Nachruf

Trauer um Gabriel Bach

Gabriel Bach (1927-2022) Foto: Hellen Medien Projekte GmbH

Der stellvertretende Chefankläger von NS-Verbrecher Adolf Eichmann ist tot. Der aus Halberstadt stammende Jurist Gabriel Bach starb am Freitag im Alter von 94 Jahren, wie mehrere israelische Medien heute berichteten. Die Todesursache war zunächst unklar.

Der von Bach und anderen Juristen angestrengte Prozess gegen Eichmann - den Organisator des Massenmordes an Millionen europäischer Juden - begann im April 1961 in Jerusalem. Im Jahr zuvor hatten israelische Agenten Adolf Hitlers »Spediteur des Todes« aus Argentinien entführt.

AUFKLÄRUNG Eichmann war einer der Hauptverantwortlichen für die Deportation der europäischen Juden in die Vernichtungslager. Er wurde nach seiner Verurteilung hingerichtet. Der Prozess sorgte weltweit für Aufsehen und gilt als Auslöser der Aufarbeitung der Verbrechen der Nationalsozialisten.

Das Internationale Auschwitz Komitee würdigt die Verdienste von Gabriel Bach.

Bach lobte zu seinen Lebzeiten die konsequente Strafverfolgung von Verbrechern der Nazi-Zeit im heutigen Deutschland. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes setzte sich zudem für eine Annäherung zwischen Israel und seiner deutschen Heimat ein.

Er wuchs in Berlin auf und flüchtete 1938 mit seiner Familie aus Nazi-Deutschland. 1940 kam Bach ins damalige Palästina. Er studierte später in London Jura, arbeitete ab 1953 bei der Staatsanwaltschaft und war von 1982 bis 1997 Richter am Obersten Gerichtshof in Israel.

KINDHEIT Der Jurist Bach war eigenen Angaben zufolge seit seiner Kindheit großer Fan des FC Schalke 04. Einst überraschte ihn das Team bei einem seiner Deutschland-Besuche und schenkte Bach Fanshirts mit seinem Namen. Der 94-Jährige hinterlässt seine Frau Ruth, Kinder und Enkelkinder.

Das Internationale Auschwitz Komitee würdigte die Verdienste des Verstorbenen. Bach sei im Eichmannprozess 1961 »die Stimme der Überlebenden und der Ermordeten« gewesen, erklärte Christoph Heubner, Exekutiv Vizepräsident des Auschwitz Komittees, am Samstag in Berlin.

»Dass ein aus Deutschland stammender 34-jähriger junger Jude, der dem Holocaust durch die Flucht nach Amsterdam und dann nach Palästina entronnen war, Eichmann im Jerusalemer Gerichtssaal als Ankläger gegenüberstand, war für die Überlebenden des Holocaust eine ungeheure Genugtuung.«

Der Eichmann-Prozess sei für Überlebende des Holocaust eines der wichtigsten Signale gewesen, dass ihren ermordeten Angehörigen Gerechtigkeit widerfahren würde und die Nazi-Verbrecher an keinem Ort dieser Erde sicher sein konnten. (mit kna)

Lesen Sie mehr dazu in unserer nächsten Printausgabe.

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert