Vermisst

Sie war eine Poetin

Judy Weinstein Haggai war Lehrerin im Kibbuz. Foto: Sabine Brandes

Vermisst

Sie war eine Poetin

Judy Weinstein Haggai aus dem Kibbuz Nir Oz wurde von den Terroristen der Hamas ermordet

von Sabine Brandes  15.05.2025 09:33 Uhr

Sie starben wahrscheinlich zusammen. Judy Weinstein Haggai war mit ihrem Mann Gadi auf dem Morgenspaziergang, als die Sirenen losschrillten und Schüsse die Ruhe im Kibbuz Nir Oz zerrissen. Auf einem Feld in der Nähe des Kibbuz suchten sie Schutz.

Das Ehepaar lebte seit vielen Jahren im Kibbuz. Es hatte vier Kinder und sieben Enkelkinder. Gadi war israelisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger, Judy stammte ursprünglich aus Kanada. Bis zu ihrem Tod war die 70-Jährige Englischlehrerin und arbeitete zudem mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen.

Sie setzte Meditations- und Achtsamkeitstechniken ein, um Mädchen und Jungen zu behandeln, die unter Angstzuständen litten, entstanden durch die Traumata des Raketenbeschusses der Hamas auf die südlichen Gemeinden Israels.

Zunächst war angenommen worden, dass beide von der Hamas als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden.

Ein Video, das sie mit ihrer Familie in einem Gruppenchat teilte, zeigt sie und ihren Mann in dem Feld. Es war das letzte Lebenszeichen, das die Angehörigen von den beiden erhielten. Zunächst war angenommen worden, dass beide von der Hamas als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Doch später erklärten israelische Sicherheitsbehörden, dass sowohl Judy als auch ihr Mann Gadi ermordet worden seien. Für die Familie gibt es dennoch keinen Abschluss.

»Wir befinden uns in einer Art Schwebezustand«, sagt die Tochter Iris Weinstein Haggai. »Es gibt keine forensische Bestätigung, und die Angst in meinem Kopf sagt mir, dass ich mir nicht sicher sein kann, bis sie zu Hause ist. Vielleicht ist sie noch da und wartet darauf, dass wir sie retten?« So stecke die Familie »zwischen den Welten fest«, sagt Weinstein Haggai: »Wir verlassen uns auf Geheimdienstberichte und beneiden diejenigen, die ihre Liebsten begraben konnten.«

»Sie ist eine Unternehmerin, die es liebte, kreativ zu sein«, schrieb der Kibbuz Nir Oz in einem Nachruf über Judy Weinstein Haggai, nachdem sie für tot erklärt worden war. »Sie setzte sich stets für Frieden und Freundschaft ein. Und sie war eine Poetin.«

Berlin

«BILD«: Hinweis auf Ausspähung von deutschen Juden durch den Iran kam vom Mossad

Die Hintergründe

 01.07.2025

Meinung

Kontrollverlust im Westjordanland

Immer wieder ziehen radikale Siedler marodierend durch palästinensische Ortschaften. Nun machen sie nicht einmal mehr vor Soldaten der eigenen Armee Halt

 01.07.2025

Washington D.C.

Trump will Netanjahu am Montag treffen

Der US-Präsident und der israelische Ministerpräsident wollen über den Gazastreifen und den Iran sprechen

 01.07.2025

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Krieg

»Unser Schmerz macht uns nicht blind für das Leid anderer«: Palästinenser in Gaza zeigen Fotos getöteter israelischer Kinder

Bei Mahnwachen im Gazastreifen fordern Palästinenser mit einer ungewöhnlichen Aktion Frieden für Nahost. Die Gaza-Anwohner fordern auch die Freilassung aller aus Israel entführten Geiseln

 30.06.2025

Nahost

Kreise: Syrien und Israel sprechen über »Sicherheitsvereinbarungen«

Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Kriegszustand. Die neue Führung in Damaskus zeigt sich offen, das zu ändern. Aus Kreisen in Syrien heißt es, es gebe direkte Gespräche

 30.06.2025

Westjordanland

Siedlergewalt gegen Soldaten eskaliert

Jüdische Extremisten greifen Armeebasis an und zünden millionenteure Sicherheitsanlage zur Terrorverhinderung an

von Sabine Brandes  30.06.2025

Meinung

»Ha’aretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien«

Eine Äußerung des Premierministers deutet darauf hin, dass es eine Verschiebung der israelischen Prioritäten im Krieg gegen die Hamas gibt. Die Hintergründe

 30.06.2025