Basel

Einkaufen im Geisterladen

Ein unscheinbares Hinterhaus im Westen Basels nahe der Stadtgrenze. Wer die farbige Tür des Hauses, das von einem Gerüst umstellt ist, einige Zeit beobachtet, mag sich wundern: Den ganzen Tag über und auch in den Abendstunden kommen immer wieder Personen und verschaffen sich mithilfe einer kleinen weißen Plastikkarte Zutritt zum Gebäude.

Genau dies ist die Idee des jüngsten Koscherladens der Schweiz: Das Geschäft wirbt nicht um sogenannte Laufkundschaft, sondern ausschließlich um einen bestimmten Kundenkreis, ganz im Gegensatz zum herkömmlichen koscheren Tante-Emma-Laden, der schon von außen als solcher erkennbar ist.

Mitglieder »SmartSavers« nennt sich das Geschäftskonzept. Auf Deutsch heißt das so viel wie »schlaue Sparer«. Man sei bei der Umsetzung der Idee vor allem kostenbewusst vorgegangen, sagt Eliyahu Goldblatt, einer der Mitglieder des Vereins SmartSavers. »Uns war klar, dass Basel – im Gegensatz zu Zürich oder auch Städten im Ausland mit einer großen jüdischen Gemeinde – nicht über genügend jüdische Konsumenten verfügt, um einen voll ausgestatteten Laden mit Personal zu betreiben.«

Hinzu komme die Grenzlage, die das Angebot noch erhöhe. Denn sowohl im benachbarten deutschen Lörrach als auch im französischen St. Louis kann man koscher einkaufen, und die Produkte dort sind in der Regel billiger als in der Schweiz.

Also suchte man nach einer Lösung, ein Geschäft zu eröffnen, das sich ohne sehr hohe Kosten betreiben lässt. So entstand die Idee, einen koscheren Selbstbedienungsladen einzurichten. Weil keine Löhne für Verkäufer und Kassierer gezahlt werden müssen, lassen sich die Kosten relativ niedrig halten. Allerdings mussten die Gründer sehr viele (unbezahlte) Stunden investieren, um das Konzept voranzutreiben. Es galt, alle nötigen Bewilligungen sowie Lizenzen zu erhalten und sich über die Schweizer Zollgesetze zu informieren, denn fast alle Artikel werden importiert.

Plastikkarte Für die technische Umsetzung wandten sich die Initiatoren an eine Zürcher Firma. Wichtig ist, dass die Plastikkarte eine Identifikation des Käufers ermöglicht, denn unbefugte Personen sollen keinen Zutritt erhalten. Eine Ausleihe der weißen Karte ist nicht vorgesehen.

Auch deshalb verlangt SmartSavers eine schriftliche Anmeldung. Eine Kommission entscheidet, wer als Vereinsmitglied akzeptiert wird und einkaufen darf. Man kennt also seine Klientel, die vorläufig noch überschaubar ist. Eine gewisse Hürde dürfte für manche allerdings der Mitgliedsbeitrag von 250 Franken sein. Die Artikel müssen dann per Kreditkarte oder bar bezahlt werden.

Der Geschäftsraum kann rund um die Uhr von den Zuständigen von zuhause aus per Video überwacht werden. Man könne also durchaus reagieren, wenn man sieht, dass einem Kind ein Eis auf den Boden gefallen ist und die anderen Kunden sich über den schmutzigen Fußboden ärgern, heißt es bei den Betreibern.
Sorge trägt man auch dafür, dass sich lärmempfindliche Nachbarn nicht über das Geschäft beschweren. So sind die Öffnungszeiten, auch wenn das Konzept einen 24-Stunden-Betrieb ermöglichen würde, im Moment beschränkt und enden um 21.45 Uhr.

Doch damit keiner auf die Idee kommt, wegen einer Pizza die Schabbat- oder Feiertagsruhe zu brechen, hat man programmiert, dass die Zugangsberechtigung der SmartSavers-Karte rechtzeitig vor Beginn des Ruhetags endet. Sicher ist sicher.

Sydney

Großes Sicherheitsaufgebot nach dem Terror am Bondi Beach

Schwer bewaffnete Polizisten sollen das berühmte Feuerwerk zum Jahreswechsel schützen. Zuvor will die Stadt in einer Schweigeminute der Opfer des Anschlags gedenken

 28.12.2025

Australien

Brandanschlag auf Auto eines Rabbiners in Melbourne

Kurz nach dem Terroranschlag am Bondi Beach geht im Süden Australiens ein Fahrzeug mit »Happy Chanukah!«-Schriftzug in Flammen auf

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Frankreich

Jüdische Kinder vergiftet, aber Antisemitismus spielt keine Rolle

Ein Kindermädchen, das ihre jüdischen Arbeitgeber vergiftet hatte, wurde nun in Nanterre verurteilt - allerdings spielte ihr Antisemitismus im Urteil keine Rolle. Das sorgt für Protest

 22.12.2025

Australien

Gedenken am Bondi Beach – Forderung nach Aufklärung

Kerzen, Schweigen, Applaus und Buh-Rufe: Am Strand in Sydney trauern Tausende um die Opfer des Anschlags. Was die jüdische Gemeinde und Australiens Politik jetzt fordern

 22.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Sydney

Jüdische Bäckerei schließt wegen Antisemitismus

Nach Jahren der Anfeindungen und dem schwersten antisemitischen Anschlag auf australischem Boden hat eine beliebte jüdische Bäckerei für immer geschlossen

 18.12.2025