Brasilien

AJC fordert Entschuldigung für NS-Analogie

Brasiliens Außenminister Ernesto Araujo Foto: imago images/Agencia EFE

Das American Jewish Committee hat von Brasiliens Außenminister Ernesto Araujo eine Entschuldigung für eine Analogie zwischen dem Nationalsozialismus und der Corona-Pandemie gefordert.

Araujo hatte die Isolierungsmaßnahmen des »Social Distancing« mit deutschen Konzentrationslagern der Nazizeit gleichgesetzt, wie Medien am Mittwoch (Ortszeit) berichteten. Auch das »Institut Brasilien Israel« in Sao Paulo verurteilte die Analogie scharf.

Virus Araujo hatte am 22. April China beschuldigt, die Verbreitung des Virus sei Teil eines »Globalisten-Projekts«, »der neue Weg des Kommunismus«. Das »Kommunistenvirus« solle die Menschen weltweit in Panik versetzen und den Nationalstaat durch die Arbeit von Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zerstören, schrieb der Minister.

In dem Text bringt Araujo den Spruch »Arbeit macht frei«, der als Toraufschrift etwa am NS-Konzentrationslager Auschwitz angebracht war, in Verbindung mit dem »Daheimbleiben« in Corona-Zeiten.

Die Nazis hätten den Spruch damals falsch umgesetzt. »Die Kommunisten haben den Fehler der Nazis jedoch nicht wiederholt, sondern den Spruch dieses Mal richtig angewendet. Wie? Indem sie die Leute davon überzeugen, dass es für ihr eigenes Wohl besser ist, sich in diese Konzentrationslager einzusperren, wo sie ohne Würde und Freiheit leben.«

soziale Medien Die von Araujo hergestellte Analogie sei »sowohl tief verletzend wie auch vollkommen unangemessen«, twitterte das American Jewish Committee. »Er sollte sich sofort entschuldigen«, so die 1906 gegründete US-Nichtregierungsorganisation, eine der weltweit wichtigsten jüdischen Institutionen. In sozialen Medien entschuldigten sich zahlreiche Brasilianer für Araujos Äußerungen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Araujo ist bereits mehrfach durch provozierende Äußerungen aufgefallen. In dem jüngten Text schrieb er weiter, »der Nazi (sei) ein Kommunist gewesen, der sich nicht die Mühe gemacht hat, seine Opfer zu täuschen«. Der Nationalsozialismus sei keine rechtsextreme, sondern eine linksextreme Bewegung gewesen, genau wie der Kommunismus.

Auch Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Messias Bolsonaro hatte vor einem Jahr am Rande eines Staatsbesuchs in Israel die NSDAP unter Adolf Hitler als linke Partei bezeichnet. »Ohne Zweifel. Die Partei in Deutschland hieß ja National-Sozialistische Partei«, sagte Bolsonaro damals in einem Interview vor der Holocaust-Gedenkstädte Yad Vashem in Jerusalem.  kna

Irland

Aus »Herzog Park« wird vorerst kein »Free Palestine Park«

Das ging selbst der israelkritischen Regierung Irlands zu weit: Die Stadtverwaltung von Dublin will Pläne nicht weiterverfolgen, eine nach Israels sechstem Staatspräsidenten Chaim Herzog benannte Grünanlage umzubenennen

von Michael Thaidigsmann  01.12.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  29.11.2025

Meinung

Wenn ein Botschafter Schoa-Überlebende zu Lügnern erklärt

Tom Rose, neuer US-Botschafter in Warschau, hat in einer Rede die Komplizenschaft Tausender Polen während des Holocaust bestritten. Das ist fatal für das Ansehen der USA

von Menachem Z. Rosensaft  29.11.2025

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025