Belgien

Augen auf beim Gemüsekauf

Ein Koscherladen in Antwerpen Foto: Flash 90

Im Viertel rund um den Bahnhof von Antwerpen ist immer viel Betrieb. Hier leben besonders viele charedische Juden, und es gibt entsprechend viele koschere Restaurants und Geschäfte. Wer hier einkaufen geht, hat hohe Ansprüche an die Waren. Doniel ist einer dieser Kunden. Er wohnt mit seiner Frau und drei Kindern in Antwerpens jüdischem Viertel. Dieses Jahr sind die Anforderungen für Kunden und Verkäufer noch höher als sonst, denn an Rosch Haschana beginnt das Schmitta-Jahr. Da soll das Land Israel brach liegen, es darf nicht bewirtschaftet werden, und es dürfen keine Gewinne mit ihm erzielt werden.

Eine halachische Regelung – man nennt sie Heter Mechira – erlaubt jedoch die Bewirtschaftung der Felder, wenn sie vorübergehend an Nichtjuden verkauft werden. Die Rabbiner, die diese Regelung erdacht haben, kommen allerdings nicht aus dem charedischen Spektrum. Deshalb gibt es nicht wenige Juden, die diese Entscheidung nicht anerkennen. Doniel ist einer von ihnen.

Brachjahr »Das Land soll ruhen«, sagt er. »Man muss diejenigen unterstützen, die das Land im siebenten Jahr ruhen lassen – das hat schon Rabbiner Kreiswirth gefordert.« Rabbiner Chajm Kreiswirth (1918–2001) war Oberrabbiner der charedischen Gemeinde »Machsike Hadass« von Antwerpen und unterstützte die Durchsetzung eines vollständigen Brachjahres ohne Ausnahme. Das bedeutet für die Geschäftsleute in Kreiswirths Gemeinde, dass sie keinerlei Waren importieren, die von Betrieben stammen könnten, die vom Heter Mechira profitiert haben. Da wiederum verlassen sich die Händler auf charedische Rabbiner in Israel, die nur Dinge als koscher zertifizieren, die ihren Anforderungen entsprechen.

Für den Konsumenten ist der Aufwand also überschaubar: »Bei Obst und Gemüse gibt es keine Probleme. Die kaufen wir von hier«, sagt Doniel. Im Schmitta-Jahr seien Obst und Gemüse übrigens auch ein Verkaufsschlager bei Verwandten aus Israel: »Aus unserer Familie nehmen viele etwas mit nach Israel – wenn sie damit durch den Zoll kommen. Das ist nämlich manchmal ein Problem.« In Israel könne man zwar auch arabische Produkte kaufen oder welche, die nicht auf dem Gebiet von Eretz Israel gewachsen sind, sagt Doniel. »Doch dann heißt es wieder: Warum kauft ihr bei Arabern?« Dann könne man nur sagen: weil ihr die Mizwa der Schmitta nicht einhaltet.

Für Doniel beginnt diese Woche ein Jahr, in dem er genau aufpassen muss, was er kauft. »Kompliziert ist es bei Waren aus Israel, die verarbeitet wurden, oder bei Wein. Unser Händler weiß allerdings genau, worauf wir achten, und bietet nichts an, was Heter Mechira ist. Das ist eine Hilfe für uns«, sagt Doniel. Männer wie er und ihre Familien gibt es in der Diaspora und in Israel viele – und es werden immer mehr. Sie kaufen während eines ganzen Jahres keine landwirtschaftlichen Produkte aus Israel und meiden alles, was dort hergestellt wurde.

Agrarbetriebe Weil der Ausfall einer ganzen Jahresproduktion israelische Agrarbetriebe hart trifft, schlug der Antwerpener Oberrabbiner Chajm Kreiswirth seinerzeit vor, Landwirte, die das Gebot beachten, finanziell zu unterstützen. Und damit immer weniger Land im Schmitta-Jahr bearbeitet wird, erwirbt die sogenannte Shmita Association immer mehr Felder in Israel.

»Mit der Hilfe Gottes werden noch mehr Juden die Mizwa erfüllen – wenn nicht jetzt, dann das nächste Mal in acht Jahren«, sagt Doniel. Seine Zuversicht ist eine Herausforderung – sowohl für den Händler seines Vertrauens als auch für die israelische Wirtschaft.

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025