Sie starben wahrscheinlich zusammen. Judy Weinstein Haggai war mit ihrem Mann Gadi auf dem Morgenspaziergang, als die Sirenen losschrillten und Schüsse die Ruhe im Kibbuz Nir Oz zerrissen. Auf einem Feld in der Nähe des Kibbuz suchten sie Schutz.
Das Ehepaar lebte seit vielen Jahren im Kibbuz. Es hatte vier Kinder und sieben Enkelkinder. Gadi war israelisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger, Judy stammte ursprünglich aus Kanada. Bis zu ihrem Tod war die 70-Jährige Englischlehrerin und arbeitete zudem mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen.
Sie setzte Meditations- und Achtsamkeitstechniken ein, um Mädchen und Jungen zu behandeln, die unter Angstzuständen litten, entstanden durch die Traumata des Raketenbeschusses der Hamas auf die südlichen Gemeinden Israels.
Zunächst war angenommen worden, dass beide von der Hamas als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden.
Ein Video, das sie mit ihrer Familie in einem Gruppenchat teilte, zeigt sie und ihren Mann in dem Feld. Es war das letzte Lebenszeichen, das die Angehörigen von den beiden erhielten. Zunächst war angenommen worden, dass beide von der Hamas als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Doch später erklärten israelische Sicherheitsbehörden, dass sowohl Judy als auch ihr Mann Gadi ermordet worden seien. Für die Familie gibt es dennoch keinen Abschluss.
»Wir befinden uns in einer Art Schwebezustand«, sagt die Tochter Iris Weinstein Haggai. »Es gibt keine forensische Bestätigung, und die Angst in meinem Kopf sagt mir, dass ich mir nicht sicher sein kann, bis sie zu Hause ist. Vielleicht ist sie noch da und wartet darauf, dass wir sie retten?« So stecke die Familie »zwischen den Welten fest«, sagt Weinstein Haggai: »Wir verlassen uns auf Geheimdienstberichte und beneiden diejenigen, die ihre Liebsten begraben konnten.«
»Sie ist eine Unternehmerin, die es liebte, kreativ zu sein«, schrieb der Kibbuz Nir Oz in einem Nachruf über Judy Weinstein Haggai, nachdem sie für tot erklärt worden war. »Sie setzte sich stets für Frieden und Freundschaft ein. Und sie war eine Poetin.«