Die Sekretärin des deutschen Industriellen Oskar Schindler, der rund 1200 jüdischen Zwangsarbeitern das Leben rettete, ist im Alter von 107 Jahren gestorben. Mimi Reinhardt starb am Freitag in Israel, wie die Zeitung »Jerusalem Post« am Montag berichtete. Reinhardt wurde am Sonntag in Herzlija nahe der Küstenstadt Tel Aviv beigesetzt, hieß es in einer Traueranzeige der Familie.
Reinhardt war Jüdin und wurde 1915 in Wien geboren. Nach der Räumung des Krakauer Ghettos kam sie im März 1943 in das nahe Arbeitslager Plaszów. Im Oktober 1944 wurde sie Schindlers Sekretärin und tippte eigenhändig jene Liste, die später durch Steven Spielbergs mehrfach preisgekrönten Film als »Schindlers Liste« weltbekannt wurde. Auch ihren eigenen Namen samt Berufsbezeichnung »Schreibkraft« setzte sie darauf.
holocaust Ihr Mann wurde von Deutschen erschossen, als er aus dem Ghetto in Krakau fliehen wollte. Ihr Sohn wurde von den Großeltern nach Ungarn geschmuggelt und überlebte den Holocaust. Schindler starb bereits im Oktober 1974 in Hildesheim.
Nach dem Krieg wurde Reinhardt mit ihrem Sohn Sascha Weitmann wiedervereint. Die beiden zogen nach Marokko, wo Reinhardt ihren zweiten Mann kennenlernte. Die Familie siedelte schließlich 1957 in die USA über. Nach fünf Jahrzehnten kam sie im Alter von 92 Jahren nach Israel, wo sie ihre letzten 15 Lebensjahre in einem Seniorenheim verbrachte.
yad vashem Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ehrte Schindler 1967 als »Gerechten unter den Völkern«. Die Gedenkstätte erinnert an die Menschen, die während der NS-Zeit Juden gerettet und unterstützt haben. Schindlers Grab ist auf dem Zionsberg in Jerusalem. Auf dem Stein steht: »Der unvergessliche Lebensretter 1200 verfolgter Juden.«
Der Film über das Leben Schindlers, der während des Zweiten Weltkriegs Juden in seinen Betrieben beschäftigte und somit vor dem Tod rettete, kam im Dezember 1993 in die US-Kinos. Spielberg drehte über Monate hinweg an vielen Originalschauplätzen, etwa vor den Toren des Konzentrationslagers Auschwitz. Er betrieb Nachforschungen über eigene Verwandte, die im Holocaust getötet worden waren. dpa