Konflikt

»Waffen müssen vernichtet werden«

Explosion im syrischen Dorf Dourit Foto: Reuters

Nachdem sich die Welt vom Giftgaseinsatz gegen die Zivilbevölkerung in Syrien geschockt zeigt, erklärt auch Israel, dass es so nicht weitergehen könne. Am Sonntag machte Premierminister Benjamin Netanjahu während der Kabinettssitzung deutlich: »Es ist eine schreckliche Tragödie und ein grauenhaftes Verbrechen. Unsere Gedanken sind mit den Frauen, Kindern, Babys und Zivilisten, die auf diese grässliche Weise durch Massenvernichtungswaffen verletzt wurden«.

Mitte letzter Woche waren erste Berichte aufgetaucht, dass der Präsident des Nachbarstaates, Baschar al-Assad, Chemiewaffen gegen seine eigene Bevölkerung eingesetzt haben soll. In verschiedenen Vororten von Damaskus, die als Rebellenhochburgen gelten, seien insgesamt mehrere Hundert Menschen getötet worden, hieß es.

In einem ausführlichen Interview, das Assad jetzt der russischen Zeitung Isvestia gab, machte er klar, dass ein militärisches Eingreifen des Westens »zum Scheitern verurteilt« wäre. Die Anklagen gegen seine Regierung verurteilte er als »völlig politisiert und eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand«. Angeblich seien die betroffenen Gegenden in der Hand seiner Truppen. »Und wie kann es sein, dass dort geschossen wird, wo sich unser Militär befindet?«, fügte Assad noch hinzu.

Konsequenzen Die westliche Welt ist dennoch überzeugt, dass der Despot für die Taten verantwortlich ist. Sie berät, ob und wie ein Eingreifen in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land sinnvoll wäre. Vor etwa einem Jahr hatte US-Präsident Barack Obama erklärt, dass »der Einsatz von Giftgas in Syrien eine rote Linie wäre, deren Überschreitung scharfe Konsequenzen« zur Folge hätte.

Netanjahu und hochrangige Minister des israelischen Kabinetts fordern ebenfalls eine Intervention. Sie ließen jedoch offen, wie die genau aussehen soll. Der Regierungschef fügte hinzu, dass – sollten die Waffen gegen den jüdischen Staat gerichtet werden – Israel wisse, wie seine Zivilisten zu schützen seien. »Die Hand ist immer am Puls. Unser Finger ist ein verantwortlicher, doch wenn nötig, ist er auch am Abzug.«

Frankreich Während eines Treffens mit dem französischen Außenminister Laurent Fabius erklärte Netanjahu: »Ich weiß, dass Frankreich in Sachen Syrien auf unserer Seite ist. Was das dortige Regime gegen sein eigenes Volk anrichtet, ist wahrhaft schockierend. Diese Massenmorde müssen aufhören.« Er betonte zudem, dass Assad nicht allein handele. »Iran und Hisbollah sind vor Ort und spielen einen aktiven Part in dem Konflikt. In der Tat ist das Regime von Assad ein Kunde des Iran geworden und Syrien die Spielwiese des Iran.«

Bislang hatte sich Israel größtenteils aus dem Bürgerkrieg beim Nachbarn herausgehalten. Lediglich zweimal wurden Waffentransporte der Hisbollah beschossen sowie eine begrenzte Anzahl von verletzten Syrern in einem Feldlazarett der israelischen Armee oder in Krankenhäusern im Norden des Landes behandelt.

Staatspräsident Peres sagte ebenfalls am Wochenanfang, dass er sich eine »gemeinsame internationale Anstrengung« wünsche, um Syriens C-Waffen zu eliminieren. »Die moralische Verantwortung ist dabei sogar noch wichtiger als jegliche strategische Abwägung. Diese Waffen dürfen nicht in Assads oder anderer Hand bleiben«, so der Präsident. Obwohl die Entfernung »sehr kompliziert und sehr teuer« sein werde, »ist es gefährlicher und kostspieliger, sie dort zu belassen, wo sie sind. Es muss getan werden«.

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