Belgien

Auch Lüttich boykottiert jetzt Israel

Blick auf Lüttich – die drittgrößte Stadt Belgiens Foto: IMAGO/Zoonar

Nach Barcelona wird auch die belgische Stadt Lüttich künftig Israel boykottieren – obwohl sie bislang gar keine offiziellen Beziehungen zu dem Land unterhält und auch keine Partnerstadt in Israel hat.

Dennoch nahm der Lütticher Stadtrat am Montagabend mit Mehrheit einen Antrag der linksradikalen Partei der Arbeit Belgiens (PTB) an. Darin wird Israel als ein »Apartheidstaat« bezeichnet, der die Rechte der Palästinenser missachte. Nun will Lüttich keinerlei Beziehungen mehr zu Israel – zumindest, solange, wie »dieser Staat das Völkerrecht und die Rechte der Palästinenser missachtet«. Für den Antrag stimmten neben den neun PTB-Vertretern auch die Sozialisten und die Grünen im Rat.

Mit seinen 200.000 Einwohnern ist Lüttich die größte Stadt in Belgiens französischsprachigem Landesteil Wallonien und nach Brüssel und Antwerpen die drittgrößte des Landes. Traditionell haben die Sozialisten dort das Sagen. Vor einigen Jahren begann die Stadt eine Partnerschaft mit Ramallah im Westjordanland, wo die Palästinensische Autonomiebehörde angesiedelt ist.

Als er 2013 vom TV-Sender RTBF gefragt wurde, ob denn auch eine Partnerschaft mit einer Stadt in Israel denkbar sei, antwortete Bürgermeister Willy Demeyer so: »Ein solcher Wunsch wurde bereits [von der jüdischen Gemeinde] geäußert. Wir müssen also nur die Stadt finden, die mit Lüttich freundschaftliche Beziehungen und eine Zusammenarbeit in jenen Bereichen unterhalten kann, die wir für sinnvoll erachten«.

Demeyer ist nach wie vor im Amt – die Suche nach einer Partnerstadt in Israel dürfte er schon länger aufgegeben haben. Bereits vor zwei Jahren hatte der Stadtrat in einer Resolution dafür ausgesprochen, Unternehmen von öffentlichen Aufträgen in der Stadt auszuschließen, die bei der »Besetzung Palästinas« involviert seien – auch das eher ein symbolischer mit wenig praktischen Konsequenzen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Dennoch jubelten die PTB und ihr Vorsitzender Raoul Hedebouw jetzt über den Erfolg bei der Abstimmung. Ein »schöner Sieg« sei das, twitterte Hedebouw. Damit werde »der Kampf für die Rechte des palästinensischen Volkes« gestärkt, behauptete er. Hedebouws Partei konnte in den letzten Jahren in mehrere Räte und Regionalparlamente einziehen. Auch im belgischen Föderalparlament ist die PTB vertreten. Sie unterstützt die antiisraelische BDS-Bewegung.

Über die israelischen Opfer terroristischer Anschläge verliert der dreiseitige PTB-Antrag kein Wort. Ausdrücklich lobend erwähnt wird darin aber die Entscheidung der linken Bürgermeisterin Barcelonas, Ada Colau, die Partnerschaft ihrer Stadt mit Tel Aviv zu beenden. Das, so behauptete Raoul Hedebouw, hätten 22 jüdische Verbände begrüßt. Wen er damit meint und wie er auf diese Zahl kommt, bleibt allerdings sein Geheimnis.

Polen

Antisemitische Hetzer verhindern Konzert jüdischer Musiker

Der Chor der Pestalozzi-Synagoge in Berlin war eingeladen, in Września gemeinsam mit dem dortigen Kinderchor den Komponisten Louis Lewandowski zu ehren. Nach Hetze und Drohungen wurden alle Veranstaltungen abgesagt

von Sophie Albers Ben Chamo  23.10.2025

Großbritannien

Jiddisch verbindet

Zwischen Identitätssuche, Grammatik und Klezfest. Unsere Autorin war beim Sprachkurs »Ot Azoy« in London

von Sabine Schereck  23.10.2025

Rabbiner Noam Hertig aus Zürich

Diaspora

Es geht nur zusammen

Wie wir den inneren Frieden der jüdischen Gemeinschaft bewahren können – über alle Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten hinweg

von Rabbiner Noam Hertig  23.10.2025

Großbritannien

Ärztin wegen antisemitischer Agitation festgenommen

Dr. Rahmeh Aladwan wurde vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen, weil sie die Hamas-Verbrechen vom 7. Oktober verherrlicht hatte. Nun muss der General Medical Council über ihre Approbation entscheiden

von Michael Thaidigsmann  22.10.2025

Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion Natalie Rickli lehnte die unverbindliche Anfrage des Bundes ab, 20 Kinder aus Gaza in der Schweiz aufzunehmen.

Schweiz

Kinder aus Gaza bald in Zürich?

In der Schweiz wird eine politische Debatte darüber geführt, ob verletzte Kinder aus dem Gazastreifen aufgenommen werden sollen

von Nicole Dreyfus  22.10.2025

Mexiko

»La Doctora« liefert

Die Sozialdemokratin und Physikerin Claudia Sheinbaum ist seit einem Jahr Präsidentin. Eine erste Bilanz

von Michael Ludwig  21.10.2025

Charlotte (North Carolina)

Schachgroßmeister Daniel Naroditsky mit 29 Jahren gestorben

Das Charlotte Chess Center würdigt ihn als »herausragenden Schachspieler, Lehrer und geliebten Freund«

 21.10.2025

Nachruf

Abschied von einer starken Frau

Die tschechische Zeitzeugin Dita Kraus ist im Alter von 96 Jahren in Jerusalem gestorben

von Barbara Bišický-Ehrlich  21.10.2025

Großbritannien

König Charles besucht Synagoge von Manchester

Nach dem Anschlag an Jom Kippur, bei dem zwei Gemeindemitglieder getötet wurden, drückte der Monarch seine Anteilnahme aus

 20.10.2025