Fast 20 Jahre ist es her, dass Ahmed al-Ahmed, der während des antisemitischen Massakers am Bondi Beach in Sydney einen der Attentäter entwaffnete, seinen Heimatort Nayrab nahe der syrischen Stadt Idlib verlassen hat. Um dem Bürgerkrieg zu entkommen, war er damals nach Australien ausgewandert.
Wie die britische Zeitung »Guardian« berichtet, haben die weltweiten Reaktionen auf al-Ahmeds mutiges Handeln auch seine einstige Heimat erreicht und sorgen für Freude und Stolz. Begeistert teilten Nayrabs Bewohner das Video, in dem zu sehen ist, wie al-Ahmed am anderen Ende der Welt einem islamistischen Terroristen die Waffe entreißt und den Anschlag auf eine Chanukka-Feier mit rund 1000 Besuchern so zumindest kurzzeitig unterbrechen konnte. Bei dem schwersten antisemitischen Angriff, der je in Australien stattgefunden hat, wurden 15 Menschen ermordet und Dutzende verletzt, viele davon so schwer, dass sie noch um ihr Leben kämpfen.
Seit seiner Jugend mutig und zielstrebig
Für die, die al-Ahmed von damals kannten, sei sein Mut keine Überraschung gewesen, so der Bericht. Denn seine starke Persönlichkeit sei bei Familie und Freunden in guter Erinnerung. »Schon seit seiner Jugend war Ahmed mutig und zielstrebig«, zitiert der »Guardian« Mohammad Ahmad al-Ahmed, einen Onkel. Auch dass al-Ahmed vor seiner Auswanderung nach Australien im Jahr 2006 einen Universitätsabschluss in Jura machte, habe bereits für Stolz in dem Dorf gesorgt, dass während des syrischen Bürgerkriegs stark zerstört wurde.
Dass Al-Ahmed Menschenleben rettete »hat die Familie und alle Syrer aufgerüttelt«, wird Ahmed Mohammed al-Ahmed zitiert, ein 33-jähriger Cousin. »Können Sie sich das vorstellen? Die halbe Welt spricht über Nayrab, und dabei ist es nur ein kleines Dorf.« Gut ein Jahr nach dem Ende des Konflikts liegen in vielen Teilen des Ortes noch Betontrümmer verstreut, und Gebäude sind mit Einschusslöchern übersät. Auch das ehemalige Elternhaus von al-Ahmed sei verlassen und zerstört. Nach 14 Jahren Bürgerkrieg brauche Nayrab, das an der Frontlinie lag, etwas zum Festhalten. Ein Großteil der Bevölkerung sei durch den anhaltenden Beschuss vertrieben worden.
Nayrabs Erfahrung mit Gewalt und Zerstörung mache al-Ahmeds Mut so inspirierend, heißt es weiter. »Das war eine heldenhafte Tat, die von Menschlichkeit getrieben war«, so sein Onkel. Der Ort habe mit Staunen beobachtet, wie Ahmed weltweit zum Helden wurde. Dass al-Ahmed nun weltweit so viel Anerkennung erhalte, sei für die Einwohner Nayrabs und viele Syrer auch besonders bewegend, da viele von ihnen in Ländern, in denen sie während des Bürgerkriegs Asyl suchen mussten, auf Ablehnung stießen.
»Alle sind stolz auf ihn.« Seine Heldentat habe seiner Familie und ganz Syrien Ehre gebracht. »Die Menschen werden sehen, dass ein Muslim nicht gleichbedeutend mit dem IS (Islamischer Staat) ist. Ein Muslim hilft«, wird Ahmeds Cousin zitiert. ja