Fußball

Von Alaba bis Neymar

Vermittler mit viel Fußballverstand: Pinhas »Pini« Zahavi Foto: imago images/PRiME Media Images

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Von Alaba bis Neymar

Der Spielerberater Pini Zahavi vermittelt nicht nur israelische Kicker an internationale Vereine

von Martin Krauss  18.10.2020 08:04 Uhr

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Wenn es um Pini Zahavi geht, wird gerne dick aufgetragen. Zuletzt wurde der Israeli, der sein Geld als Berater im Profifußball verdient, als »geldgieriger Piranha« beschimpft – und zwar von Uli Hoeneß, Ex-Präsident des FC Bayern München.

Geboren 1943 in Nes Ziona bei Tel Aviv, machte Pini Zahavi bald seine Fußballbegeisterung zum Beruf, zunächst als Sportjournalist. In den 70er-Jahren reiste er oft nach England, um den dortigen Fußball kennenzulernen. Man erzählt sich, dass ein guter Freund Zahavis ihn öfter begleitete: Reuven Rivlin, mittlerweile Staatspräsident. Dem Sportjournalisten Zahavi, der viel von Fußball verstand, war aufgefallen, dass Fußballer, die er schätzte, bei den Topadressen des Weltfußballs nicht bekannt waren. Das wollte er ändern.

Legende Eine der vielen Zahavi-Legenden beginnt so: Im Jahr 1979 traf er am Flughafen London-Heathrow den Boss des Liverpool FC, Peter Robinson. »Ich bin einfach zu ihm hin, habe mich vorgestellt und angefangen, mit ihm über Fußball zu plaudern.«

Im Laufe des netten Gesprächs soll Zahavi gefragt haben: »Warum schaut ihr euch nicht mal einen guten Israeli an?« Prompt vermittelte er Avi Cohen, damals Fußballer des Jahres in Israel, von Maccabi Tel Aviv zum Liverpool FC. Der war im Jahr zuvor Europapokalsieger der Landesmeister geworden, der heutigen Champions League. Avi Cohen war der erste Israeli, der dort unterkam, der Transfer kostete umgerechnet gerade einmal 216.000 Euro.

GELD »Der Cohen-Wechsel hat mir gezeigt, wie viel Geld im Fußball steckt«, sagte Zahavi. Es war der Start zu einer Weltkarriere als Spielerberater, die zunächst auf lokaler Expertise basierte: 1990 vermittelte er den Israeli Ronny Rosenthal nach Liverpool, 1996 Eyal Berkovic nach Southhampton und ein Jahr später zu West Ham United. Israelis in den Weltfußball zu bringen, das war anfänglich Zahavis Kerngeschäft.

Zur Verbesserung der Stimmung bei Verhandlungen soll Zahavi an Verhandlungspartner gerne Kisten mit Jaffa-Orangen verschickt haben. Doch vermutlich nicht nur wegen des Rückgriffs auf den israelischen Obstanbau wurde Zahavis Ruf in der Branche immer besser. In der Zeit seines Aufstiegs begannen die großen Klubs gerade, immer mehr auf den Überblick von Beratern zu bauen, die ihnen Talente aus Ligen vermittelten, die sie selbst nicht im Blick hatten. Auch als Avram Grant, immerhin schon israelischer Nationaltrainer, 2007 zum Chelsea FC, später zum Portsmouth FC und dann zu West Ham United ging, war Zahavi im Spiel. Es gibt auch die Erzählung, dass Zahavi dem russischen Oligarchen Roman Abramowitsch erfolgreich nahegelegt haben soll, seine Milliarden in den Chelsea FC zu investieren. Ein ähnliches Geschäft soll er mit dem Portsmouth FC eingefädelt haben: Dass nämlich Alexandre Gaydamak 2006 den Klub kaufen konnte, sei ein Freundschaftsdienst Zahavis für dessen Vater, Arcadi Gaydamak, israelischer Milliardär und Besitzer des Fußballklubs Beitar Jerusalem, heißt es.

Zahavis Adressbuch soll besser gefüllt sein als das von Henry Kissinger.

Längst aber hat Pini Zahavi das Geschäft mit Israelis, die im Ausland Geld verdienen wollen, hinter sich gelassen. Mehr noch: Als sein Medienunternehmen Charlton, das unter anderem die Israel-Rechte an der Fußball-WM 2006 erworben hatte, entschied, dass die Spiele des deutschen »Sommermärchens« nur im Pay-per-View zu sehen sein sollen, hatte es sich Zahavi mit vielen Israelis verscherzt.

