Schweden

»Eine der stärksten jüdischen Stimmen«

Jackie Jakubowski Foto: Karl Gabor

Schweden

»Eine der stärksten jüdischen Stimmen«

Der Journalist Jackie Jakubowski starb im Alter von 68 Jahren. Eine Würdigung

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  26.05.2020 16:16 Uhr

Jackie Jakubowski ist tot. Diese Nachricht hat viele Menschen in Schweden zutiefst erschüttert – und weit darüber hinaus, innerhalb und außerhalb der jüdischen Gemeinschaft. Der Journalist und Buchautor starb nach langer Krankheit im Alter von 68 Jahren. Das teilte am Montag seine Familie mit.

Jakubowski galt als einer der wichtigsten Intellektuellen in Schweden. Freunde, Kollegen und Wegbegleiter beschreiben ihn als »klug, warmherzig, empathisch, neugierig und aufrichtig« mit »scharfem Verstand« und »Weitblick«, als »Stimme der Vernunft für Vielfalt und Toleranz« – als »Mentsh«.

VERLUST Mit Bestürzung reagierte etwa Aron Verständig, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Stockholm, auf die Nachricht von Jackie Jakubowskis Tod. »Jackie war jahrzehntelang eine der stärksten und kenntnisreichsten jüdischen Stimmen in Schweden«, schreibt er auf der Webseite der Jüdischen Gemeinde Stockholm. »Dass er nun nicht länger unter uns weilt, ist ein großer Verlust – nicht nur für uns schwedische Juden, sondern für die ganze Gesellschaft.«

Dabei war sein Werdegang vom polnisch-jüdischen Flüchtling zu einer der schillerndsten Figuren der schwedischen Kulturlandschaft, der im Jahr 2000 als »Journalist des Jahres« ausgezeichnet wurde, keineswegs selbstverständlich.

Es ist Jackie Jakubowskis Verdienst, dass die »Judisk Krönika« heute als unabhängige, moderne und authentische jüdisch-schwedische Kulturstimme wahrgenommen wird.

1951 in Stettin geboren, verließ Jackie Jakubowski 1970 seine Heimat Polen zusammen mit seinem Vater in Richtung Schweden. Die antisemitische Politik der polnischen Regierung zwang den damals 19-Jährigen zur Ausreise. Die akkurate Packliste von damals auf kariertem Papier – Wollweste, vier Hemden und ein Buch über jüdische Geschichte – sowie die ebenso sorgfältig aufbewahrte vergilbte Wartenummer seines ersten Besuches beim Stockholmer Arbeitsamt stellte der Journalist später dem Jüdischen Museum Stockholm zur Verfügung.

Journalistische Erfahrungen hatte Jackie Jakubowski bei seiner erzwungenen Flucht aus Polen damals noch nicht, dafür aber jede Menge Visionen, Esprit, Kenntnisreichtum – und einen hohen kulturellen Anspruch.

CREDO Zehn Jahre später, 1980, übernahm Jackie Jakubowski die angeschlagene Zeitschrift »Judisk Krönika« als Chefredakteur. In den 35 Jahren seiner Ägide machte er sie wieder zu dem, was sie in ihren Anfängen in den 1930er-Jahren gewesen war: eine auch außerhalb der kleinen jüdischen Gemeinschaft hochaktuelle, anerkannte und vielgelesene Kulturzeitschrift, deren Team sich nicht scheute, mutig jedes auch noch so kontroverse Thema aufzugreifen – jüdische Identität, Israel, Religion, Holocaust und Antisemitismus, Feminismus, Homosexualität und Klima.

Es ist Jackie Jakubowskis Verdienst, dass die »Judisk Krönika« heute als unabhängige, moderne und authentische jüdisch-schwedische Kulturstimme wahrgenommen wird. Ein jüdisches Blatt auch für nichtjüdische Leser: Das war Jakubowskis Erfolgsrezept. »Gesellschaftliche Fragen, etwa Integration oder Fremdenhass, stellen wir stets in den jüdischen Erfahrungskontext«, fasste er einmal sein Credo zusammen.

Die Zeitschrift ist sein Vermächtnis, ebenso wie die Bücher, die er geschrieben hat, darunter Jüdische Identität, Der Klang von Alef, Über Beit hinaus und Spuren von Lamed. Ersetzen werden sie ihn nicht.

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025

Militär

Name des schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk von US-Kriegsschiff gestrichen

Das nach Milk benannte Versorgungsschiff heißt jetzt »USNS Oscar V. Peterson«

 28.06.2025

Meinung

Francesca Albaneses Horrorshow

Die UN-Berichterstatterin verharmlost den Hamas-Terror und setzt die Israelis mit den Nazis gleich. Mit ihren Ansichten tourt sie nun durch die Schweiz

von Nicole Dreyfus  30.06.2025 Aktualisiert

Aufarbeitung

Brasilien entschädigt Familie von jüdischem Diktaturopfer

Vladimir Herzog gehört zusammen mit dem ehemaligen Abgeordneten Rubens Paiva zu den bekanntesten Diktaturopfern

 27.06.2025

Buenos Aires

Anschlag auf Juden in Argentinien: Prozess nach mehr als 30 Jahren

Am 18. Juli 1994 waren beim Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum AMIA 85 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden

 27.06.2025

USA

Die Social-Media-Bändigerin

Die pro-israelische Influencerin Montana Tucker liefert Lehrstücke der modernen Kommunikation im Akkord. Zeit, sich die junge Frau, die mit Tanzvideos berühmt wurde, genauer anzusehen

von Sophie Albers Ben Chamo  26.06.2025

Balkan

Bosnien entschuldigt sich bei Rabbinerkonferenz

Über eine Tagung der Europäischen Rabbinerkonferenz in Sarajevo kam es zum judenfeindlichen Eklat. Mit der jetzt erfolgten Entschuldigung ist der Fall indes noch nicht bereinigt

 26.06.2025