Nahost

Verteidigungsminister Galant: »Wir müssen vorbereitet sein«

Verteidigungsminister Yoav Galant Foto: copyright (c) Flash90 2023

Israel bereitet sich nach der Tötung eines Hamas-Führers weiterhin auf einen Vergeltungsschlag des Iran und seiner Verbündeten vor. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant warnte Teheran sowie die libanesische Hisbollah-Miliz vor einem heftigen Gegenschlag. »Wer uns auf eine Weise schadet, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat, wird wahrscheinlich auf eine Weise getroffen werden, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat«, sagte Galant.

»Ich hoffe, dass sie dies durchdenken und nicht an einen Punkt gelangen, an dem sie uns dazu zwingen, erheblichen Schaden anzurichten und die Wahrscheinlichkeit eines Kriegsausbruchs an weiteren Fronten zu erhöhen«, sagte der israelische Verteidigungsminister weiter. »Wir wollen das nicht, aber wir müssen vorbereitet sein.«

Nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon sowie eines Anführers der mit ihr verbündeten palästinensischen Terrororganisation Hamas in Teheran kündigten der Iran und die Hisbollah massive Vergeltung an. Hamas-Chef Ismail Haniyeh kam Ende Juli bei einer Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung um. Der Iran beschuldigt Israel. Das Land äußerte sich bislang nicht dazu. Die gezielte Tötung des Militärkommandeurs der Hisbollah reklamierte Israel wiederum für sich.

»USS Georgia« kommt

Das US-Militär verstärkt seine Präsenz im Nahen Osten indes weiter. Verteidigungsminister Lloyd Austin habe die Verlegung des mit einem Atomantrieb ausgestatteten U-Boots »USS Georgia« befohlen, zudem sollen der Flugzeugträger »USS Abraham Lincoln« und seine Begleitschiffe ihren Transit in die Region beschleunigen, erklärte das Pentagon. Der Flugzeugträger mit seinen Kampfjets vom Typ F-35 komme zusätzlich zur bereits in der Region befindlichen Flugzeugträgergruppe »USS Theodore Roosevelt«, hieß es.

In einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Galant habe Minister Austin angesichts der »eskalierenden regionalen Spannungen« nochmals die Verpflichtung der Vereinigten Staaten betont, »jeden möglichen Schritt zu unternehmen, um Israel zu verteidigen«, erklärte das Pentagon weiter.

Die ebenfalls mit Atomreaktoren betriebenen gut 300 Meter langen Flugzeugträger des US-Militärs sind jeweils mit Dutzenden Kampfflugzeugen bestückt. In ihren Verbänden befinden sich zudem Zerstörer und andere Kriegsschiffe. Das rund 110 Meter lange U-Boot »USS Georgia« kann einer Webseite des US-Militärs zufolge mit bis zu 154 Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk bestückt sein.

Angriff auf Kabri

Während der Iran und seine Verbündeten ihren großen Gegenschlag gegen Israel bislang nicht ausgeführt haben, attackiert die Hisbollah weiterhin den Norden Israels. Die Streitkräfte (IDF) erklärten, rund 30 Projektile seien in der Nacht zum Montag aus dem Libanon in Richtung des Ortes Kabri in der Nähe der Küstenstadt Naharija gefeuert worden.

Es habe keine Verletzten gegeben. Einige der Projektile schlugen demnach auf offenem Gelände ein. Die Hisbollah erklärte örtlichen Medien zufolge, der Angriff mit Katjuscha-Raketen habe einem Militärstützpunkt gegolten.

Am Donnerstag soll es erstmals seit langer Zeit wieder eine Verhandlungsrunde geben, um eine Feuerpause in dem seit zehn Monaten dauernden Gaza-Krieg sowie die Freilassung der in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln zu erreichen.

Regionale Deeskalation

Zu den indirekten Gesprächen sind sowohl israelische Delegierte als auch Vertreter der Hamas geladen. Die kommende Runde soll in Kairo oder Doha stattfinden. Ob ein Team der Terroristen daran teilnehmen wird, ist noch unklar. In einer Erklärung hatten die palästinensischen Aggressoren zuvor die Vermittler aufgefordert, einen Plan zur Umsetzung des bereits existierenden Vorschlags für ein Abkommen über eine Waffenruhe auszuarbeiten, »anstatt zu weiteren Verhandlungsrunden zu gehen« oder weitere Entwürfe zu unterbreiten.

Die USA, Ägypten und Katar vermitteln bei den indirekten Gesprächen, die seit Monaten schleppend verlaufen. Seit Mai kreisen sie um einen mehrstufigen Plan von US-Präsident Joe Biden, der am Ende eine dauerhafte Waffenruhe vorsieht. Außerdem sollen die Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht werden.

Mit dem Ziel einer regionalen Deeskalation sei nun der Zeitpunkt gekommen, das Abkommen zur Freilassung der Geiseln und eines Waffenstillstands zu finalisieren, sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach Angaben eines Regierungssprechers in Berlin.

Lebenszeichen aus Gaza

Die Hamas hält nach israelischer Schätzung noch 115 Geiseln im Gazastreifen, von denen viele bereits tot sein sollen. Die Familie einer jungen Soldatin habe ein Lebenszeichen der Frau bekommen, meldete die israelische Zeitung »Haaretz« unterdessen. »Sie und ihre Freunde, alle vier, leben«, wurde die Mutter der Entführten zitiert. Die Familie wisse aber nicht, in welchem ​​Zustand die Soldatin sei und wo genau sie festgehalten werde.

Von der Entführung der Frau und weiterer Soldatinnen existieren Aufnahmen der Hamas, auf denen sie verängstigt, verletzt und teilweise blutüberströmt zu sehen sind.

Nach dem Luftschlag auf ein Schulgebäude, in dem sich 19 Hamas-Terroristen verschanzt hatten, setzen die IDF ihre Angriffe auf Terror-Ziele im Gazastreifen fort. Das Militär teilte mit, in der Stadt Rafah im Süden des Gebiets Terroristen getötet zu haben. Allein am Samstag seien 30 Ziele der Hamas angegriffen worden.

Missbrauch der Humanitären Zone

Die IDF riefen vor einem neuen Militäreinsatz in Chan Junis die Einwohner eines im Norden der Stadt gelegenen Viertels dazu auf, das Gebiet zu verlassen. Israel wirft der Terrororganisation vor, die humanitäre Zone in dem Gebiet für Raketenangriffe auf israelische Orte missbraucht zu haben. Chan Junis liegt im Süden des Gazastreifens.

Zu dem Luftangriff auf das Schulgebäude in Gaza, in dem sich Terroristen versteckt gehalten hatten, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin: »Die Berichte aus Gaza sind schrecklich. Dass Zivilisten getötet werden, die Schutz suchen, ist nicht hinnehmbar. Die wiederholten Angriffe der israelischen Armee auf Schulen müssen aufhören und rasch aufgeklärt werden«, schrieb das Ressort von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Sonntag auf der Plattform X.

Dabei ist gar nicht klar, ob wirklich Zivilisten ums Leben kamen. Die Angaben dazu stammen aus dem sogenannten Gesundheitsministerium der Hamas-Terroristen, das seit dem 7. Oktober immer wieder Unwahrheiten zum Nachteil Israels verbreitete.

Lebende Schutzschilde

Das Leid der Schutz suchenden Frauen, Männer und vielen Kinder, die seit Monaten immer wieder vor den Kämpfen in Gaza flüchteten, sei unermesslich. Sie dürften nicht weiter zwischen die Fronten geraten, die Hamas dürfe sie nicht als lebende Schutzschilde missbrauchen.

Bei einem Anschlag im von Israel besetzten Westjordanland kam derweil israelischen Angaben zufolge ein Israeli ums Leben. Die Hamas reklamierte den Angriff für sich. dpa/ja

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