Ein internationales Ranking der enttäuschendsten touristischen Attraktionen der Welt hat das Tote Meer in Israel und Jordanien auf den zweitschlechtesten Platz gesetzt. Die »Daily Mail« veröffentlichte die Studie des Unternehmens Stasher.
Für viele Menschen vor Ort kommt dieses Urteil nicht überraschend. Gegenüber »ynet« berichten Anlieger von jahrzehntelanger Vernachlässigung, fehlender Infrastruktur am Toten Meer und einem Naturraum, der sich immer weiter zurückziehe.
Besonders deutlich wurde Merav Ayalon aus Ein Gedi, die in der Gegend aufgewachsen ist: »Wir haben uns das hart verdient. Der Staat Israel hat die Region um das Tote Meer jahrzehntelang vernachlässigt«, sagte sie. Südlich ihres Wohnortes sei vom einstigen Ufer kaum etwas übrig: »Dort gibt es keinen Strand und eigentlich kein echtes Totes Meer mehr.«
»Herausfordernd, aber einmalig«
Guy Golan, Boden- und Wasserforscher sowie Betreiber der Tourenfirma »Secrets of the Dead Sea«, bestätigt diese Eindrücke. Auch er wurde von »ynet« zitiert: »Man sieht die Vernachlässigung sehr deutlich«, sagte er. Besucher stünden oft vor verschlossenen Zugängen, fehlenden Wegen und Stränden, die kaum erreichbar seien. Dabei sei die Landschaft »herausfordernd, aber einmalig«.
Golan führt regelmäßig Gäste aus Israel und dem Ausland durch die Region. Viele kämen wegen beeindruckender Social-Media-Bilder – doch manche dieser Orte existierten längst nicht mehr. Weil der Wasserspiegel weiter zurückgehe, verändere sich die Küstenlinie ständig. »Was es gestern gab, ist heute manchmal schon verschwunden.«
Wer authentische Eindrücke suche, müsse abseits der üblichen Routen unterwegs sein, rät Golan. Die bekannte Hotelzone im Süden sei »nicht das Tote Meer, sondern künstliche Verdunstungsbecken«. Die wirklich ursprünglichen Abschnitte seien weit weniger bekannt und oft nur mit ortskundiger Begleitung erreichbar, da es dort mehr Gefahren durch Senklöcher gebe.
Gute Gesellschaft
Für die schlechte Bewertung des Toten Meeres auf der Stasher-Liste sind zwei weitere Punkte ausschlaggebend: Es ist angeblich schwierig, hinzukommen und die Sicherheit vor Ort ist nach Angaben der Autoren der Studie mangelhaft.
Wie es weitergeht, darüber äußert sich Golan pessimistisch. »Ich sehe nicht, dass jemand entscheidet, Wasser in nennenswertem Umfang zurückzuleiten.« Der Wasserspiegel werde weiter um einen Meter oder mehr pro Jahr sinken, bis ein Gleichgewicht erreicht sei – allerdings auf einem Niveau, das für Freizeitnutzung kaum noch tauge.
Auf der Stasher-Liste der enttäuschendsten Touristenattraktionen befindet sich das Tote Meer in guter Gesellschaft: Der Hollywood Walk of Fame in Los Angeles belegt den ersten Platz, der Große Basar in Istanbul den dritten. Auch die Chinesische Mauer, Machu Pichu in Peru und Disneyland Paris sind auf der wenig ruhmreichen Liste verteten. Deutsche Touristenattraktionen werden nicht erwähnt. im