethnische Minderheiten, Geflüchtete oder Menschen, die anders aussehen oder denken würden als die Mehrheit. Auch Staat und Gesellschaft seien in Gefahr.

Mit Verweis auf die Polizeiliche Kriminalstatistik für Deutschland, die 2019 so viele judenfeindliche Vorfälle wie noch nie in den vergangenen 20 Jahren erfasst habe, stellt Goldschmidt fest, dass die hohen Fallzahlen des Antisemitismus in Europa und Nordamerika ursächlich mit dem Erfolg der sozialen Netzwerke zusammenhängen.

ANSCHLÄGE »Es gibt wahrscheinlich heute nicht mehr antisemitisch eingestellte Menschen als vor 20 Jahren. Aber sie sind heute lauter, treten selbstbewusster auf, werden mehr gehört, sind besser vernetzt und: Sie sind gefährlicher.« Die zahlreichen Anschläge auf Synagogen, Kirchen und Moscheen weltweit kämen »nicht von ungefähr«, so der Rabbiner.

Er kritisierte, dass sich die Betreiber vieler sozialer Netzwerke standhaft wehrten, »Fake News« und Hassbotschaften zu löschen. Dass ausgerechnet ein jüdischer Unternehmer wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nicht erkennen wolle oder könne, wohin ungebremster Hass und propagandistische Verleumdung von Gruppen führen könne, sei traurig und geschichtsblind, so Goldschmidt. kna/ja

USA

Gefeierte jüdische Weltkriegs-Spionin stirbt mit 105 Jahren

Marthe Cohn hat als Spionin im Zweiten Weltkrieg unzähligen alliierten Soldaten das Leben gerettet. Und bis zuletzt Zeugnis abgelegt. Sie wurde 105 Jahre alt

 24.05.2025

Irak

Neue Hoffnung auf Freilassung der Geisel Elizabeth Tsurkov

Elizabeth Tsurkov wurde im März 2023 von einer irakischen Terrormiliz entführt. Internationaler Druck und Bemühungen der USA sollen Fortschritte gebracht haben

 24.05.2025

USA

Zurück an den Herd

Der Tradwife-Trend feiert ein traditionell-konservatives Frauenbild. Aber was fasziniert junge Mütter am Dauerbacken, an Wäschebergen und Unterwürfigkeit?

von Alice Heim  21.05.2025

Jerusalem

Lauder für fünfte Amtszeit als WJC-Präsident wiedergewählt

Vertreter aus mehr als 70 jüdischen Gemeinden weltweit waren zur Vollversammlung des Jüdischen Weltkongesses nach Jerusalem gekommen

 21.05.2025

Jerusalem

Mosche Kantor wieder Präsident des EJC

Priorität Kantors ist der Kampf gegen den Antisemitismus: »Wenn wir diesem wachsenden Hass nicht Einhalt gebieten, wird er das soziale Gefüge unserer Gesellschaften untergraben«, sagt er

 21.05.2025

Ehrung

Sami-Rohr-Preis für jüdische Literatur geht an Sasha Vasilyuk

Der Preis ist eine der höchstdotierten Literatur-Auszeichnungen Nordamerikas. Vasilyuks Gewinner-Roman spiegelt eine jüdische Familiengeschichte in den totalitären Wirren des 20. Jahrhunderts

 20.05.2025

Nahost

Meisterspion Eli Cohen: Mossad bringt Dokumente und Fotos von Syrien nach Israel

60 Jahre nach der Hinrichtung des Meisterspions in Damaskus liegen Briefe in seiner eigenen Handschrift an seine Familie und Fotos von seiner Tätigkeit in Syrien vor

 20.05.2025

Paju

Südkorea eröffnet Holocaust-Museum

»Das Gedenken an den Holocaust ist keine Wahl, sondern eine moralische Verpflichtung gegenüber den Opfern«, sagt der israelische Botschafter Rafi Harpaz bei der Eröffnung

 20.05.2025

Campus

Von der Zielscheibe zur Influencerin

Vor einem Jahr kämpfte die jüdische Studentin Tessa Veksler öffentlich gegen Antisemitismus an US-Universitäten. Sie wurde angegriffen – doch ihr Aktivismus hat ihr auch Türen geöffnet

von Katja Ridderbusch  18.05.2025