Über Eyal Berkovic lernte Zahavi den englischen Profi Rio Ferdinand kennen. Der hatte 1995 auch bei West Ham United angefangen, und er soll Zahavi gefragt haben, ob der ihn nicht vermitteln könne. Zahavi brachte Ferdinand bei Leeds United unter, dann bei Manchester United, wo er zur absoluten Weltklasse reifte. Die Ablöse betrug insgesamt 72 Millionen Euro, und es geht die Rede, dass Zahavi mit Ferdinand seine ersten Millionen gemacht hat.

Es folgten viele Geschäfte, und am berühmtesten und umstrittensten Deal der Profibranche war Zahavi ebenfalls beteiligt: Im Jahr 2017 vermittelte er für eine Rekordablösesumme von 222 Millionen Euro den Brasilianer Neymar an Paris Saint-Germain. Wie viel Zahavi selbst an diesem einen Geschäft verdient hat, ist unklar: Die Zahlen schwanken zwischen zwölf und 38 Millionen Euro. Umstritten ist der Neymar-Deal nicht nur wegen seiner Höhe, es waren auch die Besonderheiten, denn Zahavi soll mit Nasser al-Khelaifi, milliardenschwerer Geschäftsmann aus Katar und Präsident von Paris Saint-Germain, einen Weg ausgetüftelt haben, das sogenannte Financial Fairplay der Fußballverbände zu umgehen.

Es gab häufiger Deals, an denen Zahavi beteiligt war, die als anrüchig gelten. Kolportiert wird etwa ein Satz von ihm, den er Richard Scudamore, dem damaligen Chef der englischen Premier League, gesagt haben soll: »Ich bin kein Berater mehr, ich besitze Spieler. Das ist die Zukunft.« Anrüchig vielleicht, aber es sind diese Deals, die Zahavi gerade unter den Stars des Weltfußballs immer beliebter machten. Und es ist seine mediale und öffentliche Zurückhaltung, die ihn immer öfter zu einer Folie für Kritik am Profifußball macht. Mal ist er ein »dubioser Dealmaker«, mal der »erste und einzige Superagent« des Fußballs, mal gilt er als »skrupellos«.

AKRIBIE Oder eben als »geldgieriger Piranha«. Uli Hoeneß beleidigte Zahavi im Zusammenhang mit Verhandlungen über den Verbleib des Weltklasseverteidigers David Alaba bei Bayern München. Angeblich soll Zahavi für seinen Klienten ein Jahresgehalt von 20 bis 25 Millionen Euro verlangt haben; gegenwärtig soll der Österreicher elf Millionen fest plus sechs Millionen Euro als Bonuszahlungen verdienen. Wo bei diesen vergleichsweise geringen Unterschieden der Grund für den Hoeneß’schen Gefühlsausbruch – inklusive Ausplaudern von Verhandlungsinterna – liegen könnte, erschließt sich kaum. Zahavi sagte über Hoeneß: »Wir haben nie miteinander gesprochen, er kennt mich nicht. Wie kann er solche Dinge über mich sagen?«

Mit dem Menschen Zahavi haben die Angriffe, nach allem, was man hört, nicht viel zu tun. Sein Freund Avram Grant sagte einmal über Zahavi: »Pini hat sich seinen Erfolg mit all seiner Akribie, Ehrlichkeit und Professionalität erarbeitet«, er sei einer der »warmherzigeren Menschen in dieser Branche«, und auch der linksliberale britische »Guardian« attestiert ihm, er sei »freundlich, humorvoll, aufrichtig und bescheiden«.

Richtig ist vermutlich, dass Pini Zahavi mit seinem Adressbuch, das besser gefüllt sein soll als das von Henry Kissinger, wie der ehemalige Manchester-United-Trainer Alex Ferguson einmal sagte, gerne alles, wirklich alles, für seine Klienten herausholt. In seinen Worten: »Ich habe sehr gute Verbindungen, weil ich nie jemanden im Stich lasse und nie mit Tricks spiele. Ich interessiere mich nur für Fußball, Fußball, Fußball. So einfach ist das.« Und mit diesem Fußballverstand hat er herausgefunden, dass im populärsten Sport dieser Welt wirklich viel Geld liegt.

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