J Street

500.000 Dollar von Obama

Vize-Sicherheitsberater für strategische Kommunikation: Ben Rhodes Foto: dpa

Er ist 38 Jahre alt und gilt als Obamas Wunderkind: Ben Rhodes, »Stellvertretender nationaler Sicherheitsberater für strategische Kommunikation«.

Der smarte Karrierist, der eigentlich Romancier werden wollte, erzählte kürzlich in einem Porträt des New York Times Magazine, wie mit Regierungsgeldern Lobby-Organisationen und Medien »ermutigt wurden«, positiv über den Atom-Deal mit dem Iran zu berichten. Ganz vorn dabei: die jüdische Lobbygruppe J Street.

Symbiose Das umstrittene Abkommen mit dem Mullah-Regime stieß bekanntlich nicht nur bei der israelischen Regierung auf scharfe Kritik, auch innerhalb der amerikanischen Öffentlichkeit ist die Vereinbarung, die Teheran unter Auflagen weiter die Nutzung von Kernenergie gestattet, höchst umstritten. Und hier kommt Ben Rhodes ins Spiel. Er ist schließlich nicht nur Obamas Hauptredenschreiber, sondern auch derjenige, der die Gedanken des Präsidenten ausformuliert, bevor jener sie überhaupt gedacht hat. So jedenfalls die unverhohlen bewundernde Schilderung im Porträt.

Dieser Mann also, dem ein komplett symbiotisches Verhältnis zu Obama nachgesagt wird – »ich weiß nicht mehr, wo ich anfange und wo Obama aufhört«, wird Rhodes in der New York Times zitiert – dieser Mann also, der keinerlei politische Erfahrung hat und zur mächtigsten Person jenseits des Präsidenten geworden ist, hat eine Idee, eine aus seiner Sicht brillante. Er schafft »Verstärker« in der Öffentlichkeit, die sein und das Bild des Präsidenten von der Verlässlichkeit Irans und dem Segen des Abkommens zur Nuklearkontrolle verbreiten sollen. Freizügig plaudert Rhodes aus, wie diese Verstärker funktionieren.

staatsgeld Eine dieser Lobbygruppen, der Ploughshares Fund, eine Stiftung, die sich offiziell einer Welt ohne Massenvernichtungswaffen verschrieben hat, verteilte 2015 laut Geschäftsbericht jede Menge (Staats-)Gelder, um den Iran-Deal indirekt zu promoten. Allein 576.500 Dollar flossen an J Street. Die linksliberale jüdische Lobbyorganisation fungiert seit geraumer Zeit als Obamas Brückenkopf zu den umworbenen jüdischen Wählern. Da machte es auch nichts, dass Israels Linke, zu der J Street ein enges Verhältnis pflegt, explizit gegen den Atom-Deal mit dem Iran war. Es ging und geht um den US-Markt. Und so schaltete J Street, kurz vor einer entscheidenden Kongress-Abstimmung im Juli 2015, in der New York Times eine ganzseitige Anzeige zugunsten des Iran-Abkommens.

Weitere sechsstellige Beträge flossen unter anderem an die Arms Control Association, den Atlantic Council und den National Iranian American Council. Auch NPR Radio, Amerikas öffentlich-rechtlicher Rundfunk, erhielt 100.000 Dollar an verdeckten Regierungsgeldern zur willfährigen Berichterstattung. Und ließ Gegner des Abkommens nicht zu Wort kommen, wie es der Abgeordnete Mike Pompeo aus Kansas gegenüber der Nachrichtenagentur AP bemängelt. »Mehrfach hatte ich darauf gedrungen, meine Haltung formulieren zu dürfen – vergebens.«

Machenschaften Bekannt wurde die ganze Angelegenheit nur durch Rhodes’ Plauderei. »Dass sich ein Regierungsvertreter so ohne jegliches Schuldbewusstsein zu derlei Machenschaften äußert, halte ich für ein ganz schlechtes Zeichen«, sagt Caroline B. Glick, Autorin der Jerusalem Post. In israelischen Diplomatenkreisen ist man verärgert. »Eine derart unverfrorene Beeinflussung der öffentlichen Meinung und der Medien ist verheerend«, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Generalkonsulats in New York der Jüdischen Allgemeinen, allerdings ohne genannt werden zu wollen.

Übrigens äußerte sich auch der Iran wieder einmal: Man sei in der Lage, die »zionistische Einheit« binnen acht Minuten auszulöschen, ließ Militärberater Ahmad Karimpour am 22. Mai verbreiten.

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Sydney

Jüdische Bäckerei schließt wegen Antisemitismus

Nach Jahren der Anfeindungen und dem schwersten antisemitischen Anschlag auf australischem Boden hat eine beliebte jüdische Bäckerei für immer geschlossen

 18.12.2025

Strassburg

Glühwein und Kippa

In der selbst ernannten »Weihnachtshauptstadt« lebt eine traditionsbewusste jüdische Gemeinde. Wie passt das zusammen? Eine Reise zu koscheren Plätzchen und Pralinen mit »Jahresendgeschmack«

von Mascha Malburg  18.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Australien

Bericht: Die Heldentat von Ahmed Al-Ahmed sorgt auch in Syrien für Jubel

Die Berichterstattung über den »Helden von Sydney« hat auch dessen Heimatort erreicht und bringt Stolz in eine Trümmerlandschaft

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Sydney

Abschied von jüngstem und ältestem Opfer

Ganz Australien trauert: Die 10-jährige Matilda und der 87-jährige Holocaust-Überlebende Alex Kleytman sind beerdigt worden

 18.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsmann  17.12.2025