Nachruf

Ein Leben für die Gymnastik

Agnes Keleti (1921-2025) Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Laszlo Balogh

Die Olympiasiegerin Ágnes Keleti ist am Donnerstag gestorben – eine Woche vor ihrem 104. Geburtstag.

Bekannt wurde sie vor allem als Sportlerin. Erfolgreicher hätte die Athletin kaum sein können: Für ihr Geburtsland Ungarn gewann sie im Laufe ihrer Karriere fünf Gold-, drei Silber und zwei Bronzemedaillen bei den Olympischen Sommerspielen.

Damit war Ágnes Keleti eine der erfolgreichsten jüdischen Sportlerinnen aller Zeiten. Sie erhielt mehr Olympia-Medaillen als jede andere Person mit israelischer Staatsbürgerschaft – und zugleich mehr Medaillen als jeder andere Jude auf der Welt, mit Ausnahme von Mark Spitz.

Schnelle Erfolge

Geboren wurde sie am 9. Januar 1921 in Budapest als Ágnes Klein. Im Alter von vier Jahren begann sie ihr Gymnastik-Training. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Mit 16 gewann sie die ungarische Gymnastikmeisterschaft, was sich in den Folgejahren neunmal wiederholen sollte.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Dann kam der Zweite Weltkrieg. Im Jahr 1941 wurde Ágnes Klein aus der Organisation der Gymnastiksportler Ungarns ausgeschlossen. Die Begründung: Sie sei Jüdin. Von diesem Moment an ging es nicht mehr um Sport, sondern ums Überleben.

Da sie gehört hatte, verheiratete Frauen würden nicht deportiert, ehelichte sie ihren Gymnastik-Kollegen István Sárkány. Nach dem Krieg ließen sich die Ehepartner scheiden.

Asyl in Australien

Den Krieg überlebte sie, indem sie die Identität eines christlichen Mädchens annahm und seine Papiere kaufte. In einem Dorf arbeitete sie als Dienstmagd, um unerkannt zu bleiben. Während ihre Mutter und Schwester in der Schweiz überlebten, wurden ihr Vater und andere Familienmitglieder in Auschwitz von den Nazis ermordet.

Nach dem Krieg wurde Ágnes Keleti Cellistin, nahm aber auch ihr Gymnastiktraining wieder auf. Ein Jahr nach der Befreiung Europas gewann sie eine weitere Meisterschaft. Dann, im Jahr 1952, bekam sie bei den Olympischen Spielen in Helsinki vier ihrer zehn Medaillen. Weitere sechs folgten 1956 in Melbourne.

Lesen Sie auch

Da die Sowjetunion während der Spiele in Ungarn einmarschierte, beantragte Ágnes Keleti in Australien Asyl. Dort wurde sie Trainerin für australische Gymnasten.

Anspruchsvolle Übungen

Ein Jahr später folgte ein weiterer Umzug – und zwar nach Israel, wo sie sogleich an den Maccabi-Spielen teilnahm. Sie holte ihre Mutter und Schwester nach Israel und heiratete den Sportlehrer Robert Biro, mit dem sie zwei Söhne hatte.

Der Sport ließ Ágnes Kalati weiterhin nicht los. Nach dem Ende ihrer Olympia-Karriere wurde sie Sportlehrerin an der Universität von Tel Aviv und anschließend beim Wingate Institute for Sports in Netanya. Letzere Position hatte sie 37 Jahre lang inne. Auch trainierte sie die nationale Gymnastikmannschaft Israels.

Im Jahr 2015 kehrte sie schließlich in ihre Geburtsstadt Budapest zurück, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Noch im hohen Alter machte Ágnes Keleti anspruchsvolle Gymnastikübungen und erklärte ihr langes Leben mit dieser Aktivität. im

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Hollywood

80 Jahre Goldie

Die quirlige Schauspielerin feiert ihren runden Geburtstag – und ist nicht zu bremsen

von Barbara Munker, Sophie Albers Ben Chamo  23.11.2025

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

USA

Zwölf Familien, eine Synagoge

Die meisten Juden in Nordamerika leben in Großstädten, auf dem Land gibt es nur wenige Gemeinden – aber gerade dort wächst eine besonders starke Identität. Ein Besuch in der Kleinstadt Rome im Bundesstaat Georgia

von Katja Ridderbusch  21.11.2025