Die Genehmigung ist da, die Fläche und Arbeitskräfte sind es auch. Es fehlen nur noch die Investoren. Dann kann es mit der »größten Touristenattraktion in Israel« losgehen. Sie soll als Vergnügungspark im Disney-Stil mitten in der Negev-Wüste entstehen.
Auf einer vom Tourismusministerium in Tel Aviv organisierten internationalen Konferenz mit Investoren ist der »Negev Park«, wie er bislang genannt wird, vor einigen Tagen potenziellen Geldgebern vorgestellt worden. Die zeigten reges Interesse, so das Ministerium.
Ausschreibung Das Projekt wird von der israelischen Landbehörde überwacht und zum Teil finanziert. Es verfügt derzeit über ein Budget von 50 Millionen Schekel, umgerechnet etwas mehr als 14 Millionen Euro. Projekt-Marketingdirektor Alon Kovarsky bestätigt, dass es bereits in den nächsten Monaten erste Ausschreibungen für verschiedene Bauabschnitte geben werde.
Das Projekt verfügt derzeit über ein Budget von 50 Millionen Schekel, umgerechnet etwas mehr als 14 Millionen Euro.
Dabei wurde die Idee des Vergnügungsparks bereits 2011 in Umlauf gebracht, um den Negev-Tourismus anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Der Standort ist rund eineinhalb Autostunden von Jerusalem und Tel Aviv entfernt. Jetzt, zehn Jahre danach, will man endlich mit dem Bau beginnen. Auf sieben Quadratkilometern sollen »Tourismus, Hotels, Attraktionen, Handel und Naturparks zu einem Erlebnis vereint werden, das an die größten Parks der Welt erinnert«, so das Ministerium in einer Erklärung.
Im Modell liegt ein zentraler künstlicher See in der Mitte, um den herum sich Dutzende Riesenrutschen, Fahrgeschäfte, ein Märchenschloss, Restaurants, Einkaufszentren und Hotels in verschiedenen Stilen erstrecken.
Nachfrage Einer der Befürworter ist der Bürgermeister der Wüstenmetropole Beer Sheva, Rubik Danilovich. »Der Negev entwickelt sich zum nächsten Nachfragegebiet Israels, auch im Bereich Tourismus, Erholung und Freizeit.« Man freue sich auf den Negev-Park als größte Vergnügungsattraktion des Landes mit Hotels, Wasser- und anderen Attraktionen.
Das Landstück, das dafür vorgesehen ist, liegt zwischen Beer Sheva und dem Kibbuz Hatzerim. Es soll in einem Joint Venture von der Gemeinde Beer Sheva und dem Regionalrat Bnei Schimon entwickelt werden. Der Bau des ersten Abschnitts soll in vier bis fünf Jahren fertiggestellt sein. Heute befinden sich auf dem Gelände die größte Rennstrecke Israels, auf der Wettbewerbe und verschiedene Motorsport-Aktivitäten stattfinden, sowie ein Zentrum für Zivilluftfahrt, das Fallschirmspringen und Luftfahrtstudien anbietet. Ansonsten gibt es sandiges Wüstenland, so weit das Auge reicht.
Das Ministerium erwartet nach eigenen Angaben »Hunderte neue Arbeitsplätze im Bereich Tourismus und Gastgewerbe, die jährlich Millionen Schekel für alle Einwohner der Region einbringen«. Die Initiatoren wollen mit dem »Park als wichtigem Meilenstein in der Entwicklung der Negev-Wüste« ein weiteres Anliegen vorantreiben: einen Flughafen im Negev.
potenzial »Der Park wird das enorme Potenzial der Region realisieren und zu einem Anziehungspunkt für nationale und internationale Attraktionen und Projekte werden. Wir kämpfen dafür, das vorhandene Flugfeld zu einem internationalen Flughafen für Flüge aus Europa und der Region zu machen«, so Danilovich.
Potenzielle Investoren zeigten reges Interesse am Negev-Park.
Nir Zamir, Leiter des Regionalrats von Bnei Schimon, pflichtet dem Bürgermeister bei: »Wir kennen das Potenzial des Negev. Es gibt einen riesigen Raum, um einzigartigen Tourismus zu gestalten, der in Israel seinesgleichen sucht. Wir freuen uns über die Möglichkeit, Gäste in unsere Region zu bringen – eine der schönsten des ganzen Landes.«
Eine andere Stadt, die gern von dem neuen Projekt profitieren würde, ist Rahat. Dort leben rund 80.000 Menschen. Rahat wurde vor 50 Jahren als Beduinengemeinde gegründet und ist bis heute die einzige Beduinenstadt der Welt. Nach Nazareth ist sie die zweitgrößte arabische Stadt des Landes und eine der ärmsten. Arbeitsplätze sind Mangelware, Hotels gibt es keine.
gastfreundschaft Das soll sich ändern. In einer neuen Aktion der Stadtverwaltung sollen 500 sogenannte »Einheiten der Gastfreundschaft« an Privathäuser in der ganzen Stadt angebaut werden Der Plan wurde kürzlich vom regionalen Bauausschuss genehmigt. Laut Mahmud al Amur, Direktor der Wirtschaftsabteilung, sind die Übernachtungsmöglichkeiten Teil eines Tourismus-Masterplans, der schrittweise in die Tat umgesetzt werden soll.
Er ist überzeugt: »Die touristischen Möglichkeiten hier sind immens, vor allem in kulinarischer Hinsicht. Wir servieren das köstlichste Essen. Wenn wir die Israelis davon überzeugen können, es einmal zu probieren, werden sie immer wiederkommen.«
Allerdings ist die Wüstenstadt geplagt von Gewalt. Bislang hält vor allem die relative Gesetzlosigkeit in der Beduinenregion Gäste von einem Besuch ab, Schießereien sind an der Tagesordnung. Auch schrecken die Müllberge in und um Rahat viele ab. Al Amur glaubt dennoch an die Entwicklung: »Unser Ziel ist es, Stigmata und Barrieren zu überwinden und die Tradition der Beduinen-Gastfreundschaft anzubieten. Das ist es, was wir können.«
beduinen Bis vor Kurzem seien Beduinen nicht bereit für diese Entwicklung und Offenheit gewesen. »Aber jetzt ist es so weit. Wir stehen bereit und wollen Erfolg haben.« Neben Geld und Wohlstand für die Menschen in der Stadt erlaube der Tourismus, die Traditionen beizubehalten und von zu Hause aus zu arbeiten – eine besonders wichtige Voraussetzung für Beduinenfrauen, wenn sie einer Beschäftigung nachgehen wollen.
»Stellen Sie sich 100.000 Touristen in Rahat vor. Dabei geht es gar nicht nur um das Geld«, versichert al Amur. »Sie würden unserer Gemeinde wahnsinnig viel Stolz einbringen.«