Tourismus

Antisemitismus: Israelische Urlauber meiden Orte in Westeuropa

Touristen in Prag Foto: picture alliance / Daniel Kalker

Die Zunahme antisemitischer Vorfälle weltweit zwingt viele Israelis dazu, ihre Reisepläne zu überdenken und verstärkt nach Urlaubszielen zu suchen, die als sicher gelten. Dabei erleben Reiseziele wie Prag, Dubai, Thailand sowie osteuropäische Länder einen starken Nachfrageschub – mit steigenden Preisen, gerade im Hinblick auf die nahenden jüdischen Feiertage, wie »Ynet« berichtet.

Seit dem Terroranschlag am 7. Oktober 2023 und vor allem in den vergangenen Wochen berichten Medien aus aller Welt von einer Welle antisemitischer Übergriffe. Diese reichen von verbalen Attacken über Diskriminierung in Restaurants, Hotels und Geschäften bis hin zu körperlichen Angriffen. So verhinderten israelfeindliche Demonstranten auf der griechischen Insel Syros, dass israelische Touristen von einem Kreuzfahrtschiff an Land gehen konnten.

Auf der beliebten Urlaubsinsel Rhodos wurden mehrere junge Israelis nach einem Clubbesuch attackiert, und in der Nähe von Athen biss ein syrischer Immigrant einem israelischen Besucher einen Teil seines Ohres ab. Ähnliche Vorkommnisse wurden aus Australien, Österreich und den Niederlanden gemeldet. Neben diesen spektakulären Vorfällen berichten Reisende von feindseligen Blicken, Beleidigungen oder dem Ausschluss aus Hotels, sobald ihre israelische Herkunft erkennbar wird.

Deutlicher Preisanstieg

Diese Vorfälle tragen zu einer wachsenden Verunsicherung bei, die sich laut »Ynet« auch in den Reisebuchungen widerspiegelt. Städte wie Prag (+23 Prozent), Budapest (+20 Prozent), Dubai (+17 Prozent) und Thailand (+15 Prozent) verzeichnen deutliche Zuwächse bei israelischen Buchungen. Osteuropäische Länder wie Ungarn, Rumänien, Tschechien sowie Georgien, Aserbaidschan und Montenegro gelten als besonders einladend für israelische Touristen.

Lesen Sie auch

Reiseveranstalter wie Kesher Tours berichten von einer spürbaren Verlagerung der Nachfrage – weg von klassisch beliebten, aber derzeit als zu unsicherer eingeschätzten Zielen in Westeuropa hin zu als sicher geltenden Destinationen.

Mykonos und Santorini

Trotz eines Rückgangs bei Buchungen für Athen (-22 Prozent) und Rhodos (-10 Prozent) bleibt Griechenland mit seinen vielen Inseln wie Mykonos und Santorini ein bedeutendes Reiseziel. Nir Mazor, der Chef von Kesher Tours, betont, dass die starke israelische Präsenz vor Ort und positive persönliche Erfahrungen die negative Berichterstattung oft relativieren und das Vertrauen der Reisenden stützen.

Auch die griechischen Behörden haben auf die Vorfälle reagiert: Für die Inseln Rhodos und Kreta wurde die Polizeipräsenz erhöht, und Michalis Chrysochoidis, der Minister für nationale Sicherheit, versprach eine strenge Durchsetzung der Antirassismusgesetze. Zudem gibt es eine enge Zusammenarbeit mit israelischen Touristikunternehmen, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.

Experten sehen in dieser Entwicklung einen Spiegel gesellschaftlicher Spannungen, die sich seit dem Gaza-Krieg verschärft haben. Shirley Cohen-Orkaby, stellvertretende Geschäftsführerin bei Eshet Tours, empfiehlt Reisenden, dezente Reisestrategien zu verfolgen und offene Demonstrationen der israelischen Herkunft zu vermeiden, um »Konflikte zu minimieren«.

Insgesamt zeigt sich: Die Kombination aus politischer Lage und gestiegenem Antisemitismus verändert nachhaltig das Reiseverhalten israelischer Urlauber. Sie sind zunehmend auf der Suche nach Orten, an denen sie sicher und ohne Angst reisen können – eine Entwicklung, die auch für die Tourismusbranche in vielen Ländern spürbare Folgen haben dürfte. im

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  05.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Mamdanis demokratische Steigbügelhalter

Führende Politiker der Demokraten haben aus Opportunismus die Wahl des Israel-Hassers Zohran Mamdani zum New Yorker Bürgermeister ermöglicht - und so in Kauf genommen, dass aus Worten gegen Israel wieder Gewalt gegen Juden werden könnte

von Menachem Z. Rosensaft  05.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025

Spanien

Francos Erbe

Das Land, das den Sefardim einst ihren Namen gab, verlangt seinen Juden heute einiges ab

von Valentin Suckut  03.11.2025

»Nobody Wants This«

Alle wollen Esther

Einer der Gründe, die Netflix-Serie zu sehen, ist Jackie Tohn. Die Schauspielerin mit dem Blick, der Stahl schmelzen kann, tanzt gern auf vielen Hochzeiten

von Sarah Thalia Pines  03.11.2025

Slowakei

Neues Leuchten in Trenčín

Eine restaurierte Synagoge wird zum Herzstück der Kulturhauptstadt 2026 – und zum Zeichen jüdischer Erneuerung

von Kilian Kirchgeßner  03.11.2025

USA

Unsicher in New York

Zohran Mamdani ist der mögliche nächste Bürgermeister der Metropole – und für viele Juden ein Problem

von Mark Feldon  30.10.2025

Judenhass

»Ich werde Selbstmordattentäter diese Nacht«: Mann plante Messerangriff auf Juden

Der arabischstämmige Mann wurde im letzten Moment von der Polizei festgenommen. Nun stand er vor Gericht

von Nicole Dreyfus  30.10.2025