USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Jeffrey Epstein Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die Trump-Regierung gerät wegen ihres Kurswechsels im von Verschwörungstheorien umrankten Fall um den toten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in die Defensive. Einige Anhänger des US-Präsidenten, denen dieser Aufklärung versprochen hatte, kritisieren Justizministerium und Bundespolizei FBI dafür, die unter Verschluss gehaltenen Akten anders als versprochen nicht öffentlich zugänglich zu machen. Auch in Medien des gesamten politischen Spektrums sowie den Late-Night-Talkshows sorgt der Umgang mit Epstein für Argwohn.

Die Verhaftung Epsteins, der über viele Jahre systematisch Minderjährige missbraucht hatte, hatte in den USA und weltweit für Aufsehen gesorgt. 2019 beging er mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle nach offiziellen Angaben Suizid. In Teilen der US-Gesellschaft sorgte Epsteins Tod für wilde Spekulationen, weil der Finanzier beste Kontakte in die amerikanische High Society hatte. Präsidenten und Milliardäre gingen bei ihm ein und aus - auch Donald Trump verbrachte Zeit mit Epstein, wie mehrere Party-Videos der beiden belegen. 

Der Fall war perfektes Futter für Verschwörungstheoretiker: Viele verhasste - und oft als liberal wahrgenommene - Eliten hielten sich im Dunstkreis eines tief gefallenen Sexualverbrechers auf, der plötzlich unter dubiosen Umständen stirbt. Für sie lag der Schluss nahe, dass Epstein getötet wurde, um die Taten von Dritten zu verschleiern. Auch der neue FBI-Direktor Kash Patel und sein Vize Dan Bongino äußerten sich vor ihrer Berufung ähnlich.

Nun allerdings wollen Patel, Bongino und Generalstaatsanwältin Pam Bondi nichts mehr von ihren Versprechen wissen, die Ermittlungsakten und Informationen zu möglicherweise Beteiligten Personen zu veröffentlichen. Anfang der Woche teilte das FBI mit, keine Hinweise auf eine Beteiligung weiterer Prominenter gefunden zu haben. Auch handele es sich bei Epsteins Tod klar um Suizid. Eine sagenumwobene Kundenliste des ehemaligen Multimillionärs mit den Namen von US-Eliten gebe es nicht. 

Das sorgte in der US-Öffentlichkeit für Stirnrunzeln, hatte Generalstaatsanwältin Bondi doch noch im Februar in einem TV-Interview auf die eindeutige Frage, ob eine Epstein-Kundenliste wirklich veröffentlicht werden könnte, mit »sie liegt gerade zur Prüfung auf meinem Schreibtisch« geantwortet. Das Weiße Haus erklärte dies mit einem Missverständnis: Bondi habe gemeint, dass ihr die Ermittlungsakten vorlägen. Und auch andere Ungereimtheiten sorgen für Verwirrung. 

Trumps ehemaliger enger Berater und nun entfremdeter Multimilliardär Elon Musk schrieb dazu auf seiner Plattform X: »Wie soll man Trump vertrauen, wenn er die Epstein-Akten nicht veröffentlicht?« Musk hatte vor einigen Wochen bereits ohne Belege behauptet, die Unterlagen würden nicht veröffentlicht werden, weil Trumps Name sich in ihnen befinde. 

Weitere verärgerte Anhänger des Präsidenten, darunter prominente rechtsextreme Podcaster und Influencer, kritisieren vor allem Bondi, Patel und Bongino. Auch eine Sendung des Trump-nahen TV-Senders Fox News verlangte Aufklärung.

Auf eine entsprechende Nachfrage eines Reporters gegenüber Trump reagierte der US-Präsident sichtlich verärgert: »Redet ihr immer noch über Jeffrey Epstein? Über den wird doch seit Jahren gesprochen«, sagte er im Weißen Haus. »Ich kann nicht glauben, dass Sie in einer Zeit wie dieser eine Frage zu Epstein stellen – wo wir gleichzeitig große Erfolge feiern und Tragödien erleben, wie das, was in Texas passiert ist«, meinte Trump in Anspielung auf die verheerenden Überschwemmungen im Süden der USA. 

Beim selben Termin allerdings redete Trump am Dienstag selbst ausschweifend über Themen, die mit seiner Regierungsarbeit nichts zu tun haben, unter anderem über die Dekoration des Sitzungsraumes.

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