Es war eine Woche der diplomatischen Krisen und des Blutvergießens. Alles hatte begonnen, als am Freitag, dem 14. Juli, zwei Grenzpolizisten vor dem Eingang des Tempelberges in der Jerusalemer Altstadt von israelisch-arabischen Terroristen erschossen wurden.
Täglich war die Situation daraufhin weiter eskaliert und drohte, den gesamten Nahen Osten in Brand zu stecken. Erst am zwölften Tag in den frühen Morgenstunden zeigte sich durch intensive Vermittlungen und der Hilfe verschiedener Länder, darunter die USA und Saudi-Arabien, eine Entspannung am Jerusalemer Horizont.
Das Sicherheitskabinett der Knesset entschied daraufhin, dass die nach dem Terroranschlag installierten Metalldetektoren an den Eingängen zu der heiligen Stätte wieder abgebaut werden. Die veränderten Sicherheitsvorkehrungen hatten gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischer Polizei mit mehreren Todesopfern und Hunderten von Verletzten nach sich gezogen, nachdem palästinensische Quellen gestreut hatten, dass Israel mit den Metalldetektoren die Kontrolle über den Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee erlangen wolle. Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte während der ganzen Zeit wiederholt, der Status quo der heiligen Stätte bleibe unverändert.
Vermittler Bereits in der Nacht zum Montag hatten Arbeiter mit dem Abbau der Metalldetektoren begonnen. Einige der Kameras sollen ebenfalls abgenommen werden. Zur selben Zeit war der Nahostvermittler des Weißen Hauses, Jason Greenblatt, in Israel angekommen, um zur Beruhigung der Lage beizutragen.
Statt der Metalldetektoren soll jetzt hochentwickelte Sicherheitstechnologie in der gesamten Jerusalemer Altstadt eingesetzt werden, die sogenannte »smarte Checks« ermöglicht. »Dadurch wird die Sicherheit der Besucher auf dem Areal des Tempelberges gewährleistet«, hieß es nach der Sitzung des Kabinetts, die vier Stunden gedauert hatte.
»Das Kabinett akzeptiert die Empfehlungen des Sicherheits-Establishments, die Detektoren durch smarte Technologie zu ersetzen«, so die anschließende Erklärung der Regierung. Die Minister kündigten zudem an, der Polizei und dem Ministerium für öffentliche Sicherheit für die neue Technologie 100 Millionen Schekel (umgerechnet etwa 25 Millionen Euro) zur Verfügung zu stellen.
gewalt Einen weiteren grausamen Höhepunkt der Gewalt hatte es am Freitagabend gegeben, als drei Israelis von einem palästinensischen Terroristen in ihrem Haus in der jüdischen Siedlung Halamisch erstochen wurden und ein weiteres Opfer schwer verletzt überlebte. Die drei Mitglieder der Familie Salomon wurden neben ihrem gedeckten Schabbattisch ermordet, als sie die Geburt eines neuen Babys feierten. Der Terrorist hatte vorher auf Facebook gepostet, dass er »für Al-Aksa sterben« werde. Die Hamas im Gazastreifen lobte den Anschlag und nannte den Mörder einen »Helden«. In einer Welle von Verhaftungen im Westjordanland durch die israelische Armee wurden 29 Hamas-Mitglieder festgenommen.
Weniger als zwei Tage darauf hielt eine Krise um die israelische Botschaft in Amman die Regierung in Atem. Ein Sicherheitsmann hatte am Sonntag einen jordanischen Zivilisten erschossen, nachdem er von ihm mit einem Schraubenzieher angegriffen worden war. Ein weiterer Mann wurde dabei tödlich verletzt. Der Vorfall löste eine diplomatische Krise zwischen den beiden Ländern aus. Amman bestand zunächst auf einer Vernehmung des Sicherheitsmannes, was Jerusalem jedoch ablehnte, da der Diplomat durch die Wiener Konvention Immunität genießt.
Als Folge ließ Jordanien den Sicherheitsmann nicht ausreisen, was die Evakuierung des Botschaftsgebäudes verzögerte. Das Personal steckte im Gebäude fest. Bereits Minuten nach dem Vorfall riefen die Botschaft und das Außenministerium in Jerusalem den Ausnahmezustand aus. Letzteres ging davon aus, dass der Vorfall tatsächlich eine Terrorattacke im Zusammenhang mit den Unruhen auf dem Tempelberg gewesen sei. Jordanische Offizielle indes erklärten, die Tat sei nicht politisch motiviert gewesen, sondern stattdessen eine persönliche Auseinandersetzung.
Krise Am Sonntagabend berief Netanjahu in der Angelegenheit eine Krisensitzung des Kabinetts ein. Vorher hatte er mit der Botschafterin in Jordanien, Einat Schlein, telefoniert. Das Auswärtige Amt und jordanische Offizielle arbeiteten fieberhaft durch sämtliche zur Verfügung stehenden Kanäle daran, die Lage zu beruhigen.
Doch die Situation war extrem angespannt, denn nur zwei Tage zuvor waren Tausende von palästinensischstämmigen Jordaniern in Amman gegen die israelischen Sicherheitsvorkehrungen am Tempelberg auf die Straße gegangen. Netanjahu wurde mit den Worten zitiert: »Wir brauchen jetzt auf keinen Fall so etwas wie in der Botschaft in Kairo.« Vor sechs Jahren hatten Hunderte Demonstranten die israelische Vertretung in Ägypten gestürmt.
Doch schon 24 Stunden später dann Aufatmen in ganz Israel: Das Botschaftspersonal war wieder sicher zu Hause angekommen. Es hatte am späten Montagabend die Allenby-Brücke überquert. Auch der verletzte Sicherheitsmann war bei dem Team dabei. Kurz zuvor war der Chef des Inlandsgeheimdienstes, Nadav Argaman, in das haschemitische Königreich gereist, um zu vermitteln. Nach der Ankunft der Diplomaten erkundigte sich Netanjahu nach ihrem Wohlbefinden. »Alle sind wohlauf«, ließ er dann wissen.
Die Rückkehr sei durch die enge Kooperation zwischen Israel und Jordanien möglich gemacht worden, erklärte der Premierminister anschließend. Offenbar war Argamans Vorschlag zur Güte von Jordanien angenommen worden. In einem Telefonat soll König Abdullah den israelischen Premier zudem gedrängt haben, die Krise um den Tempelberg zu beenden und die Metalldetektoren so schnell wie möglich wieder abzubauen. Ob die Worte des gemäßigten arabischen Monarchen die Wende gebracht haben, ist nicht bekannt. Doch die Diplomatie hat gesiegt, bevor noch mehr Blut vergossen wurde.