Ungewohnt heftiger Rüffel für die BBC: Die britische Telekommunikations- und Medienaufsichtsbehörde Ofcom hat der der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt einen »schwerwiegenden Regelverstoß« vorgeworfen, weil die BBC in einer TV-Dokumentation über den Gaza-Krieg nicht offengelegt hatte, dass einer der Interviewten Sohn eines Funktionärs der Terrororganisation Hamas war.
Die Sendung »Gaza: How to Survive a Warzone« sei in »wesentlichem Maße irreführend« gewesen, so die Ofcom in ihrem Abschlussbericht, der am Freitag veröffentlich wurde. Der Sender BBC Two muss nun zur Hauptsendezeit um 21 Uhr eine Erklärung dazu ausstrahlen, wobei noch nicht klar ist, wann das geschehen soll. Ihr Generaldirektor Tim Davie hatte sich bereits für »erhebliche Versäumnisse« entschuldigt.
Im Mittelpunkt der Dokumentation stand der 13-jährige Sohn des stellvertretenden Landwirtschaftsministers der Hamas. Die Nicht-Offenlegung der Tatsache, dass der Vater des Hauptprotagonisten eine hohe Position in der von der Hamas geführten Verwaltung Gazas innehatte, habe eine »schwerwiegende Irreführung« dargestellt, schlussfolgerte Ofcom. Den Zuschauern seien so wichtige Informationen vorenthalten worden, die für ihre Beurteilung der Informationen von großer Relevanz gewesen sein könnten.
Der Fehler, so die Aufsichtsbehörde, habe »das Potenzial, das hohe Maß an Vertrauen zu untergraben, das das Publikum in eine BBC-Sachsendung über den Krieg zwischen Israel und Gaza gesetzt hat.« Es ist das erste Mal seit 2009, dass Ofcom eine derartige Sanktion gegen die BBC verhängt.
Der Sender hatte sich zuvor bereits für die Ausstrahlung entschuldigt. Ein BBC-Sprecher erklärte: »Wir akzeptieren die Entscheidung von Ofcom voll und ganz. Wir werden die Sanktion umsetzen, sobald das Datum und der Wortlaut endgültig feststehen.« Eine interne Überprüfung der BBC im Sommer hatte ergeben, dass zwar mehrere Mitglieder der Produktionsfirma von der Position des Vaters in der Hamas wussten, aber niemand innerhalb der BBC selbst. mth