Er musste schlucken und kurz innehalten, als er davon erzählte, wie »überwältigend er von den Israelis aufgenommen wurde«. Reza Pahlavi, Sohn des Ex-Schahs im Iran, tourt derzeit durch Israel – von Yad Vashem über die Kotel in Jerusalem bis ins Trauerzelt der Familie Dee. Auf seiner Reise traf er auch mit den Top-Politikern des Landes zusammen: Premierminister Benjamin Netanjahu und Präsident Isaac Herzog.
Der älteste Sohn des iranischen Schahs, der 1979 nach der Islamischen Revolution ins Exil geschickt wurde, ist der selbst ernannte Leiter der iranischen Exilregierung und Gründer der Exil-Oppositionsvereinigung »National Council of Iran«. Es ist das erste Mal, dass eine derart prominente iranische Persönlichkeit nach Israel reist. Seit Langem setzt er sich für einen Regimewechsel in seinem Heimatland und die Demokratisierung ein. Er meint, die »Zeit dafür sei momentan sehr günstig«.
botschaft »Ich bin hergekommen, um den israelischen Bürgern diese Botschaft zu übermitteln«, sagte er in einem Fernseh-Interview, »die Iraner sind absolut bereit für eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel.« Pahlavi unterschied dabei zwischen der iranischen Öffentlichkeit und ihrer militant anti-israelischen Regierung. »Was das iranische Volk betrifft, so sind sie begeistert, sie sind glücklich, dass sie endlich in einem anderen Licht dargestellt werden. Wir sind keine Terroristen. Das Regime aber sehr wohl. Wir sind Freunde jeder Nation, die unsere Souveränität und unser Recht auf Freiheit und Demokratie respektiert.«
»Wir sind keine Terroristen. Das Regime aber sehr wohl.«
Reza Pahlavi
Am Montagabend hatten er und seine Frau Yasmine an der Zeremonie zum Jom Haschoa in der Holocaust-Gedenkstätte in Yad Vashem teilgenommen. »Es ist eine biblische Beziehung, die unsere beiden Länder über Jahrhunderte hatten. Und heute, wenn wir ein Regime haben, das den Holocaust leugnet, ist es meine Pflicht, hier zu sein und meine Landsleute zu vertreten, die Opfer des Holocaust zu ehren und ihnen meinen Respekt zu erweisen«, so Pahlavi im Anschluss.
AUSKUNFT Geheimdienstministerin Gila Gamliel (Likud) betreute die Visite der Pahlavis, gab jedoch keinerlei Auskunft darüber, worum sich die Gespräche zwischen Pahlavi und Netanjahu sowie Herzog drehten. Sie sagte auch nicht, wer den Besuch initiiert hatte.
Am Dienstag waren er und seine Frau in die Siedlung Efrat im Westjordanland gereist, um der Familie Dee ihr Beileid auszusprechen. Die Mutter Lucy sowie die zwei Töchter Maia und Rina waren durch einem palästinensischen Terroranschlag getötet worden. Rabbi Leo Dee dankte beiden für den Besuch, und der Iraner und seine Frau signierten ein Psalmenbuch für die Familie.
KOTEL Das Paar besuchte auch die Kotel. Die Bilder, wie Pahlavi mit Kippa auf dem Hinterkopf am höchsten Heiligtum der Juden steht, gingen um die Welt. Pahlavi und seine Frau sind Muslime, jedoch statteten sie der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom, nur wenige Schritte von der Klagemauer entfernt, keinen Besuch ab.
Die historische Visite findet zu einem Zeitpunkt statt, in dem israelische Experten und Politiker wachsende Besorgnis über die verstärkten Bemühungen des Iran äußern, Instabilität in und um Israel zu schaffen. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant warnte: »Der Iran führt einen Zermürbungskrieg an mehreren Fronten gegen uns.« Und Regierungschef Netanjahu unterstrich, dass der Iran für 90 Prozent der Probleme in Nahost verantwortlich sei.