Meinung

Tel Aviv treibt es bunt

Tel Aviv bei der Gay Pride Parade Foto: Flash 90

Es ist grell, es ist bunt, es ist heiß. Tel Aviv steht ganz im Zeichen der Gay Pride Parade. Über 30.000 Touristen aus aller Herren Länder sind mit dabei. Gemeinsam mit Zehntausenden Israelis feiern sie – jenseits von Religion, Nationalität und Herkunft – als Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle die Pride Week.

Es ist das größte Fest dieser Art zwischen Asien und Afrika. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender in den arabischen und islamisch geprägten Staaten dürfen von solcher Liberalität nur heimlich träumen – von Mauretanien bis nach Indonesien.

In allen 57 islamischen Ländern herrschen Despoten, Autokraten und Monarchen ohne Legitimation über das Volk, unterdrücken jeglichen Ansatz liberal-bürgerlicher Opposition und treten tagtäglich die Menschenrechte mit Füßen. Die Regierung hat sprichwörtlich alles im Griff, vom Internet bis zur Sexualmoral.

minderheiten Im fundamentalistisch-wahabitischen Saudi-Arabien ebenso wie in der theokratischen Volksrepublik Iran wachen Religionspolizisten streng über die rigide Einhaltung von Tugendhaftigkeit. Dass Christen und Schwule in beiden Staaten zu den verfolgten Minderheiten zählen, hat keinen Einfluss auf die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu Deutschland.

Dass in vielen Staaten mit muslimischer Mehrheit Lesben und Homosexuelle gedemütigt, gefoltert oder gar gehenkt werden, dieses brutale Vorgehen wird von selbst ernannten progressiven Moralaposteln und antisemitischen BDS-Unterstützern gezielt unterschlagen. So tun israelkritische und antizionistische Organisationen die Pride Week als zionistische Pinkwashing-Propaganda ab.

Den Gipfel der Heuchelei erklimmt gegenwärtig der neue Shootingstar der Frauenrechtsbewegung, die Direktorin der Arab American Association, Linda Sarsour. Dass Frauen unter 40 als Individualtouristen nach Saudi-Arabien nicht allein einreisen dürfen, oder dass Frauen dort grundsätzlich nicht allein Auto fahren dürfen, ist ihr keine Zeile wert.

obsession Sie meint hingegen, dass sich Frauen zwischen Feminismus und Zionismus entscheiden müssten. Während sie Israel an den Pranger stellt und behauptet, Zionisten unterdrückten die Menschenrechte, verschweigt sie, wie es um die Stellung der Frauen, Lesben, Schwulen und Oppositionellen in Felix Arabia steht. Es scheint, als ob Frau Sarsours politische Myopie Folge ihrer Obsession mit Israel ist.

Wenig begeistert von der Gay-Pride-Woche sind übrigens auch die religiösen Parteien in Israel. Ihrer Meinung nach stellt gleichgeschlechtliche Sexualität eine Todsünde dar. Die Mehrheit der Bevölkerung ist anderer Meinung: Laut einer Umfrage des Rafi Smith Polling Institute sprechen sich 79 Prozent der jüdischen Israelis dafür aus, dass Lesben und Schwule heiraten dürfen.

Doch all diese lästigen politischen Debatten gehen im Trubel und Jubel der Massen völlig unter. Die Menschen wollen feiern, tanzen, ihre durchtrainierten Körper zur Schau stellen und sich im Glanz ihrer Eitelkeit sonnen. Und für ihr Recht demonstrieren, mit Witz und Verve.

Vermisst

»Er will nur Frieden«

Guy Gilboa-Dalal wurde vom Nova-Festival verschleppt

von Sabine Brandes  06.02.2025

Nahost

Barak sieht Trumps Gaza-Plan als »Fantasie«

Der frühere Ministerpräsident spricht von einem möglichen »Testballon« des US-Präsidenten

 06.02.2025

Nahost

Katz bereitet Plan zur »freiwilligen Ausreise« aus Gaza vor

Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump vorgeschlagen, die Bewohner des Küstenstreifens in andere arabische Länder umzusiedeln

 06.02.2025

Jerusalem/Genf

Auch Israel kündigt Rückzug aus UN-Menschenrechtsrat an

Israel zieht mit den USA gleich. Das Gremium schone Diktaturen, während Israel an den Pranger gestellt werde, klagt Außenminister Sa’ar

 06.02.2025

Nahost

»Erste gute Idee, von der ich höre«

Benjamin Netanjahu kann dem Vorschlag Donald Trumps, den Gazastreifen in eine »Riviera des Nahen Ostens« zu verwandeln, etwa abgewinnen. Die Bewohner könnten anschließend zurückkehren, so der Premierminister Israels

 06.02.2025

Israel

Ex-Geisel beeindruckt mit Gesangseinlage

Wenige Tage nach ihrer Freilassung sang Daniella Gilboa ein Geburtstagsständchen für Liri Albag

von Imanuel Marcus  05.02.2025

Nahost

Hamas bezeichnet Trumps Gaza-Plan als »absurd«

Palästinenser und Ägypten reagieren auf das Vorhaben, die Enklave zu einem »internationalen Ort« machen zu wollen

von Sabine Brandes  05.02.2025

Interview

»Trump zwingt jetzt alle, ihre Positionen zu überdenken«

Der frühere stellvertretende nationale Sicherheitsberater Israels Chuck Freilich über die umstrittenen Gaza-Pläne des US-Präsidenten

von Michael Thaidigsmann  05.02.2025

Umsiedlung

Benny Gantz zu Trumps Gaza-Idee: »Kreativ und originell«

Reaktionen aus Israel, Deutschland und den USA zum Vorstoß des US-Präsidenten, die 2,3 Millionen Bewohner des Küstenstreifens umzusiedeln, und ihn unter amerikanischer Vorherrschaft wieder aufzubauen

 05.02.2025 Aktualisiert