Kinneret

Über den Jordan?

Der See Genezareth ist der wichtigste Frischwasserspeicher Israels. Foto: Marco Limberg

Die einzige Frischwasserquelle im Land hat ein nahezu historisches Tief erreicht. Der See Genezareth, in Israel Kinneret genannt, ist in akuter Gefahr, da Israel das fünfte trockene Jahr in Folge und damit eine der schlimmsten Dürren in den vergangenen 100 Jahren durchlebt. Die meteorologischen Dienste erklärten bereits zum Ende des Sommers, dass auch in diesem Winter nicht ausreichend Niederschlag fallen werde, um die Quellen auf ein gesundes Niveau zu bringen.

Die hauptsächliche Regenzeit im Land, von Dezember bis Februar, ist bereits zur Hälfte verstrichen, und die Ausbeute an Niederschlag ist mager. Lediglich 45 Prozent des Bedarfs kamen bislang zusammen. Vor allem der Norden des Landes, der normalerweise den meisten Regen abbekommt, leidet unter der andauernden Trockenperiode – und damit auch der Kinneret. Durch den extremen Mangel im Winter 2016/17, als in den nördlichen Gefilden lediglich zehn Prozent des regulären Niederschlags fielen, liegt seine Oberfläche derzeit nur noch wenige Zentimeter über dem absoluten Tiefpunkt, der sogenannten schwarzen Linie.

Defizit Schon im Oktober hatte die staatliche Wasserbehörde Mekorot gewarnt, dass der Zustand des Sees ohne einen massiven Zufluss in diesem Winter zu einer Katastrophe werden könnte. Es brauche mindestens 85 Prozent der gewöhnlichen Regenmenge, damit die Hauptzuflüsse, wie der Jordan und der Banias, nicht austrocknen. Doch diese bleibt offenbar aus. Nach einigen Tagen Regen, die den Pegel des Kinneret um einige Zentimeter ansteigen ließen, dominieren von Nord bis Süd nun wieder hohe Temperaturen und strahlend blauer Himmel.

In den Quellen herrscht im Vergleich zu den Nicht-Dürre-Jahren ein Defizit von 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser, gab Mekorot vor Kurzem bekannt. Es sei eine Katastrophe, denn es handele sich »nicht um eine Trockenperiode, der eine Regenzeit folge«, bezeichnet Doron Markell, Chef der Abteilung Kinneret bei der Wasserbehörde, den Zustand. »Wir befinden uns jetzt im Klimawandel, und der ist dauerhaft.«

Sollte die Oberfläche des Sees unter die schwarze Linie sinken, drohen schwerste Folgen, die eventuell sogar irreversibel sind. »Es geht also nicht nur um einen Mangel an Wasser«, betont Markell und warnt: »Das fragile Ökosystem ist in Gefahr, wenn der Salzgehalt und das Algenwachstum steigen. Dadurch können Flora und Fauna dauerhaft geschädigt werden.«

Pumpen Doch Israel sieht dem keineswegs tatenlos zu. Vor etwas mehr als zwei Jahren hieß es resolut: »Kein ›Wasser marsch‹ mehr!« Das Abpumpen aus dem See für die Frischwasserversorgung der Bevölkerung ist komplett gestoppt worden. Bis dahin wurden Millionen von Kubikmetern jährlich aus dem See entnommen.

Durch die fünf Entsalzungsanlagen an der Mittelmeerküste aber wird ausreichend produziert, um den See zu entlasten. Allerdings wird von den nördlichen Zuflüssen zum Kinneret nach wie vor Wasser für die umliegende Landwirtschaft abgezweigt. Die Menge allerdings ist nach Angaben von Mekorot seit vier Jahrzehnten unverändert. Theoretisch müsste der Pegel des Sees durch den Stopp der Pumpen also steigen, doch das tut er nicht.

Eine Notfallmaßnahme könnte das Zuführen von entsalztem Wasser aus den Entsalzungsanlagen sein, sagt Markell. Doch derzeit wird die komplette Menge von etwa 600 Millionen Kubikmetern Wasser pro Jahr konsumiert. Fünf Anlagen gibt es: in Hadera, Soreq, Palmachim, Aschkelon und Aschdod. Die Regierung bat alle fünf Betreiber, auf Maximalkapazität umzustellen. Aschdod jedoch macht Probleme. Schon der Bau der einzigen Anlage der Behörde Mekorot war von Schwierigkeiten überschattet und dauerte länger als geplant. Und auch heute läuft sie nicht auf Hochtouren, sondern produziert lediglich 50 bis 85 Prozent der Menge, die sie eigentlich liefern könnte.

Strom Eine sechste an der nördlichen Küste zwischen Akko und Naharija ist in Planung. Die jedoch soll nach Inbetriebnahme in erster Linie den arg gebeutelten Landwirten im Norden helfen, das kostbare Nass in die nördlichen Flüsse geleitet werden. Der Betrieb von Wasserentsalzungsanlagen ist nicht unumstritten, denn er verbraucht massive Mengen an Strom, die produziert werden müssen. Jede Erhöhung der Produktion belastet die Umwelt zusätzlich.

Markell wäre gern optimistisch, doch viel Grund dazu sieht er nicht. »Wir bekommen weniger Regen, das ist keine Frage. Der Wandel ist so extrem, dass wir heute eine Dürre erleben wie seit 100 Jahren nicht. Wenn das Klima sich so weiterentwickelt, wie wir es derzeit sehen, werden wir Frischwasser in den Kinneret leiten. Dann haben wir keine andere Wahl.«

Die einzige Süßwasserquelle im Land müsse geschützt werden. Denn sollten Probleme mit den Entsalzungsanlagen auftreten, könnte die Bevölkerung sofort per Knopfdruck über den See versorgt werden. »Und das muss in jedem Fall gewährleistet sein.«

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