Covid-19

Weitere Erleichterungen in Israel geplant

Neben anderen Geschäften dürfen auch Schönheitssalons wieder Kunden empfangen. Foto: Flash90

Das israelische Gesundheitsministerium hat Kriterien veröffentlicht, die erfüllt sein müssen, damit weitere Erleichterungen für die Bevölkerung zugelassen werden: Die Zahl der Neuinfektionen darf 300 pro Tag nicht überschreiten, und die Anzahl der Patienten auf den Intensivstationen darf ebenfalls nicht höher sein als 300. In der vergangenen Woche hatte bereits die Zahl der genesenen Erkrankten die Zahl der Neuinfizierungen überholt.

Die teilweise Wiederherstellung der Routine könnte sogar umfassender sein, als zuvor angenommen, berichten israelische Medien. Sollten die Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus indes wieder steigen, so könnten die strengeren Vorgaben erneut eingesetzt werden. Am Sonntag waren 15.398 Fälle von Covid-19 bestätigt, 199 Menschen sind bislang an den Folgen der Atemwegserkrankung gestorben. Nahezu 6500 Menschen sind mittlerweile genesen. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden hatte es 100 neue Infizierungen gegeben. Im palästinensischen Westjordanland sind 480 Menschen erkrankt und zwei gestorben. Gaza berichtet über 17 Fälle.

Nach wie vor ist es Israelis lediglich erlaubt, sich 100 Meter vom Haus zu bewegen und 500 Meter, um Sport zu treiben.

Am Wochenende noch dominierten Videos von Surfern an der israelischen Küste, die Strafzettel erhielten und sogar mit Handschellen abgeführt wurden, weil sie die strikten Regulationen umgingen und ihren Sport ausgeübt hatten. Nach wie vor ist es Israelis lediglich erlaubt, sich 100 Meter von ihrem Haus zu bewegen und 500 Meter, um Sport zu treiben. Allerdings sind die Strände abgeriegelt. Dies soll auch weiterhin so bleiben. Dennoch will die Knesset darüber abstimmen, ob Wassersportarten wie Schwimmen und Surfen erlaubt werden sollen.

Bildungseinrichtungen Am Montag will Premierminister Benjamin Netanjahu zudem über die schrittweise Öffnung von Kindergärten und Grundschulen debattieren. Zu der Videokonferenz hat er die meisten Minister eingeladen. Bislang sind sämtliche Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten bis zu den Universitäten, geschlossen. Bei Gottesdiensten sind bis zu 19 Teilnehmer zugelassen, allerdings dürfen die ausschließlich im Freien abgehalten werden.

Bis vor wenigen Tagen war es lediglich Supermärkten und anderen Lebensmittelgeschäften erlaubt, ihre Pforten zu öffnen. Jetzt gab die Regierung bekannt, dass alle kleineren Geschäfte, die sich nicht in Einkaufszentren befinden, ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Auch Friseuren und Schönheitssalons ist es seit Wochenbeginn erlaubt, Kunden zu bedienen. Allerdings müssen sich alle strikt an Hygiene- und vorgegebene Maximal-Kundenzahlen in den geschlossenen Räumen halten. Die Zahl der Arbeitnehmer im Land ist nach wie vor auf 30 Prozent reduziert.

Wer außerhalb des Hauses keinen Gesichtsschutz trägt, muss 200 Schekel Strafe zahlen.

Zudem ist die Tragepflicht von Schutzmasken eingeführt worden. Wer außerhalb des Hauses keinen Gesichtsschutz trägt, muss 200 Schekel Strafe zahlen, umgerechnet etwa 50 Euro. Die Sicherheitskräfte sind angewiesen, keine Warnungen  mehr auszusprechen, sondern umgehend einen Strafzettel auszuhändigen. Das hatte Netanjahu nach einer gemeinsamen Videokonferenz mit Staatschefs anderer Länder verkündigt.

Wohnministerium Derweil hat Gesundheitsminister Yaakov Litzman angekündigt, sein Amt in der kommenden Regierung nach nahezu zehn Jahren nicht mehr ausüben zu wollen. Stattdessen wolle er das Wohnministerium übernehmen. Das hatte ihm sein religiöses Oberhaupt, der Gerrer Rabbiner, nahegelegt. »Nach fast einer Dekade habe ich die Entscheidung getroffen, nicht ins Gesundheitsministerium für eine vierte Amtszeit zurückzukehren«, so Litzman. »Ich bevorzuge, eine großflächige Lösung für die Wohnungsknappheit anzuführen.« Weiter führte der Vorsitzende der ultraorthodoxen Partei Vereintes Tora-Judentum aus: »Ich sage aus vollem Herzen, dass unser Gesundheitssystem stark und stabil ist«.

Experten bezweifeln das. Im März hatte ein Bericht des staatlichen Kontrolleurs veröffentlicht, dass sowohl Krankenhäuser als auch Polikliniken nicht ausreichend auf den Ausbruch einer ansteckenden Viruserkrankung vorbereitet sind. Das Gesundheitssystem leidet unter zudem unter einem mangelhaften Budget und viel zu wenig medizinischem Personal.

Litzman war in den vergangenen Wochen stark in die Kritik geraten, wie er die Corona-Krise gehandhabt hatte. Vor allem zum Beginn des Ausbruchs in Israel hatte er seiner strengreligiösen Gemeinde nicht geraten, sich an die Regeln des sozialen Abstands zu halten und sie stattdessen aufgefordert, weiterhin die Synagogen und rituellen Bäder aufzusuchen. Auch er selbst hielt sich offenbar nicht an die Vorgaben seines eigenen Ministeriums. Seine Frau und er waren schließlich beide am Coronavirus erkrankt.

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