Erdbeben

Israel schickt Hilfe in die Türkei und nach Syrien

Rettungskräfte versuchen in Diyarbakir, im Südosten der Türkei, Überlebende des Erdbebens zu bergen. Foto: IMAGO/Depo Photos

Das verheerende Erdbeben, das die Türkei und Syrien in der Nacht zum Montag erschütterte und nach jüngsten Angaben mehr als 1400 Menschen tötete, war auch in Israel zu spüren. Schäden gab es nach offiziellen Angaben nicht.

Dafür machen sich israelische Teams jetzt bereit, Soforthilfe an die Türkei und auch nach Syrien zu senden. Oft sind die Katastrophenhelfer der Armee oder von zivilen Rettungsdiensten wie IsraAid die ersten vor Ort.

GEBÄUDE Das Beben der Stärke 7,8 traf kurz nach drei Uhr die Südtürkei und Nordsyrien. Gebäude stürzten ein und ein dramatische Suchaktionen nach Überlebenden in den Trümmern begannen. Nach Angaben aus den beiden Ländern seien mindestens 650 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden.

Rettungsdienste in der Türkei gaben an, dass die Zahl der Todesopfer »erheblich zu steigen droht, weil die nächtliche Katastrophe Dutzende von Wohnblöcken in Großstädten dem Erdboden gleichgemacht hat«. Auch aus Zypern, dem Libanon und Ägypten wurde gemeldet, dass Anwohner die Stöße der Erde gespürt hätten.

Premierminister Benjamin Netanjahu sandte den Bürgern der Türkei »im Namen aller Israelis sein Beileid in dieser für sie schwierigen Zeit nach dem Erdbeben«. Auf Ersuchen der türkischen Regierung habe er alle Behörden angewiesen, unverzüglich Vorbereitungen zu treffen, um medizinische Hilfe sowie Such- und Rettungshilfe zu leisten.

DELEGATION »Die Außen- und Verteidigungsminister haben bereits Kontakt zu ihren Amtskollegen aufgenommen. Innerhalb von 24 Stunden sollen zwei Teams in die Türkei geschickt werden. Auch Außenminister Eli Cohen drückte seine »tiefe Trauer« aus. »Unsere Herzen sind bei den Opfern, und wir wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung.«

Er habe das Außenministerium angewiesen, einen schnellen Hilfsplan für die Türkei zur Bewältigung dieser schwierigen Katastrophe zu erstellen, fügte er hinzu. Cohen hielt am Montagmorgen zusammen mit dem Direktor des Ministeriums, Ronen Levi, ein »Notfalltreffen« im Außenministerium ab, um die Situation zu besprechen.

»Die israelischen Rettungsteams haben im Laufe der Jahre viel Erfahrung im Umgang mit Katastrophengebieten auf der ganzen Welt und mit der Mission, Leben zu retten, gesammelt.«

Verteidigungsminister yoav gallant

Verteidigungsminister Yoav Gallant äußerte sich ebenfalls. Die Rettungsdienste und das Heimatfrontkommando werden sich »unverzüglich vorbereiten, um Nothilfe zu leisten«.  Die israelischen Rettungsteams hätten im Laufe der Jahre viel Erfahrung im Umgang mit Katastrophengebieten auf der ganzen Welt und mit der Mission, Leben zu retten, gesammelt.

VERLUST Präsident Isaac Herzog sprach seinem türkischen Amtskollegen, Präsident Recep Tayyip Erdogan, sein Beileid für die »enorme Katastrophe« aus und drückte seine Trauer »über den Verlust von Menschenleben und die Zerstörung von Lebensgrundlagen« aus. Die israelische Botschafterin in der Türkei, Irit Lillian, twitterte, »die Gedanken Israels sind bei der Türkei und ihrem Volk, seitdem wir das erste Bild der schrecklichen Folgen des Erdbebens gesehen haben«.

Die Türkei und Israel hatten sich in den vergangenen Monaten einander nach Jahren der diplomatischen Eiszeit wieder angenähert und Botschafter ausgetauscht.

Israel habe darüber hinaus zugestimmt, grundlegende Ausrüstung wie Decken und Medikamente nach Syrien zu senden, so israelische Medien. Auch eine medizinische Behandlung von Verletzten auf türkischem Boden oder durch die Öffnung des Grenzübergangs auf den Golanhöhen und die Aufnahme von Syrern in israelische Krankenhäuser sei möglich.

Ein israelischer Beamter habe der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, dass die Anfrage aus Syrien selbst gekommen sei. Er habe sich jedoch geweigert, näher darauf einzugehen.

Während sich die beiden Länder offiziell weiterhin im Kriegszustand befinden, führte das israelische Militär jahrelang umfassende humanitäre Operationen durch, in deren Rahmen Syrer während des Bürgerkriegs in Israel behandelt wurden. An der Grenze wurde zeitweilig sogar ein Feldlazarett der IDF betrieben.

VERWÜSTUNG Nach Angaben der Rettungsorganisation White Helmets seien Hunderte von Menschen auch in Syrien getötet worden. Es habe den Nordwesten Syriens »in einem Zustand der Katastrophe mit Zerstörung, Verwüstung und Einsturz von Gebäuden« hinterlassen, twitterte die Gruppe.

In Israel fielen die Stöße nach Angaben der Polizei äußerst glimpflich aus: »Hinsichtlich des Erdbebens heute Nacht in der Türkei, etwa 500 km von israelischem Territorium entfernt, erhielt das Hauptquartier bis 3:50 Uhr 3496 Anrufe.« Das Beben sei in verschiedenen Teilen des Landes zu spüren gewesen, Schäden oder Opfer wurden nicht gemeldet.

Justizreform

Dutzende Festnahmen am »Tag des Stillstandes«

Israelis protestieren im ganzen Land – Premierminister Netanjahu kündigt Ansprache für den Abend an

von Sabine Brandes  23.03.2023 Aktualisiert

Justizreform

Die schwierige Suche nach Einigung

Einige Politiker arbeiten an einem Kompromiss – den andere ausschließen

von Mareike Enghusen  23.03.2023

Jerusalem

Neues Gesetz schützt Netanjahu vor Amtsenthebung

In letzter Lesung stimmten 61 der 120 Abgeordneten dafür

 23.03.2023

Justizreform

Deri-Gesetz in erster Lesung angenommen

Scharfe Kritik kommt aus den Reihen der Opposition

von Sabine Brandes  21.03.2023

Jerusalem

CDU-Chef Merz: Deutschlands Verantwortung für Schoa wird immer bleiben 

»Die grauenhaften Verbrechen, die Deutschland am jüdischen Volk begangen hat, werden immer als Wendepunkt in unserer Geschichte festgeschrieben bleiben«, so der Politiker

von Sara Lemel  21.03.2023

Israel

Sicherheits-Institut warnt vor Justizreform

Israels Fähigkeit, sich seinen Feinden zu widersetzen, könnte demnach verringert werden

 21.03.2023

Archäologie

Israel: Antikes Bodenmosaik freigelegt

Der 1500 Jahre alte Fund gehörte zu einer antiken Kirche und kann nun besichtigt werden

 21.03.2023

Israel

Nach Anschlag in Tel Aviv: 32-Jähriger an Verletzungen gestorben

Der Zustand des Mannes hatte sich zunächst verbessert. Seine Verletzungen waren aber zu schwer

 20.03.2023

Jerusalem

Nach Massenprotesten: Israels Regierung verlangsamt Justizreform

Ein Kernelement soll unterdessen wie geplant bis zum Monatsende beschlossen werden

von Christina Storz  20.03.2023