Urlaub

Touristen wieder willkommen

Neben den üblichen Fläschchen mit Shampoo, Duschgel und Körperlotion steht jetzt ein weiteres in den Badezimmern des Leonardo Club Hotels in Ein Bokek am Toten Meer: Desinfektionsmittel für die Hände. Am Eingang des Speisesaals wird Gästen neben dem freundlichen »Boker tov« ein Paar Einmalhandschuhe überreicht. In den Innenräumen herrscht außer beim Essen und Trinken Maskenpflicht. Die neue Realität in allen israelischen Hotels nach der Corona-Krise.

Und noch eines haben die Unterkünfte in Tel Aviv, Jerusalem oder Haifa gemeinsam: Überall wird dieser Tage gewienert und gewischt, um sich auf die Touristen aus dem Ausland vorzubereiten. Die ersten werden ab 23. Mai erwartet. Nach einem Jahr ohne jegliche ausländischen Besucher soll es zunächst Gruppen von Geimpften erlaubt sein, nach Israel einzureisen.

Tourismusministerin Orit Farkash-Hacohen und Gesundheitsminister Yuli Edelstein einigten sich auf eine Rahmenvereinbarung. Dazu gehört, dass zunächst lediglich Menschen einreisen dürfen, die mit einem von der FDA oder den europäischen Behörden anerkannten Vakzin vollständig geimpft sind. »Wir brauchen diese Gruppen, damit die Menschen in der Branche wieder Arbeit haben«, so die Ministerin. Außerdem seien Gruppen, anders als Alleinreisende, relativ leicht im Blick zu behalten. Kindern sei es in der ersten Phase nicht erlaubt, an einer Urlaubsreise nach Israel teilzunehmen.

STIMMUNG Im Brown Hotel an der Neviim-Straße in Jerusalem gibt es dieser Tage statt Buffet den Frühstücksservice am Tisch. Regelmäßig werden alle öffentlichen Bereiche akribisch desinfiziert, die Mitarbeiter tragen dauerhaft Gesichtsschutz über Mund und Nase. Davon abgesehen herrscht eine entspannte Stimmung. »Eigentlich ist es fast wie immer«, findet Omer Rosen. »Man merkt, alle geben sich große Mühe, dass sich die Gäste wohlfühlen.« Bislang ist es lediglich geimpften israelischen Erwachsenen oder Kindern mit negativem Corona-Test, nicht älter als 72 Stunden, erlaubt, in den Hotels zu nächtigen.

Die Ausländer sollen sich unter die israelischen Gäste mischen. Wenn es nach der Tourismusministerin geht, am liebsten sofort.

Doch die Ausländer sollen sich unter die israelischen Gäste mischen. Wenn es nach der Tourismusministerin geht, am liebsten sofort. »Ich habe dieses Ressort vor sechs Monaten in der schlimmsten Krise aller Zeiten für den Tourismus übernommen«, sagt sie auf einer Pressekonferenz zur offiziellen Öffnung. »Die Branche ist der Sauerstoff für Hunderttausende von Israelis, vom Reiseführer über die Reinigungskraft bis zum Hotelier.«

Es sind viele Superlative, die die Reiseexperten benutzen: »gesündestes Land«, »sicherste Unterkünfte«, »bestes Reisen«. Keine Frage, dass sie den Gästen aus der ganzen Welt ihr Produkt wärmstens ans Herz legen wollen. Das Ministerium gab überdimensionierte Werbebanner in Auftrag, die in Dubai, London und New York Menschen wieder Lust und Mut machen sollen, ihre Koffer zu packen.

Warum gerade diese Orte? »Weil es dort erstens viele Geimpfte gibt und zweitens ein hohes Potenzial von Leuten, die gern bald nach Israel kommen möchten«, ist Farkash-Hacohen sicher. Die Kampagne in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist die erste Werbeaktion, die Israel jemals in einer Golfnation veröffentlichte.

ANFANG Nach Angaben aus dem Tourismusministerium arbeite man in Zusammenarbeit mit anderen Ressorts an genauen Richtlinien. Zum Team gehören die Leiterin der Abteilung für öffentliche Gesundheit, Sharon Alroey-Preis, und Corona-Berater Nachman Ash. Anfangs werde die Anzahl der Touristen begrenzt werden. In welcher Höhe, ist noch nicht bekannt.

»Es ist zunächst ein Pilotversuch ausschließlich mit Gruppen, die vom Gesundheitsministerium ausgesucht und von einem Reiseveranstalter organisiert werden. Doch damit ist ein Anfang gemacht. Wenn alles gut läuft und die Gesundheitslage es zulässt, werden wir das Projekt natürlich ausweiten.« Die Ministerin geht davon aus, dass bereits im Juli die ersten Individualreisenden ins Land gelassen werden.

