Gedenken

Auf Twitter an den Holocaust in Auschwitz erinnern - Gedenkstätte betreibt berührenden Social-Media-Auftritt

Foto: imago images/robertharding

Der Twitter-Account der Gedenkstätte Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau wirbt um weitere Unterstützer. »Werden wir in diesem Jahr 1,5 Millionen Follower erreichen? Können Sie helfen?«, heißt es in einem angehefteten Tweet.

Denn mit jeder weiteren Person, die dem Account auf der Social-Media-Plattform Twitter folgt, steigt die Reichweite. So können mehr Menschen über die Verbrechen in dem Konzentrationslager aufgeklärt und die Opfer dem Vergessen entrissen werden.

Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau betreibt seit Mai 2012 den Account mit dem Benutzernamen AuschwitzMemorial - @AuschwitzMuseum - auf Twitter. Pawel Sawicki ist seit 2009 für alle Social-Media-Auftritte der Gedenkstätte verantwortlich, auch auf Facebook und Instagram. Der Twitter-Account wird in englischer Sprache geführt und hat aktuell 1,3 Millionen Follower.

Er gibt den Opfern einen Namen und ein Gesicht. Da ist die kleine Evika Herzl aus Ungarn, die am 14. Juli 1938 geboren wurde. 1944 wurde sie ins KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet. Oder Eryk Lipinski, der am 12. Juli 1908 geboren wurde. Der Künstler war im KZ, wurde aber später freigelassen und gründete das Karikaturenmuseum in Warschau. Und dann ist da Sonja Roubickova, die einem freundlich-schüchtern entgegen lächelt. Sie wurde am 1. Juni 1926 in Prag geboren. Am 6. September 1943 wurde sie von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert, wo sie starb.

Im Mai 2022 stellte Hanna Kubik, Mitarbeiterin des Museums, auf dem Twitter-Account einen Fund vor, der das Schicksal einer im KZ ermordeten Familie beleuchtet. In dem Schuh der 1939 geborenen Vera Vohryzkova standen ihr Name und die Nummer, die ihr 1943 bei dem Transport nach Auschwitz gegeben wurde. Ihre Mutter Stepanka und ihr zwei Jahre älterer Bruder Jiri starben mit ihr im KZ.

Der Vater der Kinder, Max Vohryzek, wurde 1942 umgebracht. Von ihm existiert noch ein Bild und seine Todesurkunde. Von einem weiteren Verwandten, Frantisek Aufrecht, ist der Koffer erhalten. Funde wie diese und die Bilder der Opfer dienen als Mahnung, den Holocaust nicht zu relativieren oder zu vergessen.

Der Account versteht sich auch als Korrektiv, wenn es um Falschmeldungen geht. Er verlangt umgehend eine Richtigstellung, wenn etwa von dem »polnischen Konzentrationslager« Auschwitz die Sprache ist. Es wird dann klargestellt, dass es sich um ein deutsches KZ auf dem Gebiet des von Deutschland besetzten Polen handelt.

#ProtectTheFacts - der Account will historische Genauigkeit bewahren, denn damit könne man sich respektvoll gegenüber allen Menschen zeigen, die in Auschwitz gelitten und ermordet worden sind. Das sei so wichtig wie der Erhalt historischer Orte, Objekte oder Dokumente.

Der Account benennt außerdem inakzeptable Vorgänge tagesaktueller Natur, wenn zum Beispiel überflüssige Nazivergleiche gezogen werden. Das war besonders während der Corona-Pandemie der Fall. Zum Bildungsauftrag gehört auch, falsche Angaben über das ehemalige Konzentrationslager, zum Beispiel in Romanen oder Sachbüchern, zu korrigieren.

Bei vielen Followern hat das Buch »Der Tätowierer von Auschwitz« der australischen Autorin Heather Morris einen tiefen Eindruck hinterlassen. Wanda Witek-Malicka vom Auschwitz Memorial Research Center hat dazu einen Faktencheck geschrieben - der Ungenauigkeiten und Fehler aufzeigt und berichtigt. Wenn also Follower dem Account von diesem Buch berichten, dann erhalten sie als Antwort den Faktencheck. Es gibt auch eine Liste mit Empfehlungen zur weiterführenden Lektüre von dem Leiter des Forschungszentrums, Piotr Setkiewicz.

Ob die Gedenkstätte ihr Ziel - 1,5 Millionen Follower - erreichen wird? Bestimmt. Bei der letzten Aktion im Januar 2020, vor dem 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch sowjetische Soldaten, hatte der Account die Marke von einer Million Followern erreicht.

USA

Der reichste Mann der Welt – für einen Tag

Larry Ellison gehört zu den Großen des Silicon Valley und hält Künstliche Intelligenz für die wichtigste Erfindung der Menschheit

von Sara Pines  26.10.2025

Nachruf

Letzter Kämpfer des Aufstands des Warschauer Ghettos gestorben

Michael Smuss wurde 99 Jahre alt

 24.10.2025

Wien

Nobelpreisträger warnt vor technischer Abhängigkeit von den USA

Joseph E. Stiglitz kritisiert Präsident Trump und ruft Wissenschaft und Medien zur Verteidigung der Medienfreiheit weltweit auf

von Steffen Grimberg  24.10.2025

Polen

Antisemitische Hetzer verhindern Konzert jüdischer Musiker

Der Chor der Pestalozzi-Synagoge in Berlin war eingeladen, in Września gemeinsam mit dem dortigen Kinderchor den Komponisten Louis Lewandowski zu ehren. Nach Hetze und Drohungen wurden alle Veranstaltungen abgesagt

von Sophie Albers Ben Chamo  23.10.2025

Großbritannien

Jiddisch verbindet

Zwischen Identitätssuche, Grammatik und Klezfest. Unsere Autorin war beim Sprachkurs »Ot Azoy« in London

von Sabine Schereck  23.10.2025

Rabbiner Noam Hertig aus Zürich

Diaspora

Es geht nur zusammen

Wie wir den inneren Frieden der jüdischen Gemeinschaft bewahren können – über alle Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten hinweg

von Rabbiner Noam Hertig  23.10.2025

Großbritannien

Ärztin wegen antisemitischer Agitation festgenommen

Dr. Rahmeh Aladwan wurde vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen, weil sie die Hamas-Verbrechen vom 7. Oktober verherrlicht hatte. Nun muss der General Medical Council über ihre Approbation entscheiden

von Michael Thaidigsmann  22.10.2025

Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion Natalie Rickli lehnte die unverbindliche Anfrage des Bundes ab, 20 Kinder aus Gaza in der Schweiz aufzunehmen.

Schweiz

Kinder aus Gaza bald in Zürich?

In der Schweiz wird eine politische Debatte darüber geführt, ob verletzte Kinder aus dem Gazastreifen aufgenommen werden sollen

von Nicole Dreyfus  22.10.2025

Mexiko

»La Doctora« liefert

Die Sozialdemokratin und Physikerin Claudia Sheinbaum ist seit einem Jahr Präsidentin. Eine erste Bilanz

von Michael Ludwig  21.10.2025