In einem Punkt waren sie alle einig: »Unsere Verbindung ist wichtiger denn je«. Juden in aller Welt teilten einen Glauben, ein Schicksal und eine Verantwortung, machte der Chef des Government Press Office (GPO), Nitzan Chen, zur Begrüßung des vierten internationalen jüdischen Mediengipfels deutlich. »Doch sie bedarf der Stärkung. In diesen Zeiten mehr als jemals zuvor.«
Gewöhnlich findet der Gipfel in Jerusalem statt, und Vertreter aus Medien und Politik reisen aus der ganzen Welt an. In diesem Jahr während der Corona-Pandemie besuchten die Journalisten aus den verschiedenen Ländern das Studio virtuell.
»Die drei C sind derzeit außergewöhnlich bedeutend: Covid, Community and Connection.«
GPO-Leiter Nitzan Chen
Chen betonte die drei »C«, die er dieser Tage für außergewöhnlich bedeutend hält: Covid, Community und Connection – Covid, Gemeinschaft und Verbindung. »Diese Zeiten sind für niemanden leicht. Doch wir dürfen den wachsenden Antisemitismus und Judenhass nicht hinnehmen und müssen uns dagegen zusammentun.«
STIMME Israels Präsident Reuven Rivlin sagte in seiner Videobotschaft, dass es ihn besonders traurig mache, dass so viele »jüdische Zeitungen, manche 100 Jahre alt, verstummt« seien. »Doch sie sind die Stimme des Jüdischen Volkes, und wir alle müssen die jüdischen Medien unterstützen. Besonders in diesen Zeiten, im Kampf gegen Antisemitismus und Israel-Hass.«
Die Initiatorin des Gipfels, Diasporaministerin Omer Yankelevich (Blau-Weiß), begrüßte die Gäste. »Der Begriff ›Am Israel‹ ist mehr als eine Botschaft. Wir alle sind eine Nation mit einem Herzen.«
GESETZESVORSCHLAG Doch es wurde auch kontrovers diskutiert. Yankelevich hat einen Gesetzesvorschlag in die Knesset eingebracht, dass israelische Regierung und Knesset die Millionen von Juden, die außerhalb Israels in der Diaspora leben, konsultieren müssen, wenn es um Angelegenheiten geht, die sie betreffen – etwa Konversion oder das Gebet an der Kotel in Jerusalem. Die Ministerin ist von ihrer Idee überzeugt. »In meinem Beruf habe ich die Möglichkeit, Brücken zu bauen.«
Bei einer Umfrage unter Neueinwanderern, die für den Gipfel durchgeführt wurde, sprachen sich indes alle gegen diese Einbringung aus. »Nur jene, die auch in Israel leben und damit auch alle Bürden auf sich nehmen, sollten mitbestimmen dürfen«, so der Tenor.
SORGEN Während einer der Diskussionsrunden im Studio ging es um dasselbe Thema. »Alles, was das Weltjudentum zusammenbringt, ist erst einmal positiv«, merkte Dani Dayan an, israelischer Generalkonsul in New York und ausgesprochener Unterstützer der Siedlerbewegung. »Denn ich mache mir Sorgen, dass unsere Enkelkinder davon erzählen, wie das Judentum in zwei oder mehr Stämme zerbrochen ist. Der Staat Israel ist wie ein großer Bruder, und er muss alles tun, um das zu verhindern.«
Die Direktorin der Ruderman Familienstiftung, Shira Ruderman, sprach sich gegen den Gesetzesvorschlag aus: »Israel ist keine Gemeinde, es ist ein Staat, in dem es eigene Dynamiken gibt«. Leider, meint sie, gebe es eine politische Instabilität in Sachen Kommunikation der israelischen Regierung mit dem Weltjudentums. »Wir haben momentan leider kein gemeinsames Ziel – und wir alle zahlen den Preis dafür.«
In der Tat müsse man sich um das Ziel kümmern, ist auch der Vorsitzende der Organisation »Common Destiny«, Sandy Cardin, aus den USA überzeugt. »Doch der Jude in Tennessee will vielleicht nicht dasselbe wie der Jude in Beer Schewa. Deshalb müssen wir über die gemeinsame Verantwortung sprechen gegenüber uns selbst und gegenüber dem Rest der Welt. Wenn wir die Verbindung wiederhergestellt haben, dann können wir die Probleme angehen.«
RABBINER Ein weiterer (virtueller) Gast im Studio war der Rabbiner der jüdischen Gemeinde in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Rabbi Elie Abadie. Er sieht trotz Pandemie hoffnungsvoll in die Zukunft. Die Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und VAE seien »nicht nur Eins plus Eins, sondern eine synergistische Union, die so viele Möglichkeiten in den verschiedensten Bereichen zwischen den Nationen bringen kann«.
Rabbiner Abadie arbeitet derzeit daran, die Gemeinde aufzubauen und zu stärken. »Wir veranstalten viele Vorlesungen und Unterrichte neben den regulären Gottesdiensten. Wir müssen im Kleinen und Großen denken.« Er hat keinen Zweifel, dass die jüdische Gemeinde in der Golfnation schon bald wachsen wird. »Ich bin mir sicher, dass es ein fantastischer Erfolg werden wird.«