Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem hat mit Besorgnis auf die Verurteilung von zwei Holocaust-Forschern in Polen reagiert. Man akzeptiere die Entscheidung, sei aber beunruhigt über deren Konsequenzen, hieß es in einer am Donnerstag verbreiteten Mitteilung der Gedenkstätte. Jeder Versuch, akademischen oder öffentlichen Diskurs durch politischen oder juristischen Druck einzuschränken, sei inakzeptabel. Kritik kam auch vom renommierten Historiker Jan Tomasz Gross.
Berufung Ein Gericht in der polnischen Hauptstadt Warschau hatte am Dienstag entschieden, dass sich die beiden renommierten Historiker Barbara Engelking und Jan Grabowski für Ungenauigkeiten in einem Werk entschuldigen müssen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Ein Anwalt der Forscher kündigte an, man wolle in Berufung gehen.
Engelking und Grabowski hatten sich in ihrem 2018 erschienenen Buch Dalej jest noc (Und immer noch ist Nacht) mit der Vernichtung der Juden in der polnischen Provinz unter deutscher Besatzung befasst. Sie wurden von der Nichte eines früheren Ortsvorstehers aus Ostpolen verklagt. Die Frau sah die Erinnerung an ihren Onkel diffamiert, weil die Historiker schreiben, dieser sei mitschuldig am Tod von mehr als 20 im Wald versteckten Juden gewesen, die den Deutschen übergeben worden seien.
Zeugin In einem Nachkriegsprozess sei er freigesprochen worden, nachdem eine jüdische Zeugin falsch und zu seinen Gunsten ausgesagt habe. Belege für diese Behauptungen fehlen in dem Buch. Engelking stützte sich in einer später nachgeschobenen Erklärung auf Aussagen, die die Zeugin 1996 für die Shoah Foundation gemacht hatte. Weltweit hatten sich Historiker besorgt über das Verfahren geäußert und eine Einschüchterung von Forschern befürchtet. dpa/ja