Terror

Weitere Hamas-Geisel aus Gaza gerettet

Endlich frei: Kaid Farhan Alkadi Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Terror

Weitere Hamas-Geisel aus Gaza gerettet

Jetzt kann erneut einer der Verschleppten zu seiner Familie heimkehren

von Sara Lemel  27.08.2024 17:09 Uhr

Die israelische Armee hat erneut eine Geisel aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas befreit. Ein 52-jähriger Beduine sei in einem schwierigen Einsatz im Süden des Gazastreifens gerettet worden, teilte das Militär mit. Der bei dem Terrorangriff am 7. Oktober entführte Kaid Farhan Alkadi ist den Angaben nach in stabilem Zustand und wurde für Untersuchungen in ein Krankenhaus gebracht.

Erste aus Tunnel befreite Geisel

Armeesprecher Daniel Hagari teilte mit, Spezialeinheiten hätten ihn aus einem Tunnel befreit. Der Mann, der israelische Medien zufolge elf Kinder hat, ist demnach die erste Geisel, die lebend aus einem Tunnel geholt wurde.

Laut Israels Militär war er während der Rettung unbewacht. Weshalb blieb ebenso unklar wie die Frage, ob weitere Geiseln in dem Tunnel, den das Militär als »komplexes unterirdisches System« beschrieb, festgehalten werden. Die israelische Zeitung »Haaretz« berichtete unter Berufung auf das Militär, Alkadi habe die israelischen Kräfte während des Einsatzes gehört und ihnen zugerufen.

Das Forum der Geiselfamilien begrüßte die Befreiungsaktion und teilte mit, der 52-Jährige habe als Wachmann im Kibbuz Magen an der Grenze zum Gazastreifen gearbeitet. Er sei insgesamt 326 Tage in Geiselhaft gewesen. 

Seine Heimkehr sei »nicht weniger als ein Wunder«. Gleichzeitig betonten die Angehörigen, Militäreinsätze allein könnten die verbliebenen Geiseln nicht befreien. Eine Vereinbarung über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sei »der einzige Weg nach vorne«. 

Sie riefen die internationale Gemeinschaft dazu auf, Druck auf die Hamas auszuüben, damit diese einer Vereinbarung zustimmt und alle Geiseln freilässt. »Jeder Tag in Gefangenschaft ist einer zu viel. Die verbliebenen Geiseln können es sich nicht leisten, auf ein weiteres Wunder zu warten.«

Angehörige des Befreiten überglücklich

Zahlreiche Angehörige eilten in das Krankenhaus, um ihren Verwandten zu begrüßen. Einer der Verwandten des Befreiten sagte der israelischen Zeitung »Haaretz«, die Familie könne kaum glauben, dass er nun heimgekehrt sei. »Fast zwölf Monate lang haben wir gewartet«, sagte er. »Wir sind sehr aufgeregt, ihn zu sehen und in die Arme zu schließen.« 

Der israelische Kan-Sender teilte mit, der 52-Jährige sei einer von insgesamt sechs Beduinen, die am 7. Oktober von der Hamas entführt worden waren. Die Beduinen gehören zur arabischen Minderheit in Israel, die häufig mit Diskriminierung zu kämpfen hat.

Ein Teil von ihnen dient in der israelischen Armee. Die Zahl der Beduinen wird landesweit auf rund 250.000 geschätzt. Viele von ihnen leben in der Negev-Wüste im Süden Israels. Ein Verwandter sagte der Nachrichtenseite ynet nach der Befreiungsaktion: »Der ganze Negev feiert!«

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu telefonierte nach Angaben seines Büros mit dem Geretteten. Seine Befreiung berühre das gesamte israelische Volk, sagte Netanjahu in dem Gespräch demnach. Auch der israelische Staatspräsident Isaac Herzog zeigte sich erfreut über die erfolgreiche Rettung. Sie sei »ein Moment der Freude für den Staat Israel und die israelische Gesellschaft als Ganzes«.

Zuletzt konnten im Juni Geiseln befreit werden

»Die israelischen Sicherheitskräfte werden weiterhin mit allen Mitteln daran arbeiten, die Geiseln heimzubringen«, hieß es in der Mitteilung der Armee. Es ist die achte Geisel, die lebend von dem Militär befreit werden konnte. 

Zuletzt waren im Juni die junge Frau Noa Argamani und drei weitere Geiseln in einem dramatischen Militäreinsatz gerettet worden. Laut Armee kam es dabei zu heftigen Gefechten mit bewaffneten Hamas-Terroristen.

Noch 108 Geiseln laut Israel im Gazastreifen

Die Hamas hat jetzt nach israelischer Zählung noch 108 Geiseln in ihrer Gewalt. Mindestens ein Drittel davon gilt als tot. Insgesamt verschleppten palästinensische Terroristen am 7. Oktober vergangenen Jahres mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet. Rund 1200 Menschen wurden bei dem beispiellosen Terroranschlag getötet. 

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Palästinensischer Terror

Auch Hamas-Geisel Guy Gilboa-Dalal wurde in Gaza sexuell missbraucht

Der Täter setzte ihm ein Messer an den Hals und sagte: »Wenn du jemandem davon erzählst, bringe ich dich um«

 21.11.2025

Tourismus

Totes Meer: »Enttäuschende Sehenswürdigkeit«

Warum bekommt ein so schöner Ort eine so miese Bewertung? Welche Touristenorte stehen noch auf der wenig ruhmreichen Liste der enttäuschendsten Urlauberziele auf der Welt?

 21.11.2025

Jerusalem

Gideon Sa’ar verurteilt steigende Terror-Renten der Palästinenser

»Die Palästinensische Autonomiebehörde hat ihre Zahlungen an Terroristen nicht eingestellt. Tatsächlich verdoppelt sie diese fast«, so der Außenminister

 21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jerusalem

US-Botschafter: Radikale Siedler nicht repräsentativ für gesamte Gemeinschaft

US-Botschafter: Israel nimmt das Problem ernst und dämmt die gewalttätigen Gruppen ein

 21.11.2025

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025