Israel

Schluss mit dem Gewirr

Für ihn gehören die Fehler dazu. »Sie sind so etwas wie das Tüpfelchen auf dem i.« Choni Beigel, Hersteller der Lampen im Design israelischer Straßenschilder, kennt das Problem nur zu genau. Menschen aus aller Welt mit einer Affinität zu Israel bestellen bei ihm. Bei vielen Straßennamen aber gibt es völlig unterschiedliche transliterierte Schreibweisen. Ein neues Gesetz soll das jetzt ändern und Ordnung in das Buchstaben-Wirrwarr bringen.

So wird die Allenby-Straße in Tel Aviv auf einigen Beschilderungen Alenby oder auch Allnby geschrieben. Was also soll auf der Lampe stehen? »Ich muss dann jedes Mal fragen: ›Möchten Sie es in dieser oder der anderen Schreibweise?‹ Manche Leute wohnen in der Nähe eines Schildes mit einem Schreibfehler«, so Beigel. »Und dann haben sie vielleicht nicht nur die Straße, sondern auch den Fehler lieben gelernt.«

ärgernis Was vordergründig witzig anmuten mag, ist zumindest für Touristen oder Geschäftsleute nicht selten ein Ärgernis. Zum Beispiel, wenn sie im Leihwagen oder auf dem Rad durch die Gegend kurven und mit jedem weiteren Straßenschild verwirrter werden. Wer nimmt schon gern in einem fremden Land an einer Schnitzeljagd teil, ohne die Spielregeln zu kennen?

Ibn Gvirol wird manchmal zu Even Gvirol oder Iben Gabirol.

Besonders beliebt beim Fehlerteufel ist die Ibn-Gvirol-Straße, in vielen Städten Hauptverkehrsader. Die wird gern als Even Gvirol oder Iben Gabirol bezeichnet – oft innerhalb von wenigen Metern. Der Diplomat Abba Eban wird zu Aba Even. Und sogar vor dem Staatsgründer macht die problematische Orthografie nicht halt. David Ben Gurion kennt jeder im Land. Doch Ben-Guryon oder sogar Ben-Guriyon? So wird in Jerusalem gleich ein ganzes Stadtviertel bezeichnet – in fetten leuchtenden Lettern auf überdimensionalen Schildern.

Auch der geistige Vater des jüdischen Staates, Theodor Herzl, Namensgeber von Straßen und einer ganzen Stadt, wird verballhornt. Inmitten der Metropole Tel Aviv liegt die Herzl-Straße, die ab Hausnummer 59 plötzlich Hertzel geschrieben wird.

FANTASIE Doch es geht nicht nur um Straßennamen. Ganze Städte heißen plötzlich ganz anders. Da wird Eilat zu Elath oder Rishon Lezion zu Rishon Letsiyyon. Auch die ultraorthodoxe Hochburg Bnei Brak in der Nähe von Tel Aviv kann man manches Mal nur mit einer gehörigen Portion Fantasie entziffern, wenn auf dem Wegweiser geschrieben steht: Bene Berack.

Dass ausländische Besucher vor ihrer ersten Reise ins Heilige Land einen Hebräisch-Intensivkurs belegen, ist ebenfalls angeraten, damit sie wissen, wo sie sind, wenn sie in lateinischen Lettern »Kinneret« lesen, »Yam Ha›Melach« oder vielleicht sogar dringend zum »Rakevet« müssen. Letzteres soll sie nämlich zum Bahnhof geleiten.

Die Akademie der Hebräischen Sprache soll die Schriftweise festlegen.

Am Mittwoch vergangener Woche nahm die Knesset in einer ersten Lesung mit 33 zu null Stimmen eine neue Gesetzgebung an, die besagt, dass es eine einheitliche, korrekte Schreibweise für englische Straßenschilder geben muss. Eingereicht hatte sie Eitan Ginzburg, ehemaliger Bürgermeister von Raanana, einer Gemeinde mit einem hohen Anteil an angelsächsischen Einwanderern. Der Abgeordnete der Zentrumspartei Blau-Weiß hat vor, durch das neue Gesetz Ordnung in die Beschriftung zu bringen und eine Datenbank der Namen anzulegen. »Wir wollen Sprache res­pektieren«, sagte Ginzburg. »Das ist ein kleiner Schritt auf dem Weg, ein besser organisiertes Land zu werden.«

Das Gesetz würde die Akademie der Hebräischen Sprache damit beauftragen, die einheitliche Schreibweise auf Hebräisch, Arabisch und Englisch festzulegen und die Datenbank mit den Städte- und Straßennamen zu füllen sowie regelmäßig online zu veröffentlichen. Die lokalen Behörden hätten fünf Jahre Zeit, ihre Schilder zu korrigieren, sollte das Gesetz festgeschrieben werden.

Mansour Abbas, der Vorsitzende der arabischen Partei Raam, die Teil der Regierungskoalition ist, unterstützte die Einbringung als stellvertretender Parlamentspräsident, der die Diskussion leitete. »Es ist an der Zeit, dass wir auch im Arabischen korrekte Schilder haben.«

TOURISTEN Sarit Kahan ist Programmiererin in Jerusalem. Auf ihrem Weg zur Arbeit läuft sie jeden Morgen durch eine hübsche Straße. Rechts heißt sie »Rommema«, auf der gegenüberliegenden Seite »Romemah«. Noch nie aufgefallen? »Das gibt‹s doch nicht«, ruft sie, als sie auf die Schilder an den Häuserwänden schaut. Sie findet es fürchterlich unangenehm. »Touristen müssen ja denken, Israelis könnten nicht richtig schreiben.«

Der Code für die Transliteration von hebräischer in lateinische Schrift stammt von 1957.

Einer der Hauptgründe für das Verwirrspiel ist die Transliteration, bei der das Wort von der hebräischen in die lateinische Buchstabenschrift übertragen wird. Der Code hierfür stammt von der Akademie der Hebräischen Sprache aus dem Jahr 1957. Ein Team aus Sprachwissenschaftlern entwickelte ein System, mithilfe dessen jeder einzelne Buchstabe übersetzt wird. Verbindlich ist es nicht, viele Behörden halten sich dennoch akribisch daran.

Durch das neue Gesetz aber sollen Wortungetüme wie »Herzliyya« oder »Hertzeliyya« verschwinden. An anderer Stelle heißt die Stadt wesentlich leserlicher »Herzlia«. »Und damit ehren wir unsere Visionäre wie etwa Theodor Herzl«, ist Ginzburg überzeugt. »Denn die haben es verdient, dass wir ihre Namen richtig schreiben.«

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