Nachruf

»Eine mutige und starke Frau«

Betty Goudsmit-Oudkerk half bei der Rettung von mehr als 600 jüdischen Kindern. Foto: Corbino

Nachruf

»Eine mutige und starke Frau«

Betty Goudsmit-Oudkerk rettete während des Zweiten Weltkriegs Hunderte jüdische Kinder

von Michael Thaidigsmann  18.06.2020 14:06 Uhr

Um ihr Wirken im Widerstand gegen die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs machte Betty Goudsmit-Oudkerk nie viel Aufhebens. Erst vor wenigen Jahren entschloss sie sich, über ihre Rolle bei der Rettung Hunderter jüdischer Kinder in Amsterdam zu sprechen.

Goudsmit-Oudkerk war das letzte noch lebende Mitglied einer kleinen Gruppe um den 2018 im Alter von 107 Jahren verstorbenen Pädagogen Johan van Hulst, die Hunderte von Kindern jüdischer Familien vor den Nazis rettete. Am Sonntag verstarb sie im Alter von 96 Jahren in Amsterdam.

SAMMELLAGER Als 17-Jährige arbeitete die Jüdin als Betreuerin in einem Kindergarten, welcher direkt an eine von van Hulst geleitete protestantische Pädagogikschule angrenzte. Direkt gegenüber lag die Hollandsche Schouwburg, ein ehemaliges Theater, das von den Deutschen zum Sammelplatz für internierte Amsterdamer Juden umfunktioniert worden war. Von dort aus wurden Tausende holländischer Juden ins Durchgangslager Westerbork und anschließend in die Vernichtungslager im Osteuropa gebracht.

Im August 1942 musste die Pädagogikschule vorübergehend geschlossen werden, da die deutschen Besatzer keine finanzielle Förderung für kirchliche Institutionen mehr erlaubten. Dank privater Spender konnte van Hulst aber dennoch weitermachen.

Drei Monate später wurde dann direkt nebenan eine Krippe für die Kinder der in der Schouwburg internierten Juden eröffnet – den Nazis hätten die Kinder dort zu viel Lärm gemacht und sie deshalb im »Kinderhaus« gegenüber abgegeben, erzählte Goudsmit-Oudkerk in einer 2016 erschienenen Biografie. Im Zusammenwirken mit Widerstandsgruppen sowie den Mitarbeitern des Kinderhauses gelang es, rund 600 Kinder vor der Deportation zu bewahren.

HOLOCAUST Goudsmit-Oudkerk selbst verlor im Holocaust ihre Mutter und eine Großmutter sowie zwei ihrer Brüder. Noch im vergangenen Jahr nahm sie anlässlich des nationalen Gedenktags bei einer Kranzniederlegung am Amsterdamer Kriegerdenkmal teil.

Der Leiter des Jüdischen Historischen Museums und Jüdischen Kulturviertels Amsterdam, Emile Schrijver, nannte die Verstorbene »eine mutige und starke Frau« und »eine wahre Heldin«.

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Österreich

Neue Direktorin für das Jüdische Museum Hohenems

Historikerin Irene Aue-Ben-David übernimmt die Leitung und bringt internationale Erfahrung aus Jerusalem mit

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Australien

Wie geht es dem »Helden von Sydney«?

Ahmed al-Ahmed gehe es schlechter als angenommen, sagt sein Anwalt. Der muslimische Familienvater drohe, seinen Arm zu verlieren

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Sydney

Opera House erstrahlt mit Bild von Chanukkia

Es ist ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft

 16.12.2025

Australien

Faktencheck zum Terroranschlag in Sydney

Nach dem Blutbad am Bondi Beach ist noch vieles unklar. Solche Situationen nutzen Menschen in sozialen Netzwerken, um Verschwörungsmythen zu verbreiten

 15.12.2025

Faktencheck

Ahmed Al Ahmed hat einen Angreifer am Bondi Beach entwaffnet

Ein Passant verhindert Schlimmeres - und wird im Netz umbenannt. Angeblich soll Edward Crabtree einen der Täter von Sydney entwaffnet haben. Doch die Geschichte stammt von einer Fake-Seite

 15.12.2025