Alle Besucher müssen einen PCR-Test durchführen lassen, bevor sie ins Flugzeug steigen, und einen serologischen Test nach der Ankunft am Ben-Gurion-Flughafen. Bei einem serologischen Test handelt es sich um eine Blutuntersuchung zum Nachweis von Antikörpern gegen Covid-19 im Blut, die vom Immunsystem nach einer Infektion oder Impfung gebildet werden. Das Ergebnis soll binnen weniger Minuten vorliegen. Währenddessen werde mit verschiedenen Ländern diskutiert, wie man die lokalen Impfzertifikate gegenseitig anerkennen könne. »Und dann wird die Notwendigkeit der serologischen Tests wegfallen.«

VORSICHT »Israel ist das erste geimpfte Land, und seine Einwohner sind die ersten, die die Ergebnisse daraus genießen können«, hebt Gesundheitsminister Edelstein hervor. »Nach dem Öffnen der Wirtschaft ist es an der Zeit, Tourismus in einer vorsichtigen und kalkulierten Art und Weise wieder zu erlauben.« Man werde weiter daran arbeiten, die Beschränkungen nach und nach aufzuheben.

»Israel ist das erste geimpfte Land, und seine Einwohner sind die ersten, die die Ergebnisse daraus genießen können«, hebt Gesundheitsminister Yuli Edelstein hervor.

»Ich freue mich, diesen ersten bedeutenden Schritt für die Industrie bekannt zu geben«, resümiert die Ministerin. »Nur die offenen Himmel und der internationale Tourismus werden die Branche wirklich wiederbeleben – von den Restaurants und Hotels über die Busunternehmen bis zu den individuellen Reiseleitern.«

Der Vorsitzende der Vereinigung für Reiseveranstalter, Yossi Fatael, weiß, dass Israel bereit ist. »Wir sind das erste Land, in dem der Tourismus wieder startet.« Die »Safe Travel Israel«-Protokolle seien alle fertig. »Von dem Moment an, wenn der Gast hier aus dem Flugzeug steigt, ist jeder Schritt geplant. Damit garantieren wir Gesundheit und Sicherheit.« Der Chef des größten Krankenhauses in Tel Aviv, Ronni Gamzu, bestätigt das: »Es ist sicher hier, das Leben wieder normal«, und ruft die Menschen in aller Welt auf: »Kommen Sie nach Israel – Sie sind willkommen!«

Im Pool und am Strand des Hotels herrscht am Wochenende reger Betrieb. Viele Israelis machen Urlaub im eigenen Land, bevor sie wieder ins Ausland reisen können. Kinder planschen im Wasserpark, die Erwachsenen lassen sich auf dem salzigen Wasser des Toten Meeres treiben oder gönnen sich eine Auszeit im Spa.

»Ich hätte gar nicht gedacht, dass es so entspannt ist«, meint Orly Biton aus Petach Tikwa. Sie habe weniger Leute und eine merkwürdige Stimmung erwartet. »Doch das Gegenteil ist der Fall. Die einzige Erinnerung an Corona sind die Masken in den Innenbereichen. Sonst gibt es hier wieder richtig Leben und Urlaubsfeeling – und das ist ein wunderschönes Gefühl.«

Israel

Polizeiminister Ben-Gvir bei Autounfall verletzt 

 26.04.2024

Nahost

Neuer Geisel-Deal vor Operation in Rafah?

Noch immer sind mehr als 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas

 26.04.2024

Geiseldeal

»Der Hamasnik sagte: Du kriegst meine Kinder«

Während eine Verhandlungsdelegation in Israel erwartet wird, berichtet eine junge freigelassene Geisel über ihr Martyrium

von Sabine Brandes  26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Gaza

Neues Lebenszeichen von Hamas-Chef Al-Sinwar

Wo genau versteckt sich der palästinensische Terrorist?

 26.04.2024

Jerusalem/Berlin

Israel enttäuscht über Deutschlands Zusammenarbeit mit UNRWA

»Die Entscheidung, die Zusammenarbeit in Gaza zu erneuern, ist bedauerlich«

 25.04.2024

Israel

Offensive in Rafah: Zu Beginn mehrwöchige Evakuierung

Es handelt sich um die erste Phase des Bodeneinsatzes in der Stadt an der Grenze zu Ägypten

 25.04.2024

Pessach

Tausende beim Priestersegen an der Kotel

Die Kohanim beten für die Freilassung der Geiseln sowie das Wohlergehen der Soldaten und Sicherheitskräfte

von Sabine Brandes  25.04.2024

USA/Israel

Israel verurteilt Judenhass auf Campus-Demos

»Antisemitische Mobs haben führende Universitäten übernommen«, warnt Premier Netanjahu

 25.04.2024