Spanien

BDS auf dem Vormarsch

Anti-israelische Demonstration in Madrid Foto: Imago

Israelische Organisationen sind nicht erwünscht.» Mit dieser Begründung hat die Stadtverwaltung der asturischen Provinzhauptstadt Oviedo kürzlich ein Konzert des Kammerorches­ters Netanja und den Auftritt eines israelischen Balletts abgesagt. In Saragossa konnte die israelische Sängerin Noa vergangene Woche zwar auftreten, doch dem Konzert waren heftige Proteste vorausgegangen.

Beide antiisraelischen Aktionen reihen sich in eine Vielzahl von Beschlüssen spanischer Stadtverwaltungen ein, wegen der «israelischen Besatzungspolitik gegen Palästinenser» Waren aus Israel und den Kulturaustausch zwischen beiden Ländern zu boykottieren. Ende Mai erklärte das Stadtparlament von Valencia zur «Unterstützung des Kampfes des palästinensischen Volkes» die drittgrößte Metropole Spaniens zur «Espai Lliure d’Apartheid Israelià» (ELAI), zur «Zone ohne israelische Apartheid».

In der Nordprovinz Navarra protestierten die Deputierten in einer Resolution gegen die «Unterdrückung der Palästinenser» mit «Blut und Schusswaffen durch die israelische Armee» und klagten die «schwere Menschenrechtsverletzung» an. Der Beitritt der Stadt zur internationalen BDS-Bewegung «Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen» scheiterte nur knapp, weil Sozialdemokraten und die Vertreter der konservativen Partido Popular dagegen stimmten.

Podemos-Partei Besonders spanische Stadtverwaltungen, in denen die linkspopulistische Podemos-Partei an der Regierung beteiligt ist, haben sich inzwischen zur «Zone ohne israelische Apartheid» erklärt.

Für Sozialverbände und unabhängige Gruppen, die von städtischen Subventionen abhängig sind oder sich um öffentliche Aufträge bemühen, hat dies weitreichende Folgen: Wer die sogenannte ELAI-Deklaration nicht akzeptiert, läuft Gefahr, keine Aufträge oder keine finanziellen Zuwendungen von der Stadt mehr zu erhalten. Im spanischen Parlament ist Podemos die drittstärkste Kraft.

Podemos sowie andere linke und separatistische Gruppierungen versuchten, Spanien «judenfrei» zu machen, schimpft Angel Mas, Sprecher der Gruppe ACOM. Die pro-israelische «Acción y Comunicación sobre Oriente Medio – España & Israel» wurde 1986 gegründet und hatte sich zum Ziel gesetzt, die Beziehungen zwischen Spanien und Israel zu verbessern. «Inzwischen sind wir gezwungen, gegen die Diskriminierung von Juden und Israelis und den anwachsenden Antisemitismus in Spanien zu kämpfen», klagt Mas.

ELAI-Deklaration Mehr als 1500 spanische Stadt- und Ge­meindeverwaltungen hätten sich inzwischen der BDS-Bewegung angeschlossen. Bürger würden dort gezwungen, die diskriminierende ELAI-Deklaration nicht nur zu akzeptieren, sondern auch «aktiv zu vertreten».

Treibende Kraft dieser Politik sei Podemos und deren Anführer Pablo Manuel Iglesias Turrión. Dieser hat wiederholt Israel als «kriminell» bezeichnet und gefordert: «Wir müssen stärker gegen ein illegales Land wie Israel vorgehen.»

BDS-Protagonisten sowie Podemos und ihre Verbündeten in den Regionalparlamenten, Stadträten und Verwaltungen lassen sich in ihrer Kampagne auch nicht von der spanischen Justiz beeindrucken. 2016 entschied ein Verwaltungsgericht, dass der Antrag des asturischen Stadtrats von Langreo zur Unterstützung der BDS-Bewegung gegen Israel diskriminierend und ungültig sei.

Boykott Inzwischen gibt es nach Angaben von Mas 33 Gerichtsentscheidungen gegen BDS-Beschlüsse. «Sie sind antisemitisch und diskriminierend», betont Mas. Weitere sieben Stadtverwaltungen haben ihre Boykottaufrufe freiwillig zurückgenommen, weil sie juristische Schritte dagegen fürchten.

Die Sprecherin der Föderation der Jüdischen Gemeinden Spaniens (Federación de Comunidades Judías de España – FCJE), Maria Rojo, sieht die jüdische Gemeinschaft mit einer «Kampagne gegen Israel durch die extreme Linke konfrontiert».

In einer Erklärung hat sich das FCJE-Präsidium gegen die «ungerechtfertigte Hassrede gegenüber Israel» ausgesprochen. Die Comunidad Judía de Madrid erklärte: «Wir können diese Art verleumderischer Behauptungen nicht tolerieren, die nur Hass und Antisemitismus erzeugen.»

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025