Syrien und Israel nähern sich an. Während in Israel noch hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen wird, äußerte sich Syriens Präsident Ahmed al-Sharaa jetzt ganz offen. Gegenüber arabischen Journalisten bestätigte er, dass sich seine Regierung in »fortgeschrittenen Gesprächen mit Israel über ein Sicherheitsabkommen befindet«, wie Sky News Arabic berichtete.
Eine derartige Vereinbarung werde auf den Grundsätzen des israelischen Truppenabzugsabkommens von 1974 basieren. Im Jahr zuvor hatten sich die Länder während des Jom-Kippur-Krieges bekämpft.
Entmilitarisierung der syrischen Golanhöhen
Allerdings gab sich der einstige Dschihadist al-Sharaa nicht gerade euphorisch. Berichten zufolge habe er gesagt, dass er »nicht glaube, der richtige Zeitpunkt für ein Friedensabkommen mit Israel ist gekommen«. Dennoch werde er nicht zögern, jedes Abkommen anzunehmen, das Syrien und der Region zugutekomme, hob er hervor.
Der israelische Fernsehkanal 12 berichtete am Sonntagabend über die Grundsätze eines möglichen Sicherheitsdeals. Es hieß, beide Seiten würden sich auf die folgenden Punkte einigen: Entmilitarisierung der syrischen Seite der Golanhöhen, die Verhinderung der Wiederherstellung des syrischen Militärs, das Verbot der Einfuhr von Waffen nach Syrien, die eine Bedrohung für Israel darstellen könnten, und die Einrichtung eines humanitären Korridors in die syrische Region Jabal al-Druze.
Im Gegenzug würden die USA und die Golfstaaten das Land, das seit 2011 von einem blutigen Bürgerkrieg heimgesucht wird, wiederaufbauen.
Al-Sharaa: »Ich glaube nicht, dass der richtige Zeitpunkt für ein Friedensabkommen mit Israel gekommen ist.«
Wenige Stunden zuvor war der US-Gesandte Thomas Barrack in Israel eingetroffen. Er sprach mit Premierminister Benjamin Netanjahu über Syrien und den Libanon. Am Dienstag hatte der israelische Minister Ron Dermer in Paris Gespräche mit dem syrischen Außenminister Asaad al-Shibani über Sicherheitsvorkehrungen geführt, berichteten Quellen. Unter US-Vermittlung hatte es bereits zuvor Gespräche zwischen den beiden Nahostländern gegeben.
Präsident Al-Sharaa wurde in der saudischen Hauptstadt Riad als Sohn einer syrischen sunnitischen Familie geboren, die von den Golanhöhen stammte, und wuchs in Damaskus auf. Unter seinem nom de guerre Abu Mohammad al-Jolani war er der Kommandeur von Al-Qaida und Chef der Terrororganisation Nusra-Front.
Heute beteuert er immer wieder, er habe dem Terror völlig abgeschworen, während er sich mit Staatsoberhäuptern in der ganzen Welt trifft. Die Trump-Regierung schenkt seinen Worten Glauben, zog das auf ihn ausgesetzte Kopfgeld in Höhe von zehn Millionen Dollar zurück und hob die Sanktionen gegen Syrien auf.
Syrischer Diktator al-Assad floh nach Russland
Im November 2024 hatte er eine elftägige Offensive gegen das Assad-Regime gestartet, die schnelle Siege in den Städten Aleppo, Hama, Homs und Damaskus mit sich brachte und die Welt überraschte. Der syrische Diktator Baschar al-Assad floh daraufhin mit seiner Familie nach Russland.
Nach Assads Sturz zerstörte Israel militärische Einrichtungen in Syrien, darunter mutmaßliche Chemiewaffenanlagen und Standorte von Langstreckenraketen. Man wolle verhindern, dass die Waffen Extremisten in die Hände fielen, erklärte die Regierung damals. Anschließend marschierten Einheiten der israelischen Armee in syrisches Gebiet ein und errichteten eine Sicherheitspufferzone entlang der Grenze auf den Golanhöhen.