Schweiz

Der Chefarzt gibt Auskunft

Betreibt einen Podcast: Marc Donath Foto: pr

»Die aktuelle Corona-Krise ist in mancherlei Hinsicht mit Fußball zu vergleichen«, sagt Marc Donath, Chefarzt am Universitätsspital Basel. »Wie man in normalen Zeiten Fußballergebnisse verfolgt, kann man dies zurzeit mit den Todes- und Krankheitszahlen der Corona-Pandemie tun, was eigentlich aber eine etwas makabre Sache ist.«

Der Mediziner − er wurde in Bern in eine jüdische Familie geboren, wuchs in Genf und Paris auf und studierte unter anderem in Jerusalem − macht im Podcast der Schweizer Zeitung »Tachles« auch noch weitere, für einen Arzt durchaus bemerkenswerte Aussagen: dass beispielsweise wegen Corona viel zu wenig auf andere Krankheiten und auf wirtschaftliche Zusammenhänge geachtet würde.

epidemie »Je­mand, der im Zuge von Corona seine Arbeit verliert und in seiner Existenz bedroht ist, kann durchaus krank werden.« Abgesehen davon könne eine Wirtschaftskrise auch politische Unruhen auslösen, wie das die 30er-Jahre gezeigt hätten. Corona sei die erste Pandemie der Welt, über die die Medien live berichteten. Sie habe deshalb einen ganz anderen Stellenwert, als frühere Epidemien in ihrer Zeit hatten.

All diese Dinge dürfe man nicht aus den Augen verlieren, sagt Donath. Sein Büro im Basler Universitätsspital befindet sich in unmittelbarer Nähe einer Kirche, die seit mehr als vier Wochen dazu dient, dass sich Menschen untersuchen lassen, ob sie das Virus haben oder nicht.

Seine Patienten zählen zur sogenannten Risikogruppe. Deshalb bleiben die meisten von ihnen zurzeit zu Hause.

Inzwischen ist die Kirche praktisch leer, denn die Zahl der Corona-Infizierten ist in den vergangenen Wochen in Basel wie fast überall in der Schweiz gesunken.

risikogruppe Donath wertet dies als gutes Zeichen, doch sollte man Covid-19 nicht verharmlosen, sagt er, denn die Krankheit sei viel zu gefährlich. Trotz all dieser Überlegungen steht das Coronavirus in Donaths Arbeit nicht an erster Stelle, denn der 56-Jährige ist Endokrinologe und Diabetologe. Doch seine Patienten zählen zur sogenannten Risikogruppe. Deshalb bleiben die meisten von ihnen zurzeit leider zu Hause. Doch vor allem für übergewichtige Diabetiker sei gerade dies sehr schlecht, so Donath.

Schon in den Zeiten vor Corona pflegte er seinen Patienten zu sagen: An erster Stelle im Kampf gegen die Zuckerkrankheit stehen Bewegung und Gewichtsabnahme.

Als eine typisch jüdische Krankheit, wie manchmal behauptet wird, möchte Donath Diabetes ausdrücklich nicht bezeichnen. Er glaubt, dass bei manchen Diabetespatienten auch eine Virusinfektion die Ursache für die Erkrankung sein könnte. Die Ärzte sollten schauen, welche Art von Patienten sie vor sich haben, und nicht einfach nach »Schema F« eine Behandlung durchführen.

Distanz Für den Westschweizer Donath, der einen großen Teil seiner beruflichen Karriere in der deutschsprachigen Schweiz verbracht hat, ist durchaus erklärbar, warum es in den französischsprachigen Kantonen des Landes und im italienischsprachigen Tessin mehr Corona-Patienten gibt als in der Deutschschweiz.

Da sei zum einen natürlich die Nähe zu den stark betroffenen Ländern Frankreich und Italien, sagt er. Augenzwinkernd fügt er eine weitere Erklärung hinzu: »Die Deutschschweizer waren schon vor Corona viel distanzierter als die Westschweizer − deshalb hatten sie auch viel weniger Mühe, die strengen Corona-Regeln umzusetzen als die Menschen in der französischen Schweiz.«

Schweiz

Das Leben feiern

In diesem Jahr findet der ESC in Basel statt. Israel ist seit 1973 vertreten – ein persönlicher Rückblick

von Jan Feddersen  14.05.2025

Vatikan

Leo XIV. schreibt an Oberrabbiner in Rom

Eine seiner ersten persönlichen Botschaften hat Papst Leo XIV. an die Jüdische Gemeinde Rom geschickt. Und eine gute und enge Zusammenarbeit versprochen

von Anna Mertens  13.05.2025

Tschechien

Auf den Wegen der Prager Juden

Während immer wieder neue Formen des Erinnerns gefordert werden, hat in der Goldenen Stadt die Zukunft bereits begonnen

von Kilian Kirchgeßner  12.05.2025

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet die Siegerperson des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Eurovision Song Contest

Vorjahressieger Nemo gegen Teilnahme Israels am ESC

Für Israel tritt die Sängerin Yuval Raphael an, die die Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 überlebte

 10.05.2025

USA

Juden in den USA wünschen sich Dialog mit neuem Papst

Anders als sein Vorgänger Franziskus hat sich Leo XIV. als Kardinal nicht mit israelkritischen Äußerungen zum Gazakrieg hervorgetan. Jüdische US-Organisationen hoffen auf einen guten Austausch mit dem neuen Papst

von Christoph Schmidt  09.05.2025

USA

Die Magie der Start-ups

Auch Arielle Zuckerberg mischt in der Hightech-Welt mit. Als Investorin ist die Schwester von Mark Zuckerberg derzeit zudem auf jüdischer Mission

von Paul Bentin  08.05.2025

Judenhass

Alarmierende Zahlen

J7 stellt ersten Jahresbericht über Antisemitismus in den sieben größten Diaspora-Gemeinden vo

 07.05.2025

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025