Der zweite nationale Lockdown in Israel ist noch nicht vorbei – und Politiker warnen bereits vor dem dritten.
Während einige Erleichterungen umgesetzt sind und die Wirtschaft in den vergangenen zwei Wochen teilweise geöffnet wurde, sagte Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud), dass es keine weiteren Lockerungen geben werde, sollten die Zahlen wieder steigen.
HÖCHSTWERT Die Rate der positiven Coronatests ist nach dem Abriegeln des Landes, inklusive des internationalen Flughafens Ben Gurion, von einem zeitweiligen Höchstwert von 15 Prozent stark gesunken. Am Dienstag lag sie nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei 1,6 Prozent. Von 41.300 Tests kamen 663 Ergebnisse positiv zurück. Die Zahl der aktiven Fälle ist ebenfalls zurückgegangen.
Insgesamt sind in Israel bislang 2683 Patienten an den Folgen des Coronavirus gestorben. In den Krankenhäusern werden derzeit 532 Patienten behandelt, 126 müssen künstlich beatmet werden.
Die dritte Stufe des Plans, den das Gesundheitsministerium ausgearbeitet hatte, hätte die Öffnung von Einkaufszentren, Märkten und weiteren Geschäften beinhaltet. Außerdem sollten Schüler der fünften und sechsten sowie der elften und zwölften Klassen zurück in die Schulen gehen dürfen, um sich auf die Abiturprüfungen im kommenden Jahr vorzubereiten. Noch hat das Corona-Kabinett nicht entschieden, ob und in welchem Umfang weitere Öffnungen umgesetzt werden.
»Der Schaden für die Wirtschaft durch den Lockdown ist enorm.«
Finanzminister Yisrael Katz
Nach Berichten in israelischen Medien ist die Diskussion verschoben worden, da der Ministerpräsident angeblich erwäge, eine nächtliche Ausgangssperre einzuführen. Angeblich würden vor allem Finanzminister Israel Katz und Gesundheitsminister Yuli Edelstein entgegengesetzter Meinung sein.
Während Katz meint, man dürfe die Öffnung der Wirtschaft nicht weiter verzögern, da der Schaden so enorm sei, droht das Gesundheitsministerium bereits mit einem dritten Lockdown. Die derzeitige nationale Abriegelung hatte am 18. September begonnen.
STREIT Derweil ist ein Streit um die Eröffnung von Geschäften ausgebrochen. Während Chai Galis, der Geschäftsführer der Kette von Freiluft-Einkaufszentren BIG, die Regierung kritisiert und seine Läden trotz des Verbotes öffnen will, plant auch die Leitung von IKEA, ihre Waren ab Mittwoch wieder Kunden anzubieten.
Das Gesundheitsministerium droht der schwedischen Möbelkette mit hohen Strafen, sollte sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen. Doch IKEA argumentiert, dass es ein »essenzielles Geschäft ist, da es Haushaltswaren anbietet«. Obwohl es legal erlaubt sei, komplett zu öffnen, habe man sich dazu entschlossen, die Bereiche zur Kinderbetreuung und die Restaurants nicht zugänglich zu machen, heißt es von IKEA.
»Wir wollen es ermöglichen, Israel wieder an den Rest der Welt anzubinden.«
Premier Benjamin Netanjahu
Im Ben-Gurion-Flughafen ist jetzt die erste Covid-19-Schnelltest-Station geöffnet worden, an der sich Reisende, die ins Land kommen oder es verlassen, testen lassen können. Auch das Labor, in dem die Proben untersucht werden, befindet sich im Flughafen.
Der schnellere Test, bei dem das Ergebnis nach vier bis sechs Stunden vorliegt, kostet 135 Schekel (umgerechnet knapp 34 Euro), bei einer Wartezeit von bis zu 14 Stunden muss man lediglich 45 Schekel (rund elf Euro) bezahlen.
REISEN Anschließend wird ein »medizinischer Pass« in englischer Sprache ausgestellt, mit dem man in einige Länder ohne Quarantäne einreisen kann. Die Stationen befinden sich in der Nähe des Terminals 3. Es wird erwartet, dass die verfügbaren Tests am Flughafen das Reisen für Israelis erleichtern werden.
»Dies kann uns helfen, besser und sicherer zum normalen Luftverkehr zurückzukehren«, sagte Netanjahu, als er die Station besuchte. »Wir wollen es ermöglichen, Israel wieder an den Rest der Welt anzubinden.«