Holocaust

»Die verheerendste Tragödie der Geschichte Polens«

Denkmal zur Erinnerung an den Warschauer Aufstand im Jahr 1944 Foto: dpa

Der Warschauer Aufstand 1944 hat in Deutschland bislang kaum Eingang in das kollektive Gedächtnis gefunden. Vielmehr wird er häufig mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 verwechselt, als sich die jüdischen Bewohner Warschaus gegen die Deportation vor allem in das Vernichtungslager Treblinka wehrten. Für Polen ist das Erinnern an den Warschauer Aufstand, der am 1. August 1944 begann, zentral.

Der Aufstand fällt in die letzte Phase des Zweiten Weltkrieges, als sich das deutsche Heer aufgerieben vom Zwei-Fronten-Krieg auf dem Rückzug aus Russland befand und die Rote Armee immer weiter vorrückte. Die Rote Armee rückte in ihrer Sommeroffensive auf das von Deutschland besetzte Warschau vor.

WIDERSTAND Die polnische Widerstandsorganisation »Heimatarmee«, die sich bald nach dem deutschen Einmarsch 1939 im Untergrund landesweit formiert hatte, wollte die Stadt von den Deutschen befreien. Ziel der Widerstandskämpfer war es, vor dem Einmarsch der Roten Armee eine souveräne Regierung in einer unabhängigen Republik Polen zu installieren, um eine kommunistische Machtübernahme Moskaus zu verhindern.

Die SS ermordete im Stadtteil Wola Schätzungen zufolge 50.000 Menschen.

Der Widerstandskampf, der am 1. August um 17 Uhr begann, zog sich jedoch über zwei Monate hin. Der Warschauer Aufstand ging als der heldenhafteste Freiheitsakt in die Nationalgeschichte ein, schreibt der polnische Historiker Tomasz Szarota. »Gleichzeitig aber gilt er als das größte Drama, die verheerendste Tragödie der Geschichte Polens.« Schätzungen zufolge starben 200.000 Menschen, darunter 180.000 polnische Zivilisten.

In den ersten Tagen konnten die Partisanen zwar große Teile der Stadt westlich der Weichsel erobern, jedoch waren diese Gebiete nicht zusammenhängend. Die deutschen Besatzer hielten weiterhin Schlüsselpositionen.

HIMMLER Als Hitler die Nachricht vom Aufstand in Warschau erreichte, erließen Hitler und SS-Chef Heinrich Himmler einen Befehl, dessen Inhalt der SS-Gruppenführer Erich von dem Bach-Zelewski in seinen Nachkriegsberichten der Nürnberger Staatsanwaltschaft darlegte.

Demnach sollten alle Aufständischen erschossen werden, auch die nicht kämpfende Bevölkerung sollte vernichtet werden. Die Stadt sei dem Erdboden gleichzumachen, Häuser, Straßen – alles sollte zerstört werden. SS-Gruppenführer von dem Bach wurde mit der Zerstörung beauftragt.

Der Rückzug der Nazi-Truppen dauerte noch bis zum 16. Januar 1945.

Besonders brutal war das Massaker an der Bevölkerung des Stadtteils Wola, die SS tötete durch Massenerschießungen und Häusersprengungen Schätzungen zufolge 50.000 Menschen. In den Monaten des Aufstands wurden 30 Prozent der Stadt zerstört, nach Ende des Kriegs war die Stadt zu 85 Prozent zerstört. Die Partisanen kapitulierten am 2. Oktober 1944, der Rückzug der deutschen Truppen dauerte noch bis zum 16. Januar 1945.

Am 17. Januar nahm die Rote Armee das, was von Warschau übrig geblieben war, ein. Sie hatte nicht in die Kämpfe um die Stadt eingegriffen. Die Rolle der Roten Armee wurde daher nach dem Krieg kontrovers diskutiert.

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert

Australien

16 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Australien ist im Schockzustand: Zwei Attentäter schossen am Sonntag auf Juden, die sich in Bondi Beach zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025 Aktualisiert

Australien

Judenfeindlicher Terroranschlag in Sydney: Zwei Personen in Polizeigewahrsam

Die Polizei ruft nach dem Angriff in Sydney dazu auf, das Gebiet des Angriffs weiter zu meiden. Der Einsatz dauere an

 14.12.2025

Terror

Medienberichte: Terroranschlag in Australien bei Chanukka-Feier

Die Polizei warnt vor einem »sich entwickelnden Vorfall« am Bondi Beach. Ersten Berichten zufolge soll das Ziel ein Chanukka-Fest gewesen sein. Australische Medien berichten von mehreren Opfern

von Denise Sternberg  14.12.2025 Aktualisiert