London

»Sport muss frei sein von Politik«

Shahar Peer Foto: imago

London

»Sport muss frei sein von Politik«

Die israelische Tennisspielerin Shahar Peer über Olympia 2012, Sicherheitsvorkehrungen und ein Visum für Dubai

von Philipp Peyman Engel  30.07.2012 15:26 Uhr

Frau Peer, wie haben Sie die Olympia-Eröffnungsfeier am Freitag erlebt?
Es war ein gigantisches Spektakel, schlichtweg umwerfend. Und anders als die Olympischen Spiele 2008 in Peking war die Eröffnungsfeier dieses Mal auch sehr witzig. Ein Höhepunkt war für mich natürlich auch der Einmarsch ins Stadion, als Israel aufgerufen wurde. Das war Gänsehaut pur.

Wie enttäuscht sind Sie, dass Sie bereits gestern in der ersten Runde ausgeschieden sind?
Diese Niederlage ist sehr bitter. Mein Hauptziel war es, alles auf dem Platz zu geben und Israel so gut zu vertreten, wie ich nur kann. Ich wollte mein bestes Tennis spielen, denn nur dann ist eine Weltklassespielerin wie Maria Sharapova zu schlagen. Das ist mir leider nicht gelungen.

Das israelische Team wird in London besonders beschützt. Haben Sie sich sicher gefühlt?

Wir haben uns absolut sicher gefühlt, ja. Es sollen zusätzlich zu der normalen Security vor Ort auch Sicherheitsleute aus Israel auf uns aufgepasst haben. Davon habe ich persönlich aber nichts mitbekommen, weil ohnehin schon so viele Bodyguards um uns herum waren. Das waren fast so viele wie damals in Dubai, als ich wegen antisemitischer Drohungen von über 20 Sicherheitsleuten bewacht werden musste.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat eine Schweigeminute für die israelischen Opfer des Attentats von 1972 in München abgelehnt. Können Sie das nachvollziehen?
Nein, absolut nicht. Das IOC hätte den ermordeten Israelis bei der Eröffnungszeremonie gedenken müssen. Es nicht getan zu haben, ist – bei allem Respekt für das IOC – eine völlig unverständliche Entscheidung. Die Opfer und ihre Familien hätten diese Schweigeminute verdient. Wir dürfen sie und das, was man ihnen angetan hat, niemals vergessen. Dies haben die anderen israelischen Athleten und ich am Freitag bei der Eröffnungsfeier mit den schwarzen Tüchern, die aus unseren Jackentaschen ragten, symbolisch zum Ausdruck gebracht.

Politik und Sport sollten getrennt sein, heißt es oft. Teilen Sie diese Ansicht?
Sport und Politik sollten normalerweise nicht miteinander vermengt werden. Faktisch aber ist leider immer wieder das Gegenteil der Fall. Wenn ein iranischer Sportler sich weigert, gegen einen israelischen Athleten anzutreten, ist das hochpolitisch und unter keinen Umständen hinnehmbar. Ich finde, Politik und Sportverbände sollten entschiedener auf solche Vorfälle reagieren. Es hat sich schon oft gezeigt, dass nur empfindliche Strafen wirklich etwas bewirken können.

Inwiefern?

Als mir 2009 in Dubai ein Visum verweigert wurde, hat die WTA die Organisatoren des Turniers mit 300.000 Euro Strafe belegt. Im Jahr darauf wurde mir ohne größere Probleme ein Visum für Dubai ausgestellt. Ich hoffe, dass Politik im Sport eines Tages keine Rolle mehr spielen wird. Um Menschen zusammenbringen zu können, muss der Sport frei von allem Politischen sein.

Die Fragen stellte Philipp Peyman Engel.

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Shahar Peer, geboren am 1. Mai 1987 in Jerusalem, fing mit sechs Jahren an, Tennis zu spielen. Seit 2004 ist sie Profi. Zu ihren größten Erfolgen gehören die Turniersiege in Taschkent, Prag, Istanbul und Haifa. Zurzeit ist sie 49. der Weltrangliste. In Israel gehört Shahar Peer zu den beliebtesten Prominenten.

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