Nahost

USA fordern »gezielte Schläge« gegen die Hamas

In Rafah wird Essen an Menschen verteilt, die aufgrund des von ihrer Terror-Führung begonnenen Krieges zu Binnenflüchtlingen wurden. Foto: picture alliance / REUTERS

Weiterhin bestehen Meinungsverschiedenheiten zwischen Israel und den Vereinigten Staaten von Amerika in Hinblick auf das Vorgehen gegen den palästinensischen Terror in Rafah.

Während die israelischen Streitkräfte eine großangelegte Offensive planen, mit dem Ziel, den Terror in einer seiner letzten Hochburgen zu bekämpfen und die mehr als 100 Geiseln zu befreien, würden es die USA lieber sehen, wenn Israel in einzelnen, kleineren Operation gegen die Hamas vorginge.

Israels Verteidigungsminister Yoav Galant deutete allerdings bei einem Truppenbesuch in Gaza einen baldigen Beginn der geplanten Militäroffensive an. »Es gibt keinen sicheren Hafen für Terroristen in Gaza«, sagte er am Mittwoch laut einer Mitteilung der israelischen Regierung.

»Humanitäre Inseln«

Israels Streitkräfte erklärten Medienberichten zufolge, dass ein großer Teil der Menschen in Rafah, der südlichsten Stadt in Gaza, vor einer Militäroperation auf »humanitäre Inseln« im Zentrum des abgeriegelten Küstengebiets gebracht würde. Die Umsiedlung der Menschen in ausgewiesene Gebiete werde in Abstimmung mit internationalen Akteuren erfolgen, wurde Armeesprecher Daniel Hagari zitiert.

Wann die Evakuierung stattfinden soll und wann die Offensive auf die Stadt beginnen werde, sagte er demnach nicht. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte sich kürzlich entschlossen gezeigt, die Offensive in Rafah trotz internationaler Warnungen bald zu beginnen. »Wir sind einem Sieg sehr nahe«, sagte er in einem von »Bild«, Welt TV und »Politico« geführten Interview.

Trotz mehrfacher Ankündigungen Israels in Hinblick auf Maßnahmen zum Schutz der Zivilisten, die sich derzeit in Rafah befinden, wird der jüdische Staat derzeit täglich aufgefordert, zu tun, was er bereits plant. Auch wird regelmäßig die Forderung erhoben, Israel müsse mehr humanitäre Hilfe zulassen, obwohl weder die zuständigen Behörden noch die Streitkräfte die Menge der Hilfsgüter für Gaza beschränken.

Intensiver Austausch

US-Außenminister Antony Blinken appellierte zum wiederholten Mal an Israel, die humanitäre Situation in dem abgeriegelten Küstenstreifen zu verbessern und den Schutz der Zivilbevölkerung sicherzustellen. US-Präsident Biden habe bereits deutlich gemacht, dass dies Priorität haben müsse, sagte Blinken am Mittwoch in Washington. Dabei hat dieser Aspekt für Israel bereits Priorität.

Die USA versuchten derweil mit allen Mitteln, die humanitäre Hilfe zu verstärken. Dennoch sei der »effektivste Weg« eine Feuerpause. »Es liegt gerade ein sehr guter Vorschlag auf dem Tisch. Die Frage ist, ob die Hamas diesen Vorschlag annehmen wird«, sagte Blinken. Man tausche sich intensiv mit den anderen Vermittlerstaaten Katar und Ägypten aus, um zu sehen, wie man einen Deal erreichen könnte.

Weiterhin weigern sich die palästinensischen Terroristen, die verbleibenden Geiseln freizulassen. Auch sind sie weit davon entfernt, ein Ende des Terrors einzuleiten. Im Gegenteil: Die Hamas hat bereits weitere Massaker in Israel angekündigt. Den Waffenstillstand, den die Terrororganisation selbst brach, will sie derzeit nur einhalten, wenn sich Israel komplett aus Gaza zurückzieht, was für Israel nicht infrage kommt, da das Land seine Bevölkerung schützen muss.

Hamas-Kommandeur getötet

Am Mittwoch tötete Israels Armee bei einem gezielten Angriff in Rafah einen wichtigen Hamas-Kommandeur. Auf der Basis von Geheimdienstinformationen habe ein Kampfjet den »Terroristen in der Operationseinheit der Hamas im Bereich Rafah präzise angegriffen und ausgeschaltet«, hieß es in einer Mitteilung des Militärs.

Laut dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA wurde bei dem Angriff ein Zentrum der Hilfsorganisation zur Verteilung von Lebensmitteln und Hilfsgütern getroffen. Mindestens ein UNRWA-Mitarbeiter sei getötet und 22 weitere seien verletzt worden. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe entsprechende Berichte.

Derweil wird der Abwurf weiterer Hilfsgüter aus der Luft vorbereitet. Auch die deutsche Luftwaffe soll sich noch in dieser Woche mit Transportflugzeugen am Lastenabwurf beteiligen. »Den Menschen in Gaza fehlt es am Nötigsten. Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, dass sie Zugang zu Nahrung und Medikamenten bekommen«, teilte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit, nachdem er einem solchen Einsatz am Mittwoch grundsätzlich zugestimmt hatte.

Dafür sollen in Frankreich stationierte Transportflugzeuge der Bundeswehr eingesetzt werden. Die erste Maschine hob am Mittwoch für den Gaza-Hilfseinsatz ab. Nach einem Zwischenstopp in Toulouse sollte es zunächst nach Jordanien gehen, um die Hilfsgüter ins Flugzeug zu laden. dpa/ja

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