Interview

»Die drittgrößte Synagoge der Welt«

»Wir rechnen mit vielen Besuchern«: Eva Stixová (74) Foto: Kilian Kirchgeßner

Frau Stixová, einer der Höhepunkte in Ihrem Gemeindeleben der jüngeren Zeit war die Wiedereröffnung der Alten Synagoge von Pilsen. Sind Sie mit den Besucherzahlen zufrieden?
Um ehrlich zu sein: Ich habe mehr Besucher erwartet. Die Synagoge ist ja Teil eines landesweiten Museumsprojekts, bei dem zehn jüdische Gebäude in ganz Tschechien zu einer dezentralen Ausstellung verbunden werden. Aber wenn wir erst bekannter werden, dann kommen sicher auch mehr Interessenten.

Haben Sie eine konkrete Zahl, wie viele Besucher bislang da waren?
Nein. Wir ziehen jetzt die Bilanz des abgelaufenen Jahres, da ist es für neue Zahlen noch zu früh.

Eine gute Gelegenheit, bekannter zu werden, könnte das neue Jahr sein, in dem Pilsen europäische Kulturhauptstadt ist.
Wir versuchen ganz unabhängig davon, uns der Öffentlichkeit zu präsentieren. Daran ändert sich durch das Programm des Kulturhauptstadtjahres 2015 nichts. Aber sicherlich kommen in den nächsten Monaten mehr Besucher nach Pilsen – auf jeden Fall. Im April veranstalten wir bei uns in der Alten Synagoge zum Beispiel ein Konzert. Wir nennen es »Licht der Verständigung« – es ist allen gewidmet, die in den Konzentrationslagern umgekommen sind.

Welche Funktion hat denn die renovierte Synagoge für das Leben Ihrer Gemeinde?
Ach, wir sind ja nur noch 119 Mitglieder. Wir halten in der Alten Synagoge unsere Gottesdienste – die Feiertage begehen wir dort, auch den Schabbat feiern wir da. Es ist auf jeden Fall gut, dass wir sie wieder nutzen können, denn in der Großen Synagoge hat es tragisch ausgesehen, wenn wir da mit so wenigen Betern versammelt waren.

Die Große Synagoge steht nur ein paar Hundert Meter entfernt …
… und sie ist die zweitgrößte in Europa und die drittgrößte der Welt! Darauf sind wir stolz, das ist eine besondere Ehre für uns. Deshalb pflegen wir sie sehr gut und zeigen sie den Besuchern – natürlich auch in diesem Jahr, wenn die Kulturhauptstadtgäste kommen.

Ist Ihre Gemeinde außer durch das erwähnte Konzert in das Kulturhauptstadtprogramm eingebunden?
Nein, aber natürlich engagieren wir uns. Denken Sie zum Beispiel an unseren Garten der Erinnerung: Den haben wir als Gedenkort hinter der Alten Synagoge angelegt. Darin liegen viele weiße Steine, auf jedem steht der Name eines Pilsener Opfers des Nationalsozialismus. Als sich die Jury bei der Vergabe der Kulturhauptstadtwürde diesen Garten anschaute, bekam Pilsen dafür die höchste Punktzahl. Aber dass wir uns darüber hinaus im Programm engagieren – da hat sich bislang nichts angeboten.

Was sind für Sie die nächsten großen Aufgaben – jetzt, wo Ihre Alte Synagoge wieder im alten Glanz erstrahlt?
Als Nächstes nehmen wir uns das alte Rabbinerhaus vor. Dort wollen wir ein Schulungszentrum einrichten und eine Übernachtungsmöglichkeit für die Lehrer, die nach Pilsen reisen, um unsere Gemeindemitglieder zu unterrichten. Die Bauarbeiten sind also noch lange nicht zu Ende.

Mit der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Pilsen sprach Kilian Kirchgeßner.

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

»Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde«

Das tatkräftige Eingreifen von Gemeindemitgliedern konnte Leben retten. Doch nach dem Anschlag auf die Synagoge in Manchester beklagt die Gemeinschaft zwei Tote und mehrere Verletzte

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

Aufsicht rügt BBC wegen »schwerwiegender Irreführung«

Eine BBC-Doku aus Gaza drehte sich um den 13-jährigen Sohn eines hochrangigen Hamas-Funktionärs. Doch davon erfuhren die Zuschauer nichts. Jetzt beschloss die Ofcom Sanktionen gegen den Sender

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts.

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

USA

Auf der Suche nach dem »Jewish Glam«

Wie jüdische Fotografinnen und Fotografen Hollywood zu seinem berühmten Glamour verhalfen

von Ute Cohen  17.10.2025

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

von Nicole Dreyfus  12.10.2025

Malibu

Kiss-Sänger Gene Simmons bei Unfall verletzt

Der 76-Jährige soll hinter dem Steuer das Bewusstsein verloren haben

 10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025