In Jerusalem haben mehrtägige Protestaktionen begonnen, die von Familien israelischer Geiseln organisiert werden. Sie kündigten an, ihre Demonstrationen über drei Tage hinweg fortzusetzen, um den Druck auf die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu erhöhen. Heute war von einem »Tag der Störungen« die Rede.
Schon am Morgen kam es zu Spannungen in der Nähe von Netanjahus Residenz. Demonstranten setzten Müllcontainer in Brand. Zudem fing ein geparktes Auto Feuer. Im Stadtteil Givat Ram, unweit der Knesset, kletterten Dutzende Aktivisten auf das Dach der Nationalbibliothek. Dort entrollten sie riesige Banner mit dem Konterfei des Regierungschefs und dem Schriftzug: »Du hast sie im Stich gelassen und getötet!«
Polizisten stiegen ebenfalls auf das Gebäude, um mit den Aktivisten zu verhandeln, die sich weigerten, das Dach zu verlassen. Nach Angaben der Behörden hatten sie eine Rauchgranate gezündet und durch die Aktion sowohl sich selbst als auch andere gefährdet. Zugleich betonten die Sicherheitskräfte, dass die Kundgebungen auf dem Platz vor der Bibliothek weiterhin zugelassen seien.
Unter den Demonstranten machten erneut Angehörige von Geiseln auf ihr Schicksal aufmerksam. Anat Angrest, deren Sohn Matan seit Monaten in Gaza festgehalten wird, richtete sich auf X direkt an ihn: »Matan, mein Prinz, deine Mutter liebt dich. Ich bin auf dem Weg zum Haus des Ministerpräsidenten, um deine ungehörte Stimme hinauszurufen und zu sagen, wie sehr ich deine Stimme vermisse.«
Neben den Protesten in der Innenstadt machte sich auch ein Konvoi von Fahrzeugen auf den Weg in die Hauptstadt, der über die Schnellstraße Route 1 fuhr. Die Initiatoren der Kundgebungen erklärten, sie wollten mit den Aktionen sowohl ein Abkommen zur Befreiung der noch immer festgehaltenen Geiseln als auch ein Ende des Krieges erzwingen.
Während viele Familien von Geiseln einen sofortigen Deal mit der Hamas fordern, stehen andere hinter der Regierung. Diese hält militärischen Druck für die chancenreichste Strategie zur Befreiung aller in Gaza verbleibenden Geiseln